Im Büro der Kommissare im K11 herrschte bedrücktes Schweigen. Gerrit saß auf Alex Platz, Michael stand hinter ihm am Fenster und ich hockte auf der Couch und telefonierte mit Suko. "Super in die Falle getappt, John", sagte er sarkastisch. "Wenn ich ein Mal nicht bei dir bin. Habt Ihr eine Ahnung, wo die Frau ist?" "Nein, wir wissen es nicht. Wir müssen warten, bis Grimes sich meldet." "Das wird nicht lange dauern. Die Frage ist, was plant er? Wieso hat er euch nicht gleich erledigt, in der Leichenhalle?" "Weil er gern spielt. Du kennst ihn doch. Die Leichenhalle war gut, um an ein Druckmittel zu kommen, aber das Finale will er an einem Ort steigen lassen, der besser zu seinem gewünschten Sieg passt." "Er wird sie nicht freilassen." Ich sah, wie Michael aufhorchte. "Das weiß ich, Suko. Hör mal, ich weiß, dass du die Dämonenpeitsche nicht gern hergibst, aber es könnte sein, dass ich sie hier brauche." "Dann nimm sie. Aber denk dran, John, du kannst nicht so gut damit umgehen wie ich." Ich spürte sein Lächeln förmlich durch den Hörer. "Ich bekomme das schon hin." "John, ich glaube nicht, dass sie Grimes töten kann." "Ich auch nicht, aber vielleicht in Kombination mit meinem Kreuz." "Sei bloß vorsichtig." "Bin ich. Mach´s gut." Damit legte ich auf. "Was meinte er? Wieso sollst du vorsichtig sein?" Gerrit sah mich interessiert wie immer an. "Das Kreuz ist weißmagisch aufgeladen. Die Dämonenpeitsche ist eine mächtige, schwarzmagische Waffe. Ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn diese beiden Waffen sich berühren." Ich sah das Erschrecken in seinem Blick. Michael starrte weiter aus dem Fenster. Er seufzte, ging zur Kaffeemaschine und machte für uns Kaffee. Er reichte mir wortlos eine Tasse, sein Blick war milder geworden. Wir beide hatten ein Ziel, ein gemeinsames Ziel. Wir mussten Alex retten, möglichst ohne dabei selber draufzugehen. Andre kam ins Zimmer und legte uns einen Brief auf den Tisch. Er sah mich und Michael flüchtig an und verschwand. Gerrit schaute ihm verwundert nach, nahm dann aber ein paar Handschuhe und öffnete den Brief. Er stöhnte leise auf. In dem Brief war nur ein Foto. Ich nahm es in die Hand und sah es an. Alex war zu sehen, unter einer karierten, alten Decke auf einer Matratze vor einer kahlen Wand. Sie sah verängstigt aus, aber ansonsten unverletzt. Während Michael und Gerrit das Foto geschockt ansahen, ließ es mich aufatmen. Ich kannte Opfer von Grimes und die hatten ganz anders ausgesehen. Ich drehte das Foto herum. 'Morgen um 23 Uhr. Alte Kapelle im Wiesinger Wäldchen.' Michael ging zu einer Karte und suchte darauf herum. Etwas außerhalb von München im Süden lag das Waldgebiet. "Da kommt man nur zu Fuß hin. Ziemlich verwildert." "Eine eingefallene Kirche. Wie passend." "Ob Alex auch da ist?" "Ganz bestimmt sogar. Wenn wir da auch nur eine Minute zu früh auftauchen, ist sie tot." Michael sah mich fragend an. "Wir müssen nach seinen Regeln spielen?" "Ja. Wir spielen nach seinen Regeln und improvisieren, sobald sich die Gelegenheit ergibt." "Alex Leben hat Vorrang." "Wenn wir draufgehen, ist sie genauso tot. Grimes hat nicht vor, sie am Leben zu lassen. Aber er wird sie sicher beim Treffen dabei haben. Das ist unsere Chance." "Aber was sollen wir machen?" Gerrit erwartete ein Patentrezept. Ich seufzte. "Schlafen, essen und uns vorbereiten. Wenn wir dort sind, warten wir ab, bis Grimes seinen Zug gemacht hat und dann müssen wir gemeinsam handeln." Beim Wort 'gemeinsam' hatte ich Michael streng angeschaut. Er nickte mir zu. "Ich fahre jetzt in meine Pension. Und ihr solltet euch auch ausruhen. Machen könnt ihr jetzt nichts, also sammelt eure Kräfte. Grimes hat uns mehr als 24 Stunden Zeit gegeben. Damit will er uns zermürben. Wir können die Zeit aber auch vernünftig nutzen." "Ich kann nicht schlafen, während Alex in den Fängen dieses Monsters ist." "Wenn du da übermüdet auftauchst, bringt es ihr gar nichts." Ich hoffte, dass Michael verstand, dass ich mir auch Sorgen um Alex machte. Und ich hoffte, dass er keine Dummheiten machte. Wenn er hier versuchte den Helden zu spielen, würde er Alex mit Sicherheit nie wieder sehen, oder wenn, dann nur in Stückchen.
"Ihm ist es doch scheißegal, was aus Alex wird", fluchte Michael, während er im Büro auf und ab lief. "Er kennt Grimes. Und er weiß, was er tut. Ich denke nicht, dass Alex ihm egal ist." Gerrit sah Michael streng an. "Du wirst nicht versuchen, sie auf eigene Faust zu retten, nur um ihm eins auszuwischen, oder? Die Ghouls hätten uns erledigt, wenn er nicht gewesen wäre." "Unsinn. Zwei hast du getötet." "Mit seiner Waffe. Mit seinen speziellen Kugeln." Gerrit trat neben Michael. "Micha, sieh es ein. Ohne ihn haben wir keine Chance. Und nimm endlich seine Waffen an. Du hast doch gemerkt, dass er Recht hat. Normale Kugeln tun Ghouls nicht mal weh." Er seufzte. "Scheiße." "Ja, das trifft es. Micha, ich mach mir auch Sorgen um Alex und würde am liebsten sofort losstürmen. Aber in diesem Kampf sind wir nur die Bauern. Mit Johns Hilfe, können wir vielleicht alle überleben." "Wir müssen Grimes aufhalten. Ich möchte hier keine Ghoul-Armee haben." "Jetzt denkst du wie er." Gerrit lächelte Michael an und schlug ihm leicht auf die Schulter. "Grimes vernichten, Alex retten, John wieder nach Hause schicken." "Klingt gut." Michael erwiderte das Lächeln "Ich fahre nach Hause. Wir sehen uns dann morgen Mittag zur Einsatzbesprechung." Er nahm seine Jacke und verließ das Büro. Michael nahm das Bild von Alex in die Hand und strich über deren Wange. "Wir holen dich da raus, Kollegin. Vertrau uns einfach." Dann nahm auch er seine Jacke und ging nach Hause. Er aß etwas, legte sich ins Bett und starrte die Decke an.
So, nachdem ich wieder im Land bin jetzt mal ein Kommi von mir ...
Ich muss zugeben ich stand der Story erst ein wenig skeptisch gegenüber, ich war mir nicht so sicher ob Sinclair und die K11ler zusammenpassen ... aber nachdem ich jetzt alles gelesen habe bin ich absolut begeißtert und warte schon sehnsüchtig auf den nächsten Teil!!!! Also großeß Lob! Und bitte gaaaaanz schnell weiter!!!!
Auch Alex lag in ihrem Gefängnis und blickte durch die Dunkelheit zur Decke hinauf. Die Luft war stickig und unangenehm schwül. Sie bemühte sich, das zu ignorieren. Ihre Gedanken schweiften ab, sie dachte an ihre Freunde und an John. Sie sah dessen lächelndes Gesicht vor sich, die blauen Augen, die denen von Gerrit so ähnelten. Dieser Mann hatte ihr bedingungslos geglaubt, er hatte ihr helfen wollen, hatte sich dem Dämon gestellt, der sie bedrohte. Sie lächelte leicht. 'Alex, hör auf zu träumen', rief sie sich selber zur Ordnung. John würde sicher nicht auf einem weißen Ross hier herein galoppiert kommen und sie retten. Er, Michael und Gerrit mussten einfach abwarten, was Grimes tun würde. Grimes. Dieser Bastard wollte sie töten. Er ließ sie in Ruhe, damit sie einen guten Köder für John abgeben konnte und dann sollte sie sterben. Er wollte sie… fressen. Oder schlimmeres. Zitternd zog sie ihre Decke fester um ihren Körper. Eine weitere Sorge stieg in ihr auf. Die Sorge um Michael. Der war ein Hitzkopf und kannte keine Regeln, wenn es um sie ging. Er würde vor Angst um sie wahrscheinlich nah am Durchdrehen sein, sie kannte diese Situationen. Bisher hatte er sie immer retten können, meist indem er nachforschte und dann einfach losstürmte. Aber das ging hier nicht. Wenn er hier auftauchte, würde Grimes ihn einfach umbringen. Michael und Gerrit waren in diesem Spiel unwichtig und für Grimes waren sie nur Bauern, die man opfern konnte. Alex hoffte innig, dass Michael sich zurück hielt und John helfen würde. So hatten sie vielleicht eine Chance, das Ganze hier zu überleben. Eine winzig kleine Chance.
