Ein neuer Teil....Ich bin guter Dinge, dass ich die Story bald fertig bekomme....
Unterdessen fand Alex am nächsten Morgen Gerrits Brief und sein Handy im Briefkasten. Besagter Brief war adressiert an die Kommissare vom K11 sowie den Staatsanwalt und Markus Waller. „Komisch!“, dachte die Kommissarin, „Das ist doch Gerrits Schrift und das Handy gehört doch auch ihm“. Sie ging nach oben ins Büro. Da sonst noch keiner da war, machte sich die Kommissarin zuerst einen Kaffee, setzte sich an ihren Schreibtisch und las den Brief. Mit jedem Wort mehr, das sie las, wurde sie blasser und geschockter. Auch ihr schossen die Tränen in die Augen wie Gerrit am Tag zuvor. Als Alex mit lesen fertig war vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und ließ den Tränen freien Lauf. Gerrit war ihr als guter Freund trotz anfänglicher Probleme mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Er war sympathisch, immer locker drauf und für jeden Spaß zu haben - und das sollte jetzt einfach so vorbei sein. Die Kommissarin war fassungslos. Sie nahm nicht richtig wahr, wie ihre Kollegen, der Staatsanwalt und der Polizeipräsident sowie das Ehepaar Scholz das Büro betraten - sie hatten festgestellt, dass Gerrit spurlos verschwunden war und hatten dessen Mutter sowie Günter und Christina aufs Kommissariat bestellt, in der Hoffnung, sie könnten ihnen weiterhelfen. Sie fanden Alex in keiner guten Verfassung vor. Die Kommissarin gab Markus Waller stumm Gerrits Brief. Der Polizeipräsident las ihn vor - dabei wurde seine Stimme jedoch immer leiser.
„Hallo Alex, André, Viktoria, Jonas, Herr Staatsanwalt, Herr Waller, Michael, Wenn Ihr diesen Brief lest, bin ich vielleicht nicht mehr bei Euch. Um es kurz zu machen: Ich habe gestern Nachmittag im Krankenhaus meine Befunde abgeholt. Die grausame Diagnose: akute Leukämie. Jetzt ist es klar, woher meine Attacken, Atemnot, blauen Flecken, etc. kamen. Ich habe maximal noch drei Monate zu leben. Ich könnte nur noch durch eine Knochenmarktransplantation gerettet werden, aber die Chancen, in drei Monaten einen Spender zu finden, sind sehr schlecht. Alex, jetzt weißt Du auch, warum ich gestern Abend im Park so heftig reagiert habe - es tut mir Leid. Ich bitte Euch, nicht nach mir zu suchen. Ich möchte mit meinem Leben alleine abschließen. Es ist vielleicht feige, Euch einen Brief zu schreiben, aber alles andere wäre für mich zu schmerzvoll. Ich kann meine Tränen so schon nicht zurückhalten. Und diesen jämmerlichen Anblick möchte ich Euch ersparen. Mein Leben neigt sich dem Ende zu. In spätestens drei Monaten ist es beendet. Vielleicht aber beende ich selbst es auch schon früher, um nicht mehr leiden zu müssen. Vergesst mich nicht! Gerrit“
Nach dieser knallharten Offenbarung sagte keiner ein Wort. Es herrschte Entsetzen, Trauer und Fassungslosigkeit. Der Polizeipräsident klärte Gerrits Familienangehörige persönlich auf. Elisabeth Grass erlitt einen Nervenzusammenbruch und kam ins Krankenhaus. Alle ließen sich testen, aber die Ergebnisse waren negativ. Weder Gerrits Familienangehörige noch das Ehepaar Scholz sowie Alex, André, Kirki und Markus Waller kamen als Spender in Frage.
