Ganz wie die Damen wünschen! _______________________________________________________________
Während Branco und Micha sich für die Arbeit fertig machten und Chrissi Brancos Wohnung erkundete, stand Alex bereits in der Schlange für die Essensausgabe. Es gab Rührei auf Toast, sehr lecker. Alex verdrehte die Augen, als die Küchenhilfe ihr das Rührei draufklatschte und zwei Scheiben Toast hinterher warf. Sie dachte wieder an Micha und an seine liebevoll zubereiteten Frühstücke, die er ihr auch ans Bett gebracht hatte. Seufzend ließ sie sich auf einen freien Platz fallen und starrte wehmütig auf ihr Frühstück. Gott, wie ihr Micha fehlte! Was er wohl gerade machte? Dachte er auch an sie? Vermisste er sie auch? Oder war sie ihm nun ganz egal? Wundern würde es sie nicht. Sie hatte ihn einfach zu sehr gekränkt, das wusste sie und verfluchte sich wieder einmal. Missmutig stocherte sie in ihrem Frühstück rum. Sie dachte auch an ihre Schwester. Ob Micha Chrissi wohl informiert hatte? Was sagte ihre kleine Schwester wohl dazu? Glaubte sie an ihre Unschuld? Würde sie Alex hassen wegen diesem Fehltritt? Beide waren Christlich erzogen worden und Werte wie Treue und Ehrlichkeit wurden in ihrem Elternhaus groß geschrieben. Und nun hatte sie gegen beide Grundprinzipien verstoßen. Sie kam sie vor wie ein Versager. Endlich hatte sie den Man ihre Träume und was machte sie? Sie betrog ihn nach nur drei Jahren! Sie hoffte, dass ihre Schwester nicht enttäuscht war von ihr. Sie liebte ihre Schwester sehr und es war ihr wichtig, was Chrissi von ihr dachte, genauso wichtig, wie Micha über sie dachte. Traurig stopfte sie sich eine Gabel voll Rührei in den Mund und spülte mit einem Kaffee, der diese Bezeichnung nicht verdient hatte (da kochte selbst ihr 10 jähriger Neffe besser Kaffee), dass nach Pappe schmeckendem Rührei runter. Sie seufzte. Aber es half ja alles nichts. Sie musste dadurch, komme, was da wolle. Und so Gott will, wird ihr Micha verzeihen und sie beide werden wieder zu einander finden. Alex stopfte sich den Rest des Rühreis runter und spülte mit dem Kaffeeähnlichem Gebräu nach. Dann erhob sie sich, gab das Tablett vorne an der Ausgabe ab und machte sich auf den Weg in die Zelle. Das flaue Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich zu einem Brechreiz. Alex lief schnell auf die nächstgelegene Toilette und übergab das eben zu sich genommene an die Kloschüssel. Immer wieder wurde sie von heftigen Krämpfen geschüttelt, bis ihr Magen völlig leer war. Sie wischte sich den Mund mit Klopapier ab und ließ sich auf den kalten Steinboden gleiten. Was war nur los mit ihr? Schon seit ein paar Tagen war ihr immer unterschwellig übel, aber so schlimm wie heute Morgen war es noch nicht. Morgen? Alex Durchschoss ein Gedanke wie ein Blitz: Morgenübelkeit! Wann hatte sie eigentlich zuletzt ihre Periode gehabt? Und mit einem jähen Schrecken stellte sie fest, dass sie seit zwei Wochen überfällig war! Aber, konnte das bedeuten, dass sie . . . Sie überlegte: Vor vier Wochen, da war doch die Party bei Branco und da hatten sie und Micha zum letzten Mal miteinander geschlafen. Aber in dem Zeitraum hatte sie auch mit Hartmut . . . Scheiße, was mache ich nur, wenn ich wirklich schwanger bin? Alex schluchzte laut auf und vergrub ihren Kopf in ihren Händen. So merkte sie nicht, wie die Tür aufging und mehrere Frauen die Toilette betraten. "Wen haben wir denn hier?" höhnte eine bekannte Stimme und schon wurde Alex grob vom Boden gerissen. Erschrocken blickte Alex in das wütende Gesicht von Mireille Sandstrahl. "So, jetzt wirst Du dafür bezahlen, dass ich Deinetwegen im Bunker saß!" Und ohne Vorwarnung schlug sie zu. Immer und immer wieder trat, schlug oder zog sie Alex an den Haaren. Und sie bekam Verstärkung: Kalle und Ginger schlugen ebenfalls zu. Und nicht weniger brutal als Mireille. Die Tortur kam Alex wie eine Ewigkeit vor, bis endlich die Bewusstlosigkeit sie erlöste und sie in schwarzes Nichts versank.
Sie kam erst auf der Krankenstation wieder zu sich. Ein Arzt beugte sich über sie und leuchtete mit einer Taschenlampe in ihre Augen. "Ah, sie kommt zu sich. Wie fühlen Sie sich?" fