Zusammengerollt liege ich in meinem Bett und weine vor mich hin. Kaum war die Tür zu und Micha weg, vermisse ich ihn schon. Ich spüre lauter kleine Nadelstiche in der Herzgegend und wünsche mir, dass es nie soweit gekommen wäre. Ein Schluchzen verlässt meine Lippen und ich drücke mein Gesicht fester ins Kissen. Ich weiß wieder, dass ich öfter mal abends im Bett lag und über meine Gefühle nachgedacht habe. Nicht nur einmal musste ich dabei weinen. Aber am Tag konnte ich es immer verstecken, Dass ich verliebt war. Ich ging mit anderen Männern aus, wobei mein Herz immer bei Micha war. Alle Hoffnung, sich neu zu verlieben und aus dieser schwierigen Gefühlssituation zu entkommen, war umsonst. Wieder schluchze ich. Schnell wische ich über meine Wangen, als ich höre, wie sich die Tür öffnet. Ich ziehe die Decke noch höher, schniefe leise und hoffe, dass es nicht gehört wurde. Mein Besucher denkt, dass ich schlafe. Doch die Schritte kommen näher und ich spüre, dass derjenige sich auf das Bett setzt. Vorsichtig legt sich eine Hand auf meine Schulter und zwingt mich dazu, dass ich mich auf den Rücken rolle. „Komm schon Alex. Ich weiß, dass du nicht schläfst.“, höre ich Gerrits leise Stimme. Er klingt etwas besorgt und trotzdem liebevoll. Zögernd öffne ich die Augen und blinzele ihn verheult an. Sein Gesicht ziert ein mitleidiger Ausdruck und um seine Lippen spielt ein leichtes Lächeln. „Mensch, Alex.“, meint er und streicht über meine Wange, um die Tränenspuren zu vernichten. Ich seufze und schließe die Augen wieder. Er scheint zu verstehen, wie schlecht ich mich gerade fühle. Ich genieße die leichte Berührung und kann mich dadurch langsam wieder beruhigen. „Du hast Angst, dass es zu sehr die Arbeit belastet, was?“, fragt er mich und ich bringe nicht mehr hervor, als ein leichtes Nicken. Er muss wohl mit Micha geredet haben. Wobei es ihm noch nie schwer fiel, ab und an in uns zu lesen, wie in offenen Büchern. Er wusste wohl lange vor mir, was mich und Micha insgeheim verbindet und wir nur deswegen so gut zusammenarbeiten. Einmal sprach er mich drauf an und ich leugnete alles. Erst danach kam ich selbst auf die Idee, dass es so sein könnte. Wir hatten wieder drüber geredet, als Micha seinen Tod vorgetäuscht hatte. Da hatte ich es gestanden und als Micha wieder da war, habe ich Gerrit verboten, auch nur ein Wort zu verraten. „Also ich denke ja, dass es dann nur noch besser wird. Mehr als jetzt könnt ihr gar nicht aufeinander aufpassen und euch um den Anderen sorgen.“, spricht er leise weiter und streicht unentwegt über mein Haar und die Wange. Langsam öffne ich wieder die Augen und sehe ihn an. Er legt den Kopf schief und lächelt. „Es war eine komische Situation, in der Halle. Ich weiß nicht, ob ich so wie Robert reagiert hätte, aber ich denke, dadurch hat er uns schon irgendwie gerettet.“, flüster ich und er nickt. „Es war sicher nicht das Schlaueste, was er hätte machen können.“, grinst Gerrit mich an und auch ich muss etwas lächeln. „Hör auf dein Herz! Einmal nur schalte deinen Kopf aus!“ Er tippt auf meine Brust, während er das sagt und lächelt so unglaublich milde, dass ich mich wundern muss, dass er selbst nicht schon längst eine feste Freundin hat. Ich lasse nur ein Seufzen erklingen und nicke schließlich zaghaft. „Gut, dann hole ich deinen Micha mal zurück.“, lacht er und steht auf. „Soweit, wird er ja hoffentlich nicht gekommen sein.“ Mit einem kleinen Zwinkern verschwindet er wieder und ich bleibe alleine liegen. Vielleicht hat er wirklich Recht. Ich sollte über meinen eigenen Schatten springen.
Super Teil!! Gerrit ist meistens derjenige der als Liebesberater zwischen Alex und Michael vermittelt finde ich aber nicht schlecht. Du schreibst echt klasse bitte schreib bald weiter. LG
Genial!!! Hoffentlich springt Alex wirklich über ihren Schatten!!! Wenn nicht kann man sich etwas ausdenken, um sie springen zu lassen!!!! Freue mich schon auf eine FS!!! Bin super gespannt, wie es weiter geht!!!
Vor dem Krankenhaus habe ich mich direkt auf die nächste Bank gesetzt. Ich fühle mich einfach nicht in der Lage, spazieren zu gehen. Will einfach nur mein Gefühlschaos ordnen, die Angst, als ich Alex so hilflos daliegen sah. Die Enttäuschung, als sie sich tatsächlich an nichts erinnern konnte. Die Gefühle zu ihr und den Kuss. Die Enttäuschung, als Robert hereinplatzte und auch die Wut über sein unbedarftes Handeln bei dem Undercovereinsatz. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass ich Alex begleite. Oft genug haben wir ja schon gesehen, dass Robert in solchen Situationen unüberlegt handelt. Ich erschrecke, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Als ich aufsehe, blicke ich in Gerrits verständnisvollen Blick. Er scheint zu wissen, was in mir vorgeht. „Komm, lass uns zu Alex gehen. Ihr solltet miteinander reden.“, fordert er mich auf. „Ich kann nicht.“, traurig senke ich den Blick. „Es war doof, dass ich Robert so angemacht habe. Mir ist klar geworden, dass nicht er, sondern ich die Situation zerstört habe.“ Nur leise kommen die Worte aus mir heraus. Ich fühle mich schuldig. Wie schon so oft habe ich Alex durch mein Verhalten verletzt. Nicht nur Robert ist öfter mal ein „Elefant im Porzellanladen“, sondern auch ich kann das nur zu gut. Gerade in Bezug auf Alex schaffe ich es immer wieder, sie vor den Kopf zu stoßen. Ein blöder Spruch hier, eine dumme Bemerkung da. Wenn ihr wirklich so viel an mir liegt, wie ich einerseits hofft, wäre mein Verhalten das Schlimmste, was ich ihr antun könnte. Nur weil ich Angst vor meinen eigenen Gefühlen habe, mich so hilflos ihr gegenüber fühle, mache ich solchen Blödsinn. Plötzlich schaue ich auf, direkt Gerrit in die Augen. „Mir ist gerade etwas klar geworden. Auch wenn ich nicht so wie Robert gehandelt hätte, und es auch noch immer nicht gut heiße, kann ich es nun verstehen.“, erzähle ich ihm. Meine Grübeleien haben mir etwas klar gemacht. Verwundert schaut Gerrit mich an, scheinbar hat er nicht mit so einer Reaktion gerechnet. „Weißt du, ich habe über mich und Alex nachgedacht, wie oft ich sie durch mein dummes Verhalten schon verletzt habe.“, beginne ich, ihm zu erklären. „Ach, hast du das auch endlich mal bemerkt. Wurde ja auch mal Zeit.“ Ich kann sehen, dass es ihn glücklich macht, dass ich selber bemerkt habe, was für ein Idiot ich manchmal bin. „Ich versuche manchmal gerade Alex gegenüber alles Recht zu machen, wollte aber nie, dass sie etwas von meinen Gefühlen weiß. Dadurch bin ich oft genug ins Fettnäpfchen getreten.“, erzähle ich weiter. „Vielleicht ist es bei Robert ähnlich. Er will es uns allen Recht machen und nicht immer wie ein Anfänger wirken. Aber weil er zu stolz ist, öfter mal auf uns zu hören, beweisen will, dass er auch etwas kann, versucht er es auf seine Weise.“ Verstehend nickt Gerrit. Mir kommt es so vor, als wenn ich ihm nichts Neues erzähle. Aber ist es nicht schon immer so, dass Gerrit in solchen Dingen einfach besser ist. So als ob er ein Gespür dafür hat, wie andere sich fühlen oder was in ihnen vorgeht. In gewisser Weise sind Robert und ich uns sehr ähnlich. Auch wenn es andere Situationen sind, so handeln wir beide oftmals etwas sehr unbedarft. Aber unser Stolz hindert uns daran, einzusehen, dass andere vielleicht Recht haben mit ihren Ratschlägen. „Gerrit?