Doch eines Tages kam Gerrit unerwartet zurück. Er hatte es nicht über sich gebracht, sein Leben früher zu beenden. Er ging spät Abends ins K11, wo er nur noch auf Alex traf. Diese war überrascht, den Kommissar zu sehen. „Gerrit! Was machst Du denn hier?“. „Ich hab's am Bodensee nicht mehr ausgehalten. Nur Du bist noch da?“. „Ja, die anderen sind schon weg. Du warst am Bodensee?“. „Ja, in Konstanz. Eigentlich ne schöne Stadt.“. Der Kommissar war ziemlich geistesabwesend und niedergeschlagen. Er setzte sich auf die Couch und schaute in die Leere. „Noch zweieinhalb Monate.“. „Gerrit! So darfst Du nicht reden!“. „Und warum nicht? Ich weiß, dass ich nie mehr gesund und sterben werde. Ich sehe den Tatsachen ins Auge und habe mich mit meiner Krankheit und der jetzigen Situation abgefunden.“. Der Kommissarin schossen Tränen in die Augen - Gerrit dagegen blieb ganz ruhig. Zumindest äußerlich. Alex nahm ihn spontan in den Arm. Sie bemerkte, dass Gerrit trotzdem sehr schwach war und sprach ihm weiter Mut zu, er solle die Hoffnung nicht aufgeben. Doch auch sie wusste, dass die Chancen auf eine Heilung in der geringen Zeit fast gleich Null standen. Der Kommissar ließ Alex nicht mehr los - es folgte eine innige Umarmung unter guten Freunden, die jedoch von Michael unbemerkt beobachtet wurde. Dieser fasste darauf einen folgenschweren Entschluss.
Ich bin begeistert eine schöne FS....mir sind jetzt dabei wirklich die Tränen gekommen, ich konnte sie nicht zurückhalten es war richtig emotional geschrieben. Armer Gerrit er hatte sich erst nicht damit abgefunden....kam aber trotzdem zurück weil er es nicht übers Herz gebracht hätte, er kann einem echt leid tun.....hoffe doch sehr das noch ein Knochenmarkspender kommt, Gerrit darf nicht sterben.
Und Alex nimmt ihn in den Arm....eine Innige Umarmung unter Freunden, das nenne ich Freundschaft....doch bleibt die Frage was hat Michael vor????Ich hoffe doch nichts schlimmes oder will er vielleicht nur Gerrit helfen??? Aber er sah die beiden in dieser Innigen Umarmung ich hoffe das hat kein folgenschwerer Nachteil.
Ansonsten dickes Lob von meiner Seite und freue mich schon rießig auf eine FS
Als sich Alex und Gerrit voneinander gelöst hatten, waren beide verlegen. Die Kommissarin versuchte, dies zu überspielen und bot ihrem Kollegen an, ihn nach Hause zu fahren. Gerrit nahm das Angebot dankend an. Am nächsten Morgen wollte er seine Mutter besuchen.
Elisabeth Grass war total überrascht ihren Sohn zu sehen und nahm in sofort in den Arm. Gerrit konnte, genauso wie seine Mutter, die Tränen nicht länger zurückhalten. Lange standen die beiden Arm in Arm in der Haustür. Irgendwann gingen sie zusammen ins Wohnzimmer. Jetzt, zu Hause bei seiner Mutter, kam dem Kommissar alles wieder hoch - all das, was er in den letzten Tagen erfolgreich verdrängt hatte. Es folgte ein ausführliches Gespräch zwischen Gerrit und Elisabeth Grass, zu dem auch relativ bald Günter dazustieß. Gemeinsam wurde gefrühstückt, in alten Fotoalben geblättert sowie in Erinnerungen geschwelgt. Am späten Vormittag kamen noch Christina und Lisa vorbei. Da Gerrits Nichte Ferien hatte, musste sie nicht in die Schule. Zusammen kochten sie das Mittagessen und Gerrit hatte seit langer Zeit wieder ein Lachen im Gesicht und vergaß für ein paar Stunden völlig, dass er todkrank war.
Erst als der Kommissar sich am späten Nachmittag in sein Auto setzte, um nach Hause zu fahren, wurde ihm alles wieder schlagartig bewusst. Traurig, aber noch halbwegs gefasst, beschloss er, zu Alex zu fahren. Zwischen der Kommissarin und Gerrit war eine Freundschaft entstanden, was zu Beginn von Gerrits Vertretung im K11 keiner geahnt hatte. Alex war immer für ihren Kollegen da und dafür war ihr der Kommissar zutiefst dankbar - zwar standen ihm auch seine Familie und andere Freunde zur Seite, aber gerade von Alex hatte Gerrit es irgendwie am wenigsten erwartet. Der Kommissar hatte Glück, Alex war zu Hause. Sie war positiv über seinen Besuch überrascht und so betrat Gerrit zum ersten Mal die Wohnung der Kommissarin. Die beiden setzten sich auf die Couch und wieder folgte für den fertigen Gerrit ein langes Gespräch.
Keiner der zwei ahnte, was sich in dem Moment in der Uniklinik abspielte. Ein Mann betrat das Krankenhaus und fragte nach Daniel Menners. Er wurde zu dessen Büro gebracht, klopfte an die Tür und nach einem „Ja bitte!?“, trat er ein. „Guten Tag. Sie sind Dr. Daniel Menners?“. „Ja, der bin ich. Was kann ich für sie tun?“. „Es geht um Gerrit Grass. Er ist doch ihr Patient oder?“. Der Arzt bejahte. „Ich weiß, dass er an akuter Leukämie erkrankt ist und möchte mich für eine Transplantation testen lassen.“. „Okay.“, meinte Dr. Menners, „Dann brauche ich noch Ihre Personalien und alle nötigen Informationen für einen Test.“. „Kein Problem. Wann wären die Testergebnisse denn da?“. „Wenn alles glatt läuft, morgen Vormittag.“. Der Fremde nickte sichtlich zufrieden, gab alle notwendigen Daten an und wurde anschließend getestet.
Währenddessen waren Alex und Gerrit immer noch am Reden - sie unterhielten sich bis spät in die Nacht. Plötzlich klingelte das Telefon der Kommissarin. Sie stand auf und nahm den Hörer ab. Es war Günter, der wissen wollte, ob sein Bruder bei Alex war - als die Kommissarin dies bestätigte, war Günter beruhigt. Die zwei verabschiedeten sich und Alex ging zurück ins Wohnzimmer - doch Gerrit war eingeschlafen. Seine mittlerweile beste Freundin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie legte eine Decke über ihn und begab sich dann selber in ihr Bett.
Als Gerrit am nächsten Morgen aufwachte, bekam er einen Schreck, bis ihm einfiel, dass er bei Alex war. Diese war schon auf den Beinen und hatte Frühstück gemacht. Der Kommissar rappelte sich auf und ging ins Badezimmer, um sich frisch zu machen - Alex hatte an alles gedacht und ihm das, was er benötigte, hingelegt. Danach begab sich Gerrit in die Küche. „Morgen, Alex“, meinte er. „Hey, Gerrit. Hast du gut geschlafen?“, erwiderte die Kommissarin. „Ja, ich konnte endlich mal wieder halbwegs durchschlafen“. Alex lächelte und stellte das zubereitete Frühstück auf den Küchentisch.
Da klingelte Gerrits Handy. Er ging ran. „Grass...Dr. Menners! Was...WAS???“. Der Kommissar hätte beinahe sein Handy fallen gelassen. „Das ist jetzt nicht Ihr Ernst...Das kann doch nicht sein...Ich...Ja, ja ich komme sofort!“. Gerrit legte auf und konnte es überhaupt nicht fassen. In seinem ersten Überschwang der Gefühle nahm er Alex in den Arm und wirbelte sie herum. Die Kommissarin war völlig perplex. „Mensch, Gerrit! Was ist denn los?“. „Alex, Du wirst es kaum glauben, aber Dr. Menners hat einen geeigneten Spender gefunden!“.
Endlich einen geeigneten Spender....ich habe auch schon eine leistest Vermutung wer es sein kann, ich sage es aber noch nicht. Ich kann mir nur denken das dieser Jemand aus dem engsten Freundeskreis sein kann....den in dem vorherigen Abschnitt stand ja drin.... "Michael fasst einen folgenschweren Entschluss!!!"......ich kann mir also was denken, aber ich weiß es nicht wirklich.
Alex schaute den Kommissar fassungslos an, bevor sie einen Freudenschrei ausstieß. „Gerrit, das ist super!! Lass uns sofort in die Klinik fahren!“. Gesagt, getan - die zwei fuhren auf schnellstem Wege ins Krankenhaus. Dort angekommen, machten sie sich auf den Weg zu Dr. Menners Büro, der sie schon erwartete. „Guten Morgen, Herr Grass!“, sagte der Arzt und schaute dann zu Alex, „Sie sind Frau Rietz, wenn ich mich richtig erinnere?“. „Ja, die bin ich!“, erwiderte die Kommissarin. „Schön. Herr Grass, ich konnte ihnen und ihrer Freundin die tolle Neuigkeit ja schon am Telefon mitteilen. Der Spender möchte jedoch vorerst anonym bleiben. Ob er sich später bei ihnen meldet ist dann ganz alleine seine Sache.“.
Gerrit nickte. Er hätte zwar gerne gewusst, wem er sein Leben zu verdanken hatte, aber die Erleichterung und Freude überwog eindeutig. „Wann kann denn die Transplantation vonstatten gehen?“, fragte der Kommissar. „Wir haben den Termin für morgen früh um 9.00 Uhr festgelegt. Ich möchte sie aber bitten, Herr Grass, schon heute gegen den späten Nachmittag mit allen Sachen, die sie für einen Krankenhausaufenthalt benötigen, zu kommen.“. Gerrit nickte. „Ja, kein Problem.“. „Schön!“, meinte Dr. Menners, „Ich muss jetzt los zur Visite, deshalb schlage ich vor, alles weitere besprechen wir heute Abend.“. Gerrit war einverstanden und so verabschiedete er sich mit Alex.
Draußen auf dem Krankenhausflur blickten sich die zwei an. „Freundin!“, rutschte es aus beiden gleichzeitig heraus. „Der denkt, wir sind mittlerweile zusammen!“, meinte die Kommissarin. Ihr Kollege grinste nur und machte sich gut gelaunt auf den Weg - er wollte alle informieren, dass sie ins K11 kommen sollen. Dort wollte er die freudige Bombe platzen lassen. Alex folgte ihm und war nicht weniger gut gelaunt.
Eine halbe Stunde später waren alle im K11 versammelt: Gerrits Familie, seine Freunde, Kollegen sowie der Polizeipräsident und der Staatsanwalt. Als der Kommissar freudig mitteilte, dass ein geeigneter Spender gefunden worden ist, waren alle regelrecht aus dem Häuschen. Elisabeth Grass liefen die Tränen über die Wangen und wurde von ihrem kranken Sohn in den Arm genommen. Alle Anwesenden waren erleichtert, froh und glücklich, aber auch positiv überrascht, dass doch noch ein passender Spender gefunden wurde.
„Wo ist eigentlich Michael?“, fragte Gerrit plötzlich. „Herr Naseband hat ein paar Tage Urlaub genommen und ist zu seinem Sohn nach Düsseldorf gefahren. Es ist wohl irgendwas passiert.“, lautete die Antwort von Markus Waller. „Aber mit seinem Sohn ist doch alles in Ordnung, oder?“. „Keine Ahnung, er wollte uns keine weitere Auskunft geben.“. Dies fanden zwar alle im Büro etwas verwunderlich, aber niemand dachte sich mehr dabei. Am späten Nachmittag machte sich Gerrit erneut auf den Weg in die Uniklinik - diesmal begleitete ihn seine Mutter und er war für einen längeren Aufenthalt gewappnet.
Die beiden wurden von Dr. Menners begrüßt und anschließend von ihm auf Gerrits Zimmer gebracht. Dem Kommissar wurde auf Wunsch ein Einzelzimmer zugeteilt. Der Arzt wollte später noch mal vorbeikommen und ließ Gerrit und seine Mutter vorerst alleine. Diese sprach ein Thema an, was ihr Sohn ganz und gar nicht toll fand.
„Sag mal, Gerrit, Liebling. Zwischen Dir und Alex, da läuft doch was, oder?“. „Mama!! Wie kommst Du denn jetzt auf so etwas?? Alex und ich sind sehr gut Freunde, aber mehr läuft da nicht - und mehr wird da auch nie sein!“. „Ja, aber, Gerrit, es wird Zeit, dass Du unter die Haube kommst und mir Enkelkinder schenkst. Und Alex wäre die perfekte Frau!“. „Mama!!“, der Kommissar klang genervt und angesäuert. „Ist ja schon gut, ist ja schon gut!“. Elisabeth Grass hob abwehrend die Hände. Einige Minuten herrschte Schweigen - bis Gerrit sagte: „Mama, sei mir bitte nicht böse, aber ich habe morgen einen schweren Tag vor mir und möchte jetzt gerne alleine sein.“.
Gerrits Mutter konnte ihn zwar verstehen, aber trotzdem fiel es ihr sichtlich schwer, ihren Sohn alleine zu lassen. „Und sag bitte im K11 Bescheid, dass ich heute nicht mehr besucht oder sonst irgendwie gestört werden möchte!“, rief der Kommissar ihr noch nach. Danach ließ er sich mit einem Seufzer auf sein Bett nieder. Hier würde er also nun die nächsten Tage verbringen. Gerrit lag eine Ewigkeit einfach auf seinem Bett, bis er eindöste.
Als Dr. Menners am späten Nachmittag zum abschließenden Gespräch vor der OP das Zimmer betrat, schreckte der Kommissar wieder hoch. „Oh, Entschuldigung, Herr Grass. Habe ich sie geweckt?“. „Nein, nein, das haben sie nicht.“. Der Arzt nickte, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich vor Gerrits Bett. Während die Zwei nun die restlichen Informationen, die für die OP wichtig waren, besprachen, betrat ein weiterer Mann die Uniklinik. Auch er würde die nächsten Tage hier verbringen. Äußerst zufrieden fragte er nach seinem Zimmer, welches im sogleich gezeigt wurde. Gerrit ahnte nicht, dass ausgerechnet dieser Mann sein Lebensretter war.
Am nächsten Morgen war es soweit: Um exakt 9.00 Uhr wurde der Kommissar unter Vollnarkose in den zweiten OP-Saal geschoben. Im ersten Saal war ein Ärzteteam gerade dabei, den Knochenmarkspender zu operieren. Für alle Operateure war es ein Routineeingriff und dementsprechend verliefen beide Operationen relativ rasch.
Drei Stunden später wurden Gerrit und der Spender auf extra Zimmer für Transplantationspatienten geschoben – allerdings auf zwei verschiedene und nicht nah beieinander, da der Spender weiterhin anonym bleiben wollte. Als der Kommissar weitere zwei Stunden später aus der Narkose erwachte, erblickte er an seinem Bett seine Mutter sowie seinen Bruder und brachte ein Lächeln zustande.
Obwohl Gerrit noch schwach war, versuchte er sich zu bewegen, doch seine Bemühungen wurden von dem herbeikommenden Dr. Menners wieder unterbrochen. „Herr Grass, noch dürfen sie sich nicht bewegen.“, meinte er, „Ruhen sie sich noch auch, heute Abend sehen wir dann weiter.“. Mit einem Zwinkern verschwand der Arzt und schaute nach dem Lebensretter. Im weiteren Verlauf des Nachmittags stattete auch Alex ihrem Kollegen einen Besuch ab. Gerrit war mittlerweile wieder etwas fitter, was sowohl er und Alex als auch sein behandelnder Arzt freudig zur Kenntnis nahmen.
Doch was sich bei dem Kommissar gut entwickelte, nämlich sein Zustand am Abend nach der OP, bereitete der gesamten ärztlichen Belegschaft bei seinem anonymen Spender große Sorgen. Weder Gerrit noch Alex ahnten, dass in ein paar Zimmern weiter gerade um das Leben des Mannes gekämpft wurde: Er hatte ein Narkosemittel nicht vertragen, war daraufhin ins Koma gefallen und hatte schließlich einen Herzstillstand erlitten.
Verzweifelt versuchten Ärzte und Schwestern ihn zu reanimieren und somit ins Leben zurückzuholen. Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es der Belegschaft endlich das Leben des Mannes doch noch zu retten. Die Ärzte schauten sich erleichtert an. Aber warum hatte der Spender ein Narkosemittel nicht vertragen? Dr. Menners beschloss, umgehend den Hausarzt des Patienten anzurufen und nach den nötigen Informationen zu fragen.
Währenddessen ging es Gerrit von Stunde zu Stunde wieder besser. Er wollte endlich wissen, wem er sein Leben zu verdanken hatte, aber der Arzt konnte und durfte ihm weiter keine Auskunft darüber geben. „Dr. Menners.“, fragte der Kommissar dann, „Können Sie schon sagen, wann ich hier rauskomme?“. „Ja, Herr Grass, das kann ich. Ich denke mal so in zwei Wochen können sie das Krankenhaus verlassen.“. „Und wenn ich auf eigene Verantwortung gehe?“. „Dann schon in einer Woche.“. Gerrit nickte zufrieden. Er wollte so kurz wie möglich in der Klinik bleiben – er mochte keine Krankenhäuser. Nach einiger Zeit machten ihn die ganzen weißen Wände und der bestimmte Geruch regelrecht aggressiv.
Der Kommissar fieberte seiner Entlassung entgegen und da er jeden Tag von seiner Familie und seinen Freunden besucht wurde, gingen die sieben Tage schnell vorbei. Als Gerrit schließlich die Uniklinik wieder kerngesund und guter Dinge verließ, ahnte er nicht, dass sein Lebensretter immer noch im Koma lag. Die Ärzte hatten herausgefunden, dass sogar der Hausarzt nicht wusste, dass der Mann ausgerechnet auf das eine Narkosemittel allergisch reagiert, das ihm vor der Operation verabreicht worden war.
Gerrit machte sich unterdessen auf den Weg zu seiner Mutter, dann ins Drogendezernat, wo er für alle völlig unerwartet seine Kündigung einreichte, und schließlich ins K11. Niemand wusste, dass er sich auf eigene Verantwortung entlassen hatte und schon aus dem Krankenhaus draußen war. Dementsprechend überrascht, aber auch glücklich waren die Menschen aus seinem Umfeld.
Im K11-Büro gab der Polizeipräsident sogar eine Runde Sekt aus, auch wenn Gerrit noch keinen Alkohol trinken durfte. „Herr Waller.“, meinte er auf einmal, „Ich habe in den letzten Tagen in der Klinik viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich beruflich eine neue Herausforderung brauche. Ich habe im Dezernat bereits gekündigt. Steht Ihr Angebot noch, das Sie mir an meinem letzten Vertretungstag gemacht haben?“. „Sie meinen, dass Sie hier als fest angestellter Kommissar arbeiten können, Herr Grass?“, erwiderte Markus Waller. Gerrit nickte. „Ja, das Angebot steht noch.“. „Dann nehme ich es an.“.
Der Polizeipräsident lächelte. „Ich kann nur noch sagen: Herzlich willkommen im K11, Herr Grass!“. „Danke.“. Der Kommissar freute sich genauso wie Alex und André, die ebenfalls im Büro waren. Somit bestand das K11-Team wieder aus drei Kommissaren plus André, Hannah und Max, die als Mitarbeiter gar nicht mehr wegzudenken waren. Als der Staatsanwalt wenig später nach einem Gerichtstermin vorbeikam, um nach dem Rechten zu sehen, war auch er positiv überrascht Gerrit anzutreffen und über dessen Entscheidung.
Der Kommissar versprühte nach seiner besiegten Krankheit totale Lebensfreude und hätte am liebsten schon gleich angefangen richtig zu arbeiten – doch dazu war es definitiv noch zu früh. Aber weil Gerrit sich schon nützlich machen wollte, erklärte er sich bereit die Aktenarbeit zu übernehmen. Seine neuen Kollegen schüttelten nur die Köpfe. Während Kirki dann zu seinem nächsten Gerichtstermin verschwand, verließ auch Markus Waller das Büro und versprach, sich um Michael zu kümmern, damit er bei seiner Rückkehr nicht gleich schon wieder anfing, grundlos auf Gerrit rumzuhacken.
Am nächsten Morgen hatten Alex und Gerrit Frühdienst – eigentlich nur Alex, aber ihr Kollege kam auch. Gegen 9.00 Uhr brachte Hannah eine aufgelöste Frau ins Büro. Es war Olivia Naseband, die Ehefrau von Michael. „Alex.“, sagte sie, „Alex, Du musst mir helfen! Michael ist verschwunden!“. „Wie bitte? Olivia, ganz ruhig. Setz Dich erst mal und dann erzähl alles in Ruhe. Das ist übrigens mein Kollege Gerrit Grass.“, erwiderte die Kommissarin. „Gerrit, das ist Olivia Naseband, Michaels Frau.“. Olivia nickte ihm zu – sie hatte schon viel von Gerrit gehört. Allerdings nur Schlechtes von ihrem Mann.
„Und nun von vorn. Was meinst Du mit: Michael ist verschwunden?“. „Er hat mir vor ungefähr einer Woche gesagt, dass er zu seinem Sohn fahren muss, da angeblich etwas nicht in Ordnung sei. Was wollte er mich allerdings nicht sagen. Er hatte schon alles gepackt und mich quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich habe mich übergangen gefühlt und einen Streit angefangen, worauf er wütend die Wohnung verlassen hatte. Und heute Morgen ruft mich Mike an und fragt, ob er uns in den nächsten Ferien besuchen darf. Ich war natürlich erst mal perplex, weil ich Michael ja bei seinem Sohn vermutet hatte. Aber dann hat sich herausgestellt, dass Michael nie in Düsseldorf war.“.
So Große ...ich bin jetzt auch aml zum lesen gekommen und finde die Geschichte echt interessant.....findet Gerrit raus Wer sein Spender war?...freu mich auf die nächste fs
omgg.. ich ahne schon WER der Spender war: MICHAEL!! Das passt nämlich alles zusammen : sein Verschwinden, der Unbekannte schnell weiter .. bin echt gespannt...
Alex und Gerrit blickten sich geschockt an. „Und wegen Ihrem Streit kommen Sie erst jetzt zu uns, Frau Naseband?“, fragte der Kommissar. „Ja, richtig. Wir waren beiden sauer, deshalb hab ich mir nichts weiter dabei gedacht, dass Michael sich nicht gemeldet hat. Und jetzt mache ich mir total die Vorwürfe. Wenn ihm irgendwas passiert ist?!“. „Olivia, mach Dir keine Vorwürfe! Du konntest das doch nicht ahnen. Danke, dass Du uns Bescheid gesagt hast, wir kümmern uns drum.“. „Hat...Hat Michael Euch auch angelogen?“.
Alex nickte langsam. „Ja. Ja, das hat er. Aber wir werden herausfinden warum. Darauf kannst Du Dich verlassen.“. Diesmal nickte Olivia. „Sagt Ihr mir Bescheid, wenn es etwas Neues gibt? Ich muss jetzt los zur Arbeit.“. „Natürlich, das machen wir, Frau Naseband, Wir melden uns sofort bei Ihnen, sollten wir etwas in Erfahrung bringen.“. Olivia bedankte und verabschiedete sich – sie war von Gerrit nach all den Erzählungen von Michael positiv überrascht. Er hatte bei ihr einen sympathischen Eindruck hinterlassen.
Alex und Gerrit grübelten über das seltsame Verhalten ihres Kollegen nach. „Gerrit, warum hat er uns alle angelogen?“. „Ich weiß es nicht. Ich check erst mal alle Verbindungen nach Düsseldorf.“. „Ja, mach das. Und ich informiere den Polizeipräsidenten.“. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich niemand mit dem Namen Michael Naseband nach Düsseldorf gereist war – weder per Zug noch per Flugzeug. Auch Markus Waller wusste nicht, was wirklich mit Michael los war – der Kommissar blieb verschwunden und war unerreichbar, was Alex und Gerrit dazu veranlasste eine Fahndung nach ihrem Kollegen rauszugeben.
Am darauffolgenden Tag erschien das Fahndungsfoto und die Vermisstenanzeige in der Süddeutschen Zeitung. Schon am Morgen gingen zahlreiche Hinweise der Bevölkerung ein, doch alles war nur heiße Luft. „Ich hasse Leute, die sich durch so was nur wichtig machen wollen!“, fluchte Alex im Büro. Gerrit wollte etwas erwidern als die Tür aufging und Dr. Menners den Raum betrat. „Dr. Menners.“, entfuhr es den Kommissaren gleichzeitig, „Was machen Sie denn hier?“. „Frau Rietz, Herr Grass, ich muss mit Ihnen dringend sprechen. Nachdem ich heute Morgen in der Zeitung das Bild ihres Kollegen gesehen habe, bin ich von der Schweigepflicht entbunden.“. Alex und Gerrit schauten sich verwundert an.
Der Arzt setzte sich auf den Zeugenstuhl und fuhr fort. „Ich weiß, wo Herr Naseband ist. Er liegt bei uns in der Klinik auf der Intensivstation. Er hat einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet. Dabei hat er aber ein Narkosemittel nicht vertragen, was wahrscheinlich noch nicht einmal er selbst wusste. Nach der OP mussten wir ihn reanimieren und nun liegt er im Koma. Herr Naseband hat einem Mann verholfen wieder ganz gesund zu werden, hat aber dies fast mit seinem eigenen Leben bezahlt. Herr Grass, ihr Kollege ist der anonyme Knochenmarkspender – ihr anonymer Lebensretter.“.