Sie wird ihren ersten Geburtstag nicht erleben? Wie konnte das sein? Sie war ein unschuldiges, kleines Kind. Wie konnte es sein, dass sie sterben sollte? Man schoss Menschen auf den Mond und den Mars, aber konnte dieses kleine Kind nicht heilen? Das war unmöglich, unbegreiflich, grauenhaft. Es konnte einfach nicht wahr sein. Samira war doch so stark, sie würde sicher kämpfen. Wenn sie keine Chance hätte, würden die Ärzte sie doch nicht operieren wollen, oder? Diese Gedanken und andere, die nicht formuliert werden konnten, wirbelte durch ihren Kopf.
Der Teil bezieht sich direkt auf den letzten Teil. Vielen Dank für eure Kommis.
Mit diesen Gedanken betrat Alex das Zimmer. Sie sah den Arzt mit einer Mischung aus schockierter Betäubung und Aufforderung an, ihre Augen wirkten dumpf und standen voller Tränen. “Die Untersuchung. Wir können sie sofort machen.” Erschrocken war der Arzt aufgesprungen. Annette saß mit aufgerissenen Augen auf dem Bett. Sie hatten überhaupt nicht mitbekommen, dass Alex vor der Tür gestanden und zugehört hatte. Alex ging zu ihrem Baby und nahm es vorsichtig auf den Arm. “Ich würde mein Leben für dich geben”, sagte sie leise. Sie küsste ihr Kind auf die Stirn und legte es wieder hin. Dann wand sie sich dem Arzt zu. “Ich bin so weit.” Ihre Stimme klang drängend. Ihr Gesicht war bleich, die Augen weit aufgerissen, ihr Körper zitterte. Vorsichtig nahm der Arzt ihre Hand. Er fühlte ihren Puls. “Dein Herz rast, Alexandra.” “Alex”, verbesserte die. “Gut, Alex. Du musst dich etwas beruhigen. Es nützt nichts, wenn du bei der Untersuchung zusammenklappst.” Langsam hob Alex den Blick. Ihre Augen sprühten vor Zorn und unaussprechlicher Trauer. “Sie haben gerade gesagt, dass mein Kind in wenigen Monaten tot sein wird”, schrie sie aufgebracht. Sie riss den Ärmel ihrer Bluse hoch, so dass der Ärmelknopf abriss und über den Boden rollte. “Untersuchen Sie mich endlich, verdammt noch mal.” Jetzt rannen Tränen über ihr Gesicht. Sie spürte die zitternde Hand ihrer Mutter, die sich um ihr Handgelenk legte und die sie zu sich zog. Schluchzend stolperte sie zu dem Bett, auf welchem Annette Rietz noch immer saß. Sie warf sich ihrer Mutter mit einem lauten Aufschrei in den Arm. “Ich will nicht, dass sie stirbt”, wimmerte sie. “Das verkrafte ich nicht.”
Danke schön für das Kommi, Gummy und hier noch ein Teil:
Der Arzt hatte Alex eine Spritze zur Beruhigung gegeben, dann war er ihrem Wunsch gefolgt. Er hatte Alex im Krankenhaus aufgenommen, hatte Untersuchungen angeordnet und überwachte alles, während er sich nebenbei auch noch um seine anderen Patienten kümmerte. Bereits am Abend hatte er die Informationen, die er brauchte und zum Glück auch die, die er erwartet hatte. Alexandra Rietz war die perfekte Knochenmarkspenderin für ihre kleine Tochter. Die Operation fand noch in derselben Nacht statt. Für Alex war sie relativ harmlos, für das geschwächte Baby die reinste Tortur. Der Kreislauf von Samira war mehrfach kurz davor zusammen zu brechen. Aber die Ärzte und die Maschinen hielten sie am Leben. An eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, wurde sie um vier Uhr morgens in Alex Zimmer geschoben. Diese lag im Bett und blickte durch den laufenden Fernseher hindurch ins Leere. Ihr übermüdete Mutter und ihr Vater, den die Frau am Abend noch informiert hatte, saßen neben ihr und hielte ihre Hand. Sie wirkten unsicher und traurig, wollten ihrer Tochter helfen, aber wussten nicht wie. Also saßen sie einfach bei ihr und versuchten, nicht allzu hoffnungslos auszusehen. Alex blickte auf, als man das Bett mit ihrem Mädchen neben sie schob. Sie lag jetzt in einer Art Brutkasten, damit man Infektionen von ihr fernhalten konnte. Alex fand es furchtbar, dass sie ihr kleines Mädchen nicht auf dem Arm halten durfte, dass sie sie nicht einmal mehr füttern durfte. Traurig sah sie Samira an, die zwischen Schläuchen in dem Bettchen lag. Ihr ganze Hoffnung ruhte jetzt auf der Kunst der Ärzte und der Kraft ihres kleinen Babys.