Vom Kommissariat aus, war ich mit einem Taxi in meine Pension gefahren. Hier lag ich nun auf meinem Bett, grübelte über meine Situation und konnte eigentlich zu keinen neuen Erkenntnissen finden, als die, die ich Gerrit und Michael schon mitgeteilt hatte. Irgendwann schlief ich über diese Gedanken ein und wachte erst am Mittag wieder auf. Sauer blickte ich auf meine Uhr und stellte fest, dass es noch über 24 Stunden waren. Was sollte ich in der Zeit machen? Im Büro sitzen und Akten bearbeiten? Oder einfach hier im Zimmer bleiben? Michael wollte ich eigentlich nicht über den Weg laufen. Sein vorwurfsvoller Blick war einfach nicht zu ertragen. Als es klopfte, schreckte ich hoch. "Ja?", fragte ich vorsichtig. Meine Waffe lag bereits in meiner Hand. "Ich bin es, Gerrit." Ich schob die Waffe zurück in das Holster und öffnete ihm die Tür. "Komm rein." "Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?" "Nein, ich bin schon ein paar Minuten wach." Ich wies auf eine Stuhl und er setzte sich. "Was gibt es?" "Ich… Naja, also… ich will dich echt nicht nerven, aber…" Lächelnd ließ ich mich auf der Bettkante nieder. "Was willst du wissen?" Dieser Mann war mir echt ein Rätsel. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich sonst auch so aufführte. "Du hattest mit Grimes schon öfter zu tun, nicht wahr?" "Ja. Einige Male. Aber es ist sehr schwer, einen Ghoul ins Gefängnis zu sperren. Er ist mir immer wieder entwischt." "Woher kommen seine Anhänger?" "Indem er Menschen tötet und sie in sich aufnimmt. Dann sondert er den Schleim ab und schon habe ich einen neuen Gegner." "Ist das normal, das Ghouls Menschen töten?" "Nein. Eigentlich sind es niedere Kreaturen, die über Friedhöfe schleichen und Leichen fressen. Ursprünglich gab es keine Ghouls, die Menschen angegriffen haben. Bis Grimes auftauchte. Er war nicht nur unglaublich böse, sondern leider auch recht intelligent. Und er hatte einen Traum." "Ein Ghoul-Armee." "Genau." Ich nickte ihm zu. "Und da ich versuche, das zu verhindern und immer wieder seine Geschöpfe vernichte, ist er auf mich nicht gut zu sprechen." "Diese Umwandlung… tut das weh?" "Ich würde es nicht empfehlen. Sein Schleim ist wie Säure. Schon mal langsam aufgelöst worden?" Gerrit schauderte und verzog angewidert das Gesicht. "Er wird Alex…" "Nein." Ich sprang hoch und schüttelte heftig mit dem Kopf. "Das wird er ihr nicht antun. Das werden wir nicht zulassen." Mein ernster Blick musste ihn wohl anspornen, denn er lächelte mutig und nickte mir zu. "Ich wollte dich nicht nerven, aber die Vorstellung, was es alles so gibt und was du so machst… Das ist einfach Wahnsinn. Wahnsinnig spannend." "Ja, mag sein, dass du das wahnsinnig spannend findest. Aber für mich ist es ein hartes Los. Ich hab mir diesen Job nicht ausgesucht." "Verstehe ich. Ich wollte dich echt nicht nerven." "Nein, machst du nicht. Ist ja ganz nett mal einen Fan zu haben." Ich musste lachen und hörte Gerrit, der mit einfiel. "Komm, zeig mir ein nettes Cafe, ich brauche ein wenig Essen und eine Dosis Koffein." "Kein Problem. Komm mit, ich kenne einen netten Laden gleich hier um die Ecke." Den ganzen Nachmittag verbrachte ich mit Gerrit. Er zeigte mir ein wenig die Stadt, wir besprachen den Einsatz am nächsten Tag und ich erzählte ihm von einigen meiner Einsätze. Dass ihm dabei jedes Mal der Mund offen stehen blieb, fand ich mittlerweile nicht mehr nervend, sondern es gab mir ein gutes Gefühl. Gerrit respektierte mich und er würde genau das tun, was ich ihm sagte. So musste ich nur noch Michael im Auge behalten, was mir meine Arbeit morgen sehr erleichtern würde.
Als ich am nächsten Tag um 14 Uhr im Kommissariat erschien, warteten Gerrit und Michael bereits. Ich legte meinen Waffen auf den Tisch, füllte die Magazine und verteilte sie. Diesmal nahm Michael sie auch sofort an. Er kontrollierte sie noch einmal und steckte sie ein. Seine eigene Waffe ließ er zurück. Ich selber hängte mir mein Kreuz um und steckte die Dämonenpeitsche ein. Dann jedoch stockte ich, zog sie wieder unter meiner Jacke hervor und reichte sie Gerrit. "Nimm du sie und steck sie so weg, dass man sie nicht gleich findet. Ich vermute fast, dass man uns unsere Waffen abnehmen wird. Passt auf, wohin man sie legt." "Was nützt uns das?" "Mir ging es schon zwei Mal so. Selbe Situation halt nur in London. Er hat mir die Waffen abgenommen, wollte meine Begleiter töten und ich konnte das verhindern. Ich fürchte, er wird sich diesmal zuerst um mich kümmern wollen." Ich sah Gerrit ernst an. "Das ist deine Chance. Die Dämonenpeitsche ist eine unglaublich mächtige Waffe, aber nicht jeder kann sie handhaben, wie ich bereits sagte. Michael glaubt nicht wirklich daran, dass sie töten kann, von daher macht es keinen Sinn, sie ihm zu geben." Ich sah ihn ernst an und er nickte zustimmend. "Schlag einfach zu. Menschen tut sie einfach nur viehisch weh, Dämonen vertragen die Berührung mit den Riemen nicht. Je tiefer sie in die Haut eindringen, desto verheerender die Wirkung. Versuch den Hals zu treffen oder das Gesicht." Gerrit schluckte nervös. Er hatte Angst, das sah man deutlich. Wenn man bedachte, welche Verantwortung ich ihm gerade übertragen hatte, dann konnte man diese Gefühle durchaus verstehen. "Ich verlasse mich auf dich." "Und wenn er uns zuerst umbringen will? Dann bist du völlig waffenlos." Michael sah mich herausfordernd an. "Dann müssen wir improvisieren."
Essen und schlafen, mehr hatte Alex in den letzten Stunden nicht getan. Essen, schlafen und sich die schlimmsten Horrorvorstellungen machen. Sie hatte sich stundenlang ihrer Panik hingegeben und war jetzt mit den Nerven völlig am Ende. Zitternd und schluchzend hockte sie in der Ecke ihres Gefängnisses und wartete auf ihre Entführer. Das Warten machte einfach mürbe. Irgendwann kam ein Kratzen von der Tür her und Licht fiel in den Raum. Zwei Männer, dem Geruch nach zu urteilen Ghouls, kamen herein. Sie beachteten weder Alex Wimmern noch ihre Gegenwehr, als sie sie ergriffen und mit sich mitzerrten. Alex wurde eine Treppe hoch gezerrt und landete nach der Durchquerung eines kleinen Raumes in einer alten, zerfallenen Kapelle. Es gab einen kleinen moosbewachsenen Altar, dahinter ein Steinkreuz, welches auf dem Boden stand. Ein Dach hatte die Kapelle nicht und die Wände waren teilweise eingefallen. Die Tür hing schief in den Angeln, ein Mensch konnte sich durch den Spalt hindurchquetschen. Alte, schimmlige Holzbänke, von denen einige durchgebrochen waren, standen aufgereiht hintereinander, in der Mitte bildeten sie einen Gang. Die Ghouls schleppten Alex zu dem Holkreuz und fesselten sie daran. Zitternd stand sie da und blickte Grimes an, der auf einer der Bänke saß und sie ansah. "Noch eine halbe Stunde, dann geht der Spaß los. Männer, verteilt euch im Wald. Hier bleiben nur vier von euch. Wir wollen doch den Geisterjäger mit den restlichen zehn überraschen." Er sah zu dem Ghoul hinüber, der hinter Alex stand. "Knebelt sie. Ich möchte nicht, dass sie unseren Gästen verrät, wer noch alles zum Essen kommt." Er grinste breit. Alex wurde ein Knebel in den Mund geschoben, der sie würgen ließ. Man band das Tuch, was ihn hielt hinter ihrem Kopf zusammen. Dann schlang sich der Arm des Ghouls um ihren Hals. Er fühlte sich an wie flüssiger Gummi und stank bestialisch. Alex schloss die Augen und konzentrierte sich einfach nur noch auf ihre Atmung. Schließlich öffnete sie die Augen und blickte hinauf in den Nachthimmel, wo zahllose Sterne funkelte. Die Kapelle selbst wurde von Fackeln erhellt, die in Haltern an der Wand steckten. Einer der in der Kapelle verbliebenen Ghouls gesellte sich zu Grimes. Er hielt eine Waffe in der Hand. Die anderen beiden stellten sich rechts und links in den Schatten der Tür. Sie lösten ihre Gestalt so weit auf, dass sie aussahen wie unfertige Abbilder von Menschen, bestehend aus Schleim. Gesichter hatten sie nicht mehr, aber Alex wusste, dass sie alles wahrnahmen, was um sie herum geschah.
Ui.. zwei Kommis... das ist mir doch glatt noch nen Teil wert... Nee, kleiner Scherz. Ich will ja niemanden an ´nem Herzinfarkt sterben lassen, darum stell ich die nächsten Teil etwas zügiger rein, wenn ich dazu komme.
Michael hatte eine Taschenlampe in der Hand und führte uns durch den Wald. Den Wagen hatten wir auf einem Parkplatz gelassen, da die Kapelle nur zu Fuß erreichbar war. Wir schwiegen, Zweige brachen unter unseren Füßen, Laub raschelte. Waldvögel schrieen und verliehen dem Wald ein unheimliches Leben. Gerrit lief hinter Michael her, ich bildete den Abschluss und hoffte, mein Kreuz würde mich vor eventuellen Hinterhalten warnen. Ich sah, wie Gerrit auf seine Uhr blickte. Grünliches Licht fiel auf sein Gesicht. Er seufzte und hob den Blick, seine Augen wirkten tiefschwarz. Irritiert schaute ich ihn an. Er wand den Kopf ein Stück zur Seite und blickte mich groß an. Jetzt sahen seine Augen normal aus, wahrscheinlich war es eine Täuschung gewesen. "Was ist?", hörte ich ihn flüstern. "Nichts." Ich deutete nach vorn und Gerrit holte auf Michael auf. Vor uns tauchte das verfallene Gebäude auf, mein Kreuz glühte bläulich in der Dunkelheit. Hier wimmelte es von dunkler Energie. Meine Nackenhärchen stellten sich auf, ich spürte eine Kälte meinen Rücken hinauf kriechen. Wir liefen geradewegs in eine Falle, das wussten wir genau. Licht flackerte vor uns, wurde heller, je näher wir den Mauern kamen. Schließlich standen wir vor der Tür. Michael quetschte sich durch den Türspalt, Gerrit huschte hindurch und ich folgte ihm. Das Bild, welches sich uns bot war nicht gerade berauschend. Aber zumindest wirkte Alex ziemlich lebendig und unverletzt. "Alex", rief Michael und lief nach vorn. "Stehenbleiben", zischte Grimes und erhob sich. "Sonst ist sie tot." Er sah mich an. "Erkläre ihm, was passiert, wenn mein Helfer seine Membran auflöst und ihre Haut mit unserer ursprünglichen Materie in Berührung kommt. Sag es deinen Freunden, Sohn des Lichts." "Die Säure würde sich in ihren Hals fressen und sie köpfen." "Richtig, langsam und qualvoll." Grimes lachte. Ich sah Michaels schockierten Blick. Er stand steif da und fixierte Alex. Ich nahm ein Blinzeln wahr, Michael bewegte leicht den Kopf nach rechts und links, Alex nickte kaum merklich. Er trat rückwärts bis auf meine Höhe zurück. "So ist brav", knurrte Grimes. "Du kennst das Spiel, Sinclair. Deine Waffen und dein Kreuz." Zwei unförmige Gestalten huschten um uns herum und nahmen die Pistolen an sich. Sie legten sie auf den Altar und kamen wieder