Nachdenklich sitzt sie am Fenster, hat mich scheinbar noch gar nicht bemerkt. Nervös streiche ich mir wieder einmal über die Glatze. Was soll ich nur tun? Gerrit hat gut reden, er ist ja jetzt auch nicht hier. Plötzlich stehe ich hinter ihr, sehe, dass sie vollkommen in Gedanken ist. Dass ich zu ihr gegangen bin, habe ich gar nicht gemerkt. Wie von Geisterhand gesteuert, bin ich bei ihr angelangt, lege eine Hand auf ihre Schulter und merke, wie sie unter dieser Berührung zusammenzuckt, ja sich regelrecht erschreckt. „Alex….“, beginne ich leise zu reden, um sie nicht noch mehr zu erschrecken. „Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe. Ich habe nachgedacht und mir ist klar geworden, dass Robert es nur gut gemeint hat.“. Wie von selbst kommen die Worte über meine Lippen. Gerrit hatte wirklich Recht, es geht doch leichter, als ich dachte. Still hört sie mir nur zu. Aber ich merke, dass sie auf mehr wartet. „Als wir in diesem Raum kamen und du so hilflos dagelegen hast, hatte ich furchtbare Angst, Angst um dich.“ Ich merke, dass eine einsame Träne über meine Wange läuft. Darüber zu reden erleichtert mich zwar, aber auf der anderen Seite gestehe ich mir endlich meine Gefühle wirklich ein. „Nachdem Robert sich wieder erinnern konnte und erzählt hatte, was passiert war, wurde ich wütend. Wütend, weil er dich in Gefahr gebracht hat.“, ich rede jetzt leiser. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel über Gefühle geredet, noch nicht einmal während meiner Ehe. Aber bisher steht mir außer Mike noch nie jemand so nahe wie Alex.
Echt super. Männer reden ja bekanntlich nie gerne übr gefühle aber Michael redet da gerade wie ein Wasserfall. Finde ich toll schreib bitte bald weiter. LG
Ich sehe ihn an und höre zu. Er ist unsicher, dass kann ich ihm ansehen. Aber er redet wie von Geisterhand gesteuert. Schließlich wird er immer leiser und verstummt. Diese Tatsache, dass er zugibt, dass er Angst hatte, lässt mein Herz einen Sprung machen. Aber trotzdem schaue ich ihn weiter ungerührt an. Zwar würde ich am liebsten aufspringen und ihm diese Träne wegwischen, die mich ehrlich überrascht. Ich kenne ihn so nicht. Er ist sonst immer der Starke und Unnahbare. Es fällt manchmal wirklich schwer zu erkennen, was er fühlt. Aber irgendwie möchte ich noch mehr wissen. Abgesehen davon, dass ich nervöser denn je bin und mich in einer ähnlichen Situation sonst wohl wie ein Karnickel auf Speed durchs Zimmer bewegt hätte, sitze ich nun recht ruhig da. „Warum?“, will ich wissen und seine blauen Augen werden groß, die Unsicherheit scheint stärker zu werden und ich habe plötzlich Angst, dass er einen Rückzieher macht. Deshalb stehe ich auf, stehe ihm gegenüber und nehme seine Augen gefangen. „Warum, Micha?“, flüstere ich noch einmal.
Ich schlucke. Sie fragt mich warum. So viel habe ich ihr bereits erzählt, aber momentan versagt mir meine Stimme. Was soll ich nur tun? Wie würde Gerrit in so einer Situation handeln? Was würde er mir raten? Ich hole tief Luft, wende meinen Blick ab. Kann ihr einfach nicht in die Augen sehen. „Weil ich dich liebe, mehr als alles andere.“ Höre ich meine eigene Stimme, die mir so fremd erscheint. Ich habe es geschafft, ich habe meine Gefühle ausgesprochen.