Am nächsten Morgen, nach einer halben Stunde Schlaf, wurde Alex von einer Schwester geweckt, die ihr Blut abnahm. Die Schwester flüsterte ihr ein ‘Guten Morgen’ zu, als sie die Augen aufschlug. Sie nahm zwei Röhrchen Blut ab, maß Fieber und den Blutdruck. Alex ließ sie machen und blickte kurz zu ihrer Tochter hinüber, die friedlich schlief. Sie fand, dass das Mädchen sehr blass aussah, aber die Instrumente würden anzeigen, wenn etwas nicht stimmte. Da sie das nicht taten, war wohl alles im Rahmen der Norm. Ihr Blick glitt weiter zu ihrer Mutter, die auf einem anderen Bett lag und schlief und zu ihrem Vater, der auf einem Stuhl am Fenster saß. Ob er wach war, sah sie nicht, da dieser ihr den Rücken zugedreht hatte. Vielleicht blickte er auch aus dem Fenster und genoss das wundervolle Parkplatz-Panorama davor. Alex schloss die Augen und versuchte, erst einmal zu verstehen, was überhaupt in ihrem Leben geschah. Sie war noch sehr jung, hatte ein sechs Monate altes Baby, arbeitete hart in der Schule, damit sie ihrem Mädchen etwas bieten konnte, wollte Polizistin werden und sich immer um ihr Kind kümmern. Und jetzt? Jetzt konnte sie nichts mehr tun außer hoffen. Ihr ganzes Leben, was sich seit Samiras Geburt nur um sie gedreht hatte, war plötzlich vollkommen aus den Fugen geraten. Alex war immer der Typ Mensch gewesen, der zupackte und selber Änderungen herbeiführte, wenn ihr etwas nicht gefiel, aber jetzt? Jetzt konnte sie nicht tun, gar nichts. Sie ballte unter der Decke die Hände zu Fäusten und schluckte immer wieder. Die Tränen, die ihre Wangen hinab rannen, konnte sie jedoch nicht aufhalten.
Du hast Alex Gefühle grandios beschrieben... und ich war mal wieder einem Tränenausbruch nahe... Ich leide mit Alex und Samira... Und ich hoffe ja immer noch auf ein Wunder...*unverbesserlicher Optimist bin* Schreib bitte gaaaaaaaaaanz schnell weiter!!!*dich auf knieen anfleh*
Hey, Habe die Story in einem mal verschlungen....Hoffe auch weiter aber wenn man sich den ersten Teil ansieht....du darfts die bitte nicht sterben lassen...biiiiiiiiiitte......schnell weiter....lg
Samiras Gesundheitszustand besserte sich. Das kleine Mädchen erlitt zwar immer wieder Rückschläge, aber die waren nie so dramatisch, dass sie ihre Genesung in Frage stellten. Alex hoffte und bangte mit ihr, ob vormittags in der Schule oder nachmittags an ihrem Bettchen. Drei Monate musste sie im Krankenhaus bleiben, Chemotherapien und Bestrahlungen über sich ergehen lassen, die sie schwächten, aber sie war eine Kämpferin. Und so konnte Alex ihre Tochter Anfang Oktober wieder mit nach Hause nehmen. Geschwächt zwar, aber vorerst gesund. Alex konnte die Warnungen der Ärzte nicht aus ihrem Kopf bekommen, die immer wieder darauf hingewiesen hatten, dass der Krebs wiederkommen könnte. Sie wollte das vergessen, einfach nicht glauben, aber es nagte an ihr. Durch das viele Liegen und die starken Medikamente waren Samiras Muskeln so verkümmert, dass sie mühsam lernen musste zu sitzen, dann zu krabbeln. Alex half ihr dabei und spielte so viel wie möglich mit ihr, wenn die Zeit es zuließ. Sonst kümmerte sich Anette Rietz um ihre Enkelin. Alex war froh, als endlich die Weihnachtsferien begannen und sie sich den ganzen Tag mit ihrem Mädchen beschäftigen konnte. Sie ging hin und wieder mit ihr spazieren, spielte mit ihr und freute sich, dass die Kleine sich so gut erholte. Samira wurde mit jedem Tag kräftiger und strahlte geradezu vor Lebensfreude. Sie lachte viel, quietschte, wenn Alex sie kitzelte oder mit ihr spielte und aß so gut, dass sie binnen einiger Wochen eine ganze Menge zugenommen hatte. Je besser es der Kleinen ging, desto mehr vergaß Alex auch ihre eigenen Sorgen. Sie nahm sich vor, ihrem Kind ein tolles Weihnachtsfest zu bereiten und kaufte viele tolle Geschenke für sie ein. Sie freute sich schon auf das Auspacken und Ausprobieren der vielen Spielsachen. Und sie freute sich noch mehr, dass ihr Vater sich immer öfter bei ihr und dem Baby aufhielt. Sie merkte natürlich, dass ihre Eltern sich immer besser verstanden und hoffte insgeheim, dass deren Beziehung sich vielleicht doch wieder festigen würde. Vielleicht würden sie bald wieder eine richtige Familie sein. “Nicht wahr, Kleines. Wenn Oma und Opa sich wieder lieb haben, dann wohnt Opa wieder hier und du kannst viele tolle Sachen von ihm lernen. Zum Beispiel, wie man einen Videorekorder programmiert oder Fußball spielen.” Alex saß in einem Sessel neben dem Tannenbaum und wartete, dass ihre Eltern kommen würden. Die beiden waren noch in der Küche beschäftigt und diskutierten über die fachgerechte Zubereitung von Glühwein. Leider gingen ihre Ideen doch recht weit auseinander. Schließlich kamen die beiden aus der Küche, jeder einen Becher Glühwein in der Hand und setzten sich zu Alex. Sie schauten auf den Geschenkeberg von dem der größte Teil mit kleinen Kärtchen bestückt war, auf denen der Name Samira stand. “Na los, ihr Kinder. Macht die Geschenke auf.” Alex nickte ihrer Mutter zu und hielt Samira ein Geschenk für sie hin. Sie fasste danach und Alex riss das Papier etwas an. Samira packte den Papierzipfel mit der Hand und riss daran. Das Geräusch des zerreißenden Papiers schien dem Mädchen zu gefallen. Sie lachte und machte weiter. Anette reichte ihrer Tochter ein kleines schmales Päckchen. “Frohe Weihnachten, mein Kind.” Auch Jürgen nickte ihr zu. Das Geschenk war von ihnen beiden. Alex packte es neugierig aus. Es war eine silberne Kette mit einem kunstvoll verzierten aufklappbaren Anhänger. Darin waren zwei kleine Bilder. Auf der einen Seite Alex Eltern, auf der anderen sie selber mit Samira auf dem Schoß. Gerührt sah sie ihre Eltern an. “Vielen Dank”, sagte sie strahlend. Die beiden grinsten sich an und freuten sich, dass ihr Geschenk so toll angekommen war. Drei Stunden später hatte auch Samira alle Geschenke geöffnet und das Mädchen lag erschöpft in den Armen ihrer Mutter und schlief. Ihr hatte es mehr gefallen, das Papier zu zerreißen, als sich mit den eigentlichen Geschenken zu beschäftigen. Alex erhob sich und brachte das Mädchen vorsichtig in ihr Bett. Eine neue Windel brauchte sie noch nicht und Alex wollte sie jetzt auch nicht unbedingt wecken um sie zu baden. Das würde sie morgen früh erledigen. Anette trat hinter Alex und strich ihrer Tochter über den Kopf. “Schläft sie?” “Tief und fest.” “Ihr erstes Weihnachtsfest, ihr erster Geburtstag.” “Mein Christkind. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Ich wünsche mir nie wieder ein Geschenk, wenn sie dafür gesund bleibt.” “Ach Alexandra, diesen frommen Wünschen schließe ich mich aus vollem Herzen an.” Jürgen Rietz trat an das Bett des Mädchens. Er nahm die Hand seiner Tochter. “Du siehst auch sehr müde aus. Geh ins Bett, Kind. Ruh dich aus. Babys brauchen viel Kraft, vor allem Kraft von der Mama.” Alex strich dem schlafenden Kind über die Wange. “Die habe ich. Genug für Samira und mich.”
