Danke für die lieben Kommis und hier noch ein Teil:
Alex lag in ihrem Zimmer und lauschte. Ihr Mutter hatte sich kurz am Telefon aufgeregt. Dann jedoch hörte sie hier oben nichts mehr. Wahrscheinlich hatte ihr Vater es wieder mal geschafft, sie zu beruhigen. Sie schüttelte innerlich den Kopf und wünschte sich auch jemanden, der sie beruhigte. Tausende von Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Was sollte sie machen? Das Kind bekommen? Ja, sie würde es nicht verkraften, dieses unschuldige Leben zu töten. Aber dann? Sollte sie es aufziehen? Oder die Erziehung ihrer Mutter überlassen? Und die Schule? Was sollte sie machen? Sie wollte immer Polizistin werden, solange sie sich zurück erinnern konnte. Aber mit einem Kind? Konnte sie es vor diesem kleinen Wesen verantworten, überhaupt so einen gefährlichen Beruf auszuüben? Sie seufzte. Sie hob die Bettdecke, die sie über sich gedeckt hatte und schlug sie zurück. Dann zog sie ihr Shirt hoch, so dass ihr Bauch frei lag. Vorsichtig strich sie mit dem Finger darüber. Ihr Bauch war flach und warm. Es fühlte sich gar nicht so an, als ob darin ein Kind wuchs. Ihr Kind. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Lächelnd, mit Tränen des Glücks in den Augen schlang sie die Arme um ihren Leib. Sie hatte panische Angst vor der Zukunft, aber sie liebte dieses Kind in sich jetzt schon mehr als ihr eigenes Leben, das spürte sie. Ihre Gedanken glitten zu Claudio. Er war inzwischen in Südamerika, lernte dort für seine große Zukunft. Ob es sinnvoll war, ihn zu informieren? Sie dachte lange darüber nach, schüttelte aber schließlich entschlossen den Kopf. Sie stand auf und trat ans Fenster. Claudio konnte ihr nicht helfen und würde das wahrscheinlich auch nicht tun. Er hatte auf sie nicht den Eindruck gemacht, dass er sich von seinem geplanten Weg abbringen lassen würde. Und sie hatte das auch nicht vor. Sie hatte ihre Eltern und viel Kraft. “Ich kriege dich schon groß, mein Kleines. Auch wenn ich nicht weiß, wie genau, aber wir beide schaffen das schon.”
Ohman, was für super Teile, ich bin echt begeistert! Ihre Eltern haben super reagiert, find ich. Du hast die Gedanken aller wunderbar beschrieben, immer weiter so
Die Tage und Wochen nach der Erkenntnis waren hart. Freundinnen, denen sie von ihrer Schwangerschaft erzählte, wandten sich von ihr ab. Sie wurde von verschiedenen Seiten gedrängt, sich das zu überlegen, ob sie das Baby wirklich bekommen wollte. Und je mehr sie dagegen redeten, desto sicherer wurde Alex, dass ihr Entschluss der richtige war. Und wenn Alex doch einmal Zweifel bekam, standen ihre Eltern hinter ihr und stärkten ihr in jeder Hinsicht den Rücken. Alex Mutter begeleitete ihre Tochter zu jedem Arztbesuch, wenn diese es wünschte. Sie schrieb ihr Entschuldigungen für die Schule, wenn sie sich nicht gut fühlte und half ihr, den verpassten Stoff nachzuholen. So hielt Alex trotz der Schwangerschaft ihr guten bis sehr guten Noten. Im November, Alex war jetzt im 5. Monat und ihr Bauch war schon deutlich zu sehen, fing auch der Rest der Familie an, sich damit zu arrangieren und bot Hilfe an. Da sie während der ganzen Schwangerschaft keine wirklich negativen Erlebnisse gehabt hatte, freute sie sich auf das Baby. Alex lag zu Hause auf der Couch und streichelte ihren Bauch. “Was du wohl wirst?”, fragte sie das kleine Wesen, welches in ihr heranwuchs. “Ein Baby”, sagte ihre Mutter und brachte ihr einen Tee. “Nein, tatsächlich?” Alexandra tat übertrieben erstaunt und die beiden lachten. Dann verzog sie das Gesicht. “Ich habe mir Gedanken über Namen gemacht. Wie fändest du Toni für einen Jungen?” “Toni Rietz? Klingt durchaus akzeptabel. Und wenn es ein Mädchen wird?” Sie grübelte. “Samira.” “Wie bitte? Wir sind doch keine Araber. Klingt zumindest irgendwie Arabisch.” “Ich find den Namen schön.” “Aber woher hast du den denn?” “Keine Ahnung. Vielleicht mal irgendwo gehört.” Alex lächelte. “Samira Rietz.” Annette hob die Schultern. “Klingt schön. Ich finde ihn toll. Exotisch und sehr nett.” Sie umarmte ihre Tochter. “Es ist doch eigentlich egal, wie du das Baby nennen möchtest. Hauptsache du liebst es.” “Das tue ich”, sagte sie und schlang die Arme um ihren Bauch. Dann zuckte sie zusammen. “Au.” “Was ist?” Annette war sofort besorgt. “Nichts. Alles in Ordnung. Es ziept nur etwas.” Sie sah den besorgten Blick ihrer Mutter. “Mama, wir waren gestern beim Ultraschall, es war alles okay. Ich hatte in der gesamten Schwangerschaft nie große Probleme. Und jetzt ziept es ein wenig. Mach bitte kein Drama draus und rede mir irgend welchen Müll ein.” Sie lachte. “Ist ja okay. Ich will dir nichts einreden, mein Engel. Ich war nur besorgt.” Sie hielt ihr kleines Mädchen fest im Arm, ihre Hände lagen auf ihrem anschwellenden Bauch.