auf uns zu. Ich nahm mein Kreuz ab und hielt es Grimes entgegen. Er wich zurück. "Willst du es nehmen, Grimes oder soll ich es einem deiner Helfer in die Hände drücken." "Sehr lustig, Sinclair, ich lache später." Sein Blick war finster und lauernd. Sein Helfer öffnete ein Kästchen und hielt es mir entgegen. "Leg es da rein." Zögernd kam ich der Aufforderung nach. Vor allem Alex flehender Blick ließ mich dem Befehl Folge leisten. Die Ghouls zogen sich zu Grimes zurück, das Kästchen legten sie neben die Waffen auf den Altar. "Zehn von ihnen warten draußen", murmelte Michael leise. Ich nickte verstehend. Das hatte Alex ihm also mit Blicken mitgeteilt. Wir hatten 14 Gegner gegen uns und Grimes und wir waren nicht bewaffnet. Dafür der Ghoul neben Grimes. Er hielt die Beretta in den Fingern, die ich Alex gegeben hatte. "Sieht schlecht aus, Sinclair. Für dich." Er lachte und seine Helfer traten hinter Gerrit und Michael, die ein Stück vor mir standen. Auch der, der bis jetzt Alex bedroht hatte, kam auf uns zu. Er stand schräg vor Gerrit. Grimes winkte mich zu sich und ich trat vor, scheinbar ergeben. Grimes nahm die Waffe und richtete sie auf mich. "Auf die Knie, Geisterjäger." Ich kam der Aufforderung langsam nach und kniete vor meinem Erzfeind nieder. Grimes drückte mir die Mündung der Waffe gegen die Stirn. Mein Puls beschleunigte sich. "Ich werde mir meinen Platz in der Geschichte der Dämonen sichern, indem ich dich töte." Er entsicherte die Waffe, das leise Klicken erschien mir überlaut. "Mit einer deiner geliebten geweihten Silberkugeln." Sein fetter Finger krümmte sich leicht.
Das war also das Ende. Ich kniete in einer zerfallenen Kapelle vor meinem Erzfeind Grimes und er drückte mir meine Beretta gegen den Schädel. Hinter ihm, an ein Holzkreuz gefesselt, stand Alex, meine deutsche Kollegin. Ihre Freunde und Kollegen Michael und Gerrit standen hinter mir, bewacht von vier Ghouls, die sie eingekreist hatten. Ich sah, wie Grimes seinen Zeigfinger krümmte, gleich würde mir die Kugel in den Schädel jagen und meinem Dasein ein Ende bereiten. Ich zitterte vor Angst, Schweißperlen glitzerten auf meiner Stirn. Geisterjäger hin, Sohn des Lichts her, ich hing an meinem Leben und wollte nicht sterben. Etwas unterbrach die atemlose Stille. Es war Gerrits leises Flüstern. Er raunte Michael etwas zu. Was ich von meiner Position nicht sehen konnte, da es sich hinter mir abspielte, war seine Hand, die unter seine Jacke glitt und die Dämonenpeitsche ertastete. Er umfasste den kalten Ledergriff, zog sie blitzschnell hervor und ließ die Riemen herausfallen. "Jetzt", schrie er und im selben Augenblick ging Michael in die Hocke. Grimes Waffe zuckte hoch und er schaute aus vor Schreck geweiteten Augen hinter mich. Auch ich wand den Kopf, es war ein Zwang, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich sah Gerrit, wie er dastand, die Peitsche in der Rechten. Er schlug die Riemen im Kreis und traf somit alle vier Ghouls. Sie schrieen gepeinigt auf, als das Leder sie traf. Einem fiel der Kopf von den Schultern, die anderen drei pressten die Hände gegen ihre schmelzenden Gesichter. Für eine Sekunde zollte ich dem jungen Deutschen Anerkennung. Nicht einmal Suko, der die Peitsche sonst nutzte, konnte sie besser führen. Gerrit schien niemals etwas anderes in der Hand gehabt zu haben als diese mächtige Waffe. Die Ghouls vergingen, Michael und Gerrit sprangen zur Seite und dann auf mich zu. Ich sprang auf und riss Grimes die Waffe aus der Hand. Ich drehte sie um, zielte und schoss das ganze Magazin leer. Dann rannten wir an ihm vorbei auf den Altar zu, wo unsere Waffen lagen und mein Kreuz. Grimes schrie und tobte und lockte damit seine anderen Helfer herein, die draußen im Schutz der Dunkelheit gelauert hatten. Die Kugeln konnten ihn nicht töten, dafür war er zu mächtig, aber sie fügten ihm unmenschliche Schmerzen zu und schwächten ihn. Er taumelte, verlor seine Konsistenz und schien halb zu schmelzen. Seine Gesichtszüge verschwammen, nur noch eine Mundöffnung blieb zurück. "Du kommst hier nicht lebend raus", schrie er mich an, seine Stimme klang dumpf. Michael hatte Alex von ihren Fesseln befreit und löste ihr den Knebel. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie einem Nervenzusammenbruch nah zu sein schien. Sie nahm eine der Waffen, aber ihre Hände zitterten so, dass sie wohl nur Glückstreffer landen konnte. Dann kamen die Ghouls. Durch Ritzen und Mauerspalten flossen sie herein und fingen an, sich zu festigen. Michael schoss, doch ich hielt ihn zurück. Die Kugeln konnten ihnen so noch nichts anhaben, dazu mussten sie eine festere Hülle haben, in welcher das geweihte Silber stecken blieb um sein tödliches Werk zu beginnen. Im Halbkreis erhoben sich die stinkenden Dämonen um den Altar. Wir saßen in der Falle. Wir würden sie alle töten müssen, um hier wieder raus zu kommen. "Gute Arbeit, Gerrit", lobte ich ihn, falls ich später keine Gelegenheit mehr haben würde. "Danke." Seine Stimme zitterte. Grimes stand an der Tür und winkte mir zu. "Bis zum nächsten Mal, Sinclair. Falls ihr hier rauskommen solltet." Er löste sich auf und floss davon, die Silberkugeln klimperten leise und blieben auf dem Boden liegen. "Verflucht. Wieder entwischt", knurrte ich. "Wäre schön, wenn wir von uns dasselbe behaupten könnten", sagte Michael leise. Auch seine Stimme klang alles andere als sicher. Dann griffen die Ghouls an.
Gerrit, der Retter in der Not. Oder doch nicht? Grimes haben sie in die Flucht geschlagen, aber was machen sie mit den anderen? Vll. zielt Gerrit wieder genauso gut mit der Peitsche, wie beim ersten Mal.
Einer der Ghouls stürzte sich auf mich. Sein Arm wischte über meinen Kopf hinweg, doch ich duckte mich und schoss aus der Deckung. Er prallte zurück, taumelte und verging. Michael und Gerrit wurden von mehreren Wesen gleichzeitig attackiert, wehrten sich aber tapfer. Alex hockte in unserer Mitte und schoss immer mal wieder nach rechts oder links. Wir schossen und trafen. Da wir jetzt zu viert waren und Alex sich soweit gefangen hatte, dass sie vernünftig schießen konnte, hatten wir doch weniger Probleme, als ich befürchtet hatte. Die Ghouls zerflossen einer nach dem anderen und zuletzt blieben stinkende Pfützen übrig, die langsam eintrockneten. Wir kamen hinter dem Altar vor und Gerrit reichte mir die Dämonenpeitsche. Ich nahm sie nickend an mich. Alex fiel jedem von uns um den Hals und blieb schließlich schluchzend in Michaels Armen liegen. Er tröstete sie mit leisen Worten und nahm es mir nicht einmal übel, als ich ihr sanft über den Kopf strich. Schweigend gingen wir nach draußen und zurück zum Wagen. Ich hielt die Waffe in der Hand, immer noch einen Hinterhalt erahnend, aber nichts geschah. Wir erreichten das Auto ohne Mühe. Erst hier steckte ich die Waffe ein und legte mir mein Kreuz um den Hals. Wir stiegen ein und fuhren zurück in die Stadt.