Das Weihnachtsfest und damit Samiras Geburtstag verging. Die nächsten Tage kamen noch Verwandte, Freunde von Alex und andere Bekannte vorbei, brachten Geschenke, holten welche ab. Alex genoss die Zeit mit ihrem Kind in vollen Zügen und bedauerte, dass die Weihnachtsferien ihr nur zwei Wochen Zeit für Samira ließen. Nebenbei musste sie sich noch auf die Schule vorbereiten, schließlich wollte sie ihr Abitur mit sehr guten Leistungen schaffen. Insgeheim freute sie sich allerdings jetzt schon auf die Winterferien in einigen Wochen. Das war das Tolle an der Schule, die vielen Ferien. Silvester feierte Alex allein mit ihrem Mädchen. Ihre Freundinnen waren in der Disco oder im Jugendclub, ihre Eltern auf einer Veranstaltung. Alex saß die meiste Zeit am Fenster, sah dem leichten Schneefall zu und den Raketen, die hin und wieder in den Himmel stiegen. Samira war heute ein wenig müde und lag verträumt, die meiste Zeit tief schlafend, in ihren Arme. Nur wenn vor dem Haus Böller gezündet wurden, schreckte sie kurz hoch und blickte ihre Mutter verwirrt an. Diese beruhigte sie schnell wieder und das Mädchen döste weiter. Als es auf Mitternacht zuging und die Knallerei draußen zunahm, wurde Samira unruhig und weinte. Sie war so aufgeregt, dass sie nicht essen und trinken wollte. Also holte Alex die kleinen Ohrenschützer, die ihre Mutter für das Mädchen gekauft hatte und setzte sie ihr auf. Jetzt waren die Geräusche dumpfer und Samira wurde wieder ruhiger. Alex fütterte sie und wickelte sie, bevor sie das Mädchen schlafen legte. Samira blickte sie müde an. “Ich weiß, meine Kleine, ich weiß. Silvester ist furchtbar für kleine Kinder und Tiere. Diese ganze Knallerei.” Sie lächelte sie an und strich ihr über die Stirn. Samira war ziemlich warm, was Alex allerdings auf die Aufregung schob. “Aber wenn du später einmal groß bist, macht es dir bestimmt Spaß.” Sie sah, wie Samira ihre Augen schloss und einschlief. Alex stellte sich ans Fenster und sah den anderen Menschen draußen beim Knallern zu. Sie sah fröhliche Menschen, die sich gegenseitig umarmten, lachten, tranken, redeten. Dann sah sie über ihre Schulter zu ihrer Tochter hinüber und stellte lächelnd fest, dass sie in dieser Stadt der glücklichste Mensch war. Hier, allein mit dem Mädchen, in ihrem kleinen Zimmer.
Hey, Danke für den neuen Teil.... Echt süß, das erste (richtige) Silvester der Kleinen.. Voll süß....Aber ich glaube nicht, dass die Heiße stirn von der Aufregung kommt oder? *Angst hab*...Hoffe du schreibst schnell weiter...Glg
Och was für zwei süße Teile*quietsch* Hast Du echt süß beschrieben, principessa!! Das Weihnachtsfest ist ja echt klasse gewesen, da wär ich gern dabei gewesen Und die Knallerei ist wirklich für kleine Kinder schlimm!!
Ich hoffe nur, dass es nichts zu bedeuten hat, dass Samira warm ist...