Freut mich, dass euch der Name gefällt . War eine spontane Idee. Hier die FS und danke für die Kommis.
Der Monat verging, Weihnachten kam. Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände, wie Alex Eltern es nannten, hatten die beiden sich zusammengerauft und beschlossen, Weihnachten gemeinsam mit ihrer Tochter zu feiern. Alex freute das natürlich. Sie sah ihren Vater in letzter Zeit zwar häufiger, aber ihrer Meinung nach immer noch zu wenig. Umso glücklicher begrüßte sie ihn, als er vor der Tür stand. “Hallo meine zwei Kinder.” Alex lachte und umarmte ihn. Ihr Vater streichelte ihr über den Bauch und küsste sie dann auf die Wange. “Hallo, Papa.” “Hey, du siehst blass aus.” “Jürgen, rede dem Mädchen nichts ein.” Annette nahm ihrem Ex-Mann die Jacke ab und zwinkerte ihm zu. “Ach so”, sagte der lächelnd. “Das Thema hattet ihr schon.” Die beiden Damen lächelten und Alex zog ihn ins Wohnzimmer. Sie setzten sich an den gedeckten Tisch und warteten auf Alex Mutter. “Wie geht es dir? Ich meine, euch.” “Gut. Ich hab nur in letzter Zeit ein wenig Bauchschmerzen.” “Wart ihr beim Arzt deswegen?” “Ja, der Doktor meinte, es wären leichte Wehen, ich soll mich einfach etwas ruhiger verhalten.” “Und das schafft mein kleiner Wildfang?” “Gezwungenermaßen.” Alex lächelte. “Ich möchte ja, dass es dem Baby gut geht.” Annette trug das Essen auf. “Kann ich dir helfen?”, fragte Jürgen. “Nein, das schaff ich gerade noch allein. Aber wenn du etwas tun möchtest, guck doch nachher mal die eine Lichterkette am Baum nach. Da ist irgendwas kaputt. Sie leuchtet zumindest nicht mehr.” “Ja, mach ich. Kein Problem.” Sie aßen zusammen und Alex war mal wieder froh, dass ihre Eltern sich zur rechten Zeit und ohne großen Streit getrennt hatten. So konnten sie zumindest noch vernünftig miteinander umgehen. Sie aßen gemeinsam, wobei Alex sich aber zurück hielt. Irgendwie bekam ihr das Essen heute nicht so gut. “Alexandra, ist dir nicht gut?” Sie hielt den Kopf auf die Hand gestützt. “Ich weiß nicht, irgendwie ist mir schlecht.” “Das ist normal. Geht es?” Mit einem Würgen sprang sie auf und lief ins Bad, wo sie sich übergab. Als sie aufstehen wollte, um zu ihren Eltern zurück zu gehen, spürte sie einen unmenschlichen Schmerz in ihrem Unterleib. Sie stöhnte heiser auf und krümmte sich auf dem Boden zusammen. Als sie sich erholt hatte, taumelte sie ins Wohnzimmer zurück. Annette sprang sofort auf, als sie ihre Tochter ins Zimmer taumeln sah. “Alexandra.” Sie lief auf sie zu und stützte sie. Auch Jürgen kam zu ihr. Er sah sie an, sah, wie sie sich krümmte und ihre Arme gegen ihren Bauch presste. Er schob seine Frau zur Seite und hob seine Tochter hoch. “Komm, wir bringen sie ins Krankenhaus. In welchem Monat ist sie jetzt?” “Sechster”, sagte Annette und griff sich zwei Jacken für sich und ihre Tochter. “Dann hat das Kleine eine gute Chance.” Er rannte zum Auto, legte seine Tochter auf den Rücksitz und schnallte sich an. So schnell es die Verkehrsverhältnisse zuließen fuhr er sein Kind ins Krankenhaus. Annette saß auf dem Beifahrersitz, allerdings hatte sie sich so weit es ging umgedreht, um Alex Hand zu halten. “Ganz ruhig, mein Kind. Alles wird gut.” “Mein Baby”, wimmerte sie immer wieder, unterbrochen vom heiseren Stöhnen, wenn wieder eine Schmerzwelle durch ihren Körper zuckte. “Was, wenn es jetzt kommt?” “Alex, hör mir zu. Du bist im sechsten Monat. Das ist eine ganz normale Frühgeburt. Das macht doch nichts.” Sie sah ihre Mutter an. “Meinst du?” “Ja. Halte noch durch. Im Krankenhaus helfen sie dir.” “Scheiße”, murmelte Jürgen, als er das Blaulicht hinter sich sah. Er trat auf die Bremse und stieg aus dem Wagen. Der Streifenwagen, der ihn angehalten hatte, hielt ebenfalls. Die Polizisten sahen den Fahrer auf sich zukommen. Sie stiegen vorsichtig aus. “Sie sind…” “Ich weiß, ich bin zu schnell gefahren. Mein Name ist Jürgen Rietz”, sagte er und hielt dem Mann seinen Ausweis hin. “Im Wagen liegt meine Tochter. Sie ist im sechsten Monat schwanger und hat starke Schmerzen. Ich will sie ins Krankenhaus bringen, als könnten wir das mit dem Strafzettel bitte verschieben?” Die Männer gingen zum Wagen und leuchteten mit ihren Taschenlampen auf dem Rücksitz. “Hauptkommissar Claussen. Wir bringen sie zum Krankenhaus, folgen Sie uns einfach.” Damit ging er zu seinem Auto zurück und fuhr vor dem Wagen von Jürgen Rietz her. “Siehst du”, murmelte Alex leise zu ihrer Mutter. “Darum will ich Polizistin werden, um anderen Menschen zu helfen.”
Im Krankenhaus angekommen, warteten die beiden Polizisten noch, bis Ärzte sich um die junge Frau kümmerten, dann verabschiedeten sie sich von Jürgen Rietz. “Frohe Weihnachten. Vielleicht wird es ja ein Christkind.” Der war froh über die Freundlichkeit der Beamten und eilte dann seiner Tochter nach, die in einen Kreissaal gebracht wurde. Er hielt seine Frau davon ab, den Ärzten ständig im Weg zu stehen, wo sich Ärzte, Schwestern und eine Hebamme um Alex kümmerten. “Haben Sie starke Schmerzen?”, fragte der Arzt Alex. Die nickte. “Sollen wir Ihnen etwas dagegen geben?” “Nein. Ich möchte keine Medikamente. Was ist mit meinem Baby?” Eine Hebamme untersuchte Alex und machte einen Ultraschall. “Die Fruchtblase ist vorhin geplatzt, im Auto?” Alex nickte und sah ihren Vater entschuldigend an. “Du hast starke Presswehen, Alexandra.” “Alex”, keuchte die. “Wie geht es dem Baby?” “Dem Baby geht es gut. Die Herztöne sind stark und regelmäßig, aber es will und muss raus.” “Aber es ist doch noch so klein.” “Das macht nichts. Es muss raus, Alex. Keine Sorge, es dauert nicht lange. Der Muttermund ist vollständig geöffnet, die Wehen sind stark und regelmäßig. In spätestens einer halben Stunde hast du es geschafft und bist Mama.” Alex lächelte gequält und schrie im selben Moment auf, als eine neue Wehe alles in ihr zusammenzog. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und hörte einfach auf das, was die Ärzte und die Hebamme von ihr verlangten. Jürgen und Annette hielten sich im Hintergrund, da sie wussten, dass Alex es ihnen nie verzeihen würden, wenn sie sich jetzt aufdrängten. Sie würde nach ihnen rufen, wenn sie sie brauchte.