“ Schüchtern schaue ich ihn an. Ja, ich brauche seinen Rat und will auf ihn hören. Er scheint es zu merken. „Was kann ich für dich tun?“ „Ich weiß nicht, wie ich mich Alex gegenüber nun verhalten soll. Kannst du mir vielleicht weiterhelfen?“ Bittend, ja fast flehend schaue ich ihn an. „Das ist ganz einfach. Du kommst jetzt mit mir mit und gemeinsam gehen wir zurück zu Alex.“ Er ist aufgestanden und wartet auf mich. „Und dann?“, frage ich, als ich mich schließlich erhebe. „Dann werdet ihr reden. Erzähl ihr das, was du mir gerade gesagt hast.“, fordert er mich auf. Erschrocken schaue ich ihn an. „Das kann ich nicht.“, gebe ich verzweifelt zu und lasse mich von ihm mitziehen in Richtung Eingang. „Du kannst. Überlege dir einfach, was passiert, wenn du es nicht machst. Redest du mit ihr, gibt es vielleicht eine Chance für euch. Machst du es nicht, hast du Alex nur wieder erneut verletzt. Willst du das wirklich?“ Fordernd schaut er mich an. Ich weiß, dass er Recht hat, aber ich habe Angst vor dem Gespräch. Angst meine Gefühle und vor allem meine Fehler vor Alex zuzugeben. „Michael, ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt.“ Warum weiß er nur immer, was ich danke oder fühle? Wie macht Gerrit das? „Alex ist total verzweifelt. Rede mit ihr. Nur so könnt ihr das endlich mal klären. Das ist ja schon nicht mehr mit anzusehen, wie ihr euch noch schlimmer als pubertierende Teenager anstellt.“ An seiner Stimme kann ich hören, wie ernst es ihm ist. Mir ist nie klar gewesen, wie deutlich es uns, insbesondere mir anzusehen ist, dass meine Gefühle für Alex nicht nur freundschaftlicher Natur sind. Mittlerweile stehen wir vor ihrem Zimmer. Gerrit hält sich etwas abseits und mir wird bewusst, dass ich alleine reingehen soll. Ich fühle mich hilflos wie ein kleines Kind, will das doch gar nicht. Doch ehe ich etwas sagen kann, hat Gerrit die Tür geöffnet und mich rein geschoben. Er selber ist verschwunden.
Cooler teil!!!!! Armer Michi.... Das muss eine ganz wichtige und schwere Einsicht für ihn gewesen sein!!! Bin mal gespannt, wie das Gespräch, der Beiden verläuft!!!!! Bitte schreibe ganz ganz schnell weiter!!
In die Decke gewickelt sitze ich auf einem Stuhl am Fenster. Ich frage mich, ob Gerrit Micha schon gefunden hat. Vermutlich, wenn ich gewusst hätte, wie dieser Einsatz endet, hätte ich mich nicht dazu bereit erklärt. Ich hasse es, über meine Gefühle reden zu müssen und es macht mich wahnsinnig, wenn nichts so läuft, wie es mir am liebsten ist. Nachdenklich knibbel ich an meinen Fingernägeln. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, wenn Micha zurückkommt. Soll ich ihm um den Hals fallen – immerhin hatte ich ihn weggeschickt – oder doch lieber beleidigt sein. Es ist so verdammt kompliziert. Heftig reib ich über mein Gesicht, um munterer zu werden. Ich spüre noch immer diese Trägheit von dem Gas. Aber immerhin ist mein Gedächtnis inzwischen wohl ganz zurück. Gerrits Worte hallen in meinen Ohren. Vertraue deinem Herzen. Mein Herz sagt mir, dass ich diesen Mann brauche. Mein Kopf meint, dass da es reicht, wenn wir uns an der Arbeit sehen. Bisher habe ich es ja auch geschafft, ihn nur jeden Tag zu sehen. Berührungen waren eher selten. Allerdings habe ich ja jetzt von dem ‚giftigen Apfel’ probiert. Ich spüre noch immer seine Lippen auf meinen – dieser leicht herbe Geschmack, das Verlangen. Seine Berührungen, die schon fast auf der Haut gebrannt haben und die Schmetterlinge im Bauch. Gott, Alex. Du bist absolut verknallt in den Mann. Einmal gekostet, willst du ihn jawohl nicht einfach ziehen lassen. Ich seufze und höre dadurch nicht, die sich öffnende Tür.
Uhi... Böser Michi.... der kann Alex Gefühlswelt doch nicht so durcheinander bringen Bin mal gespannt, was jetzt bei diesem Gespräch der zwei heraus kommt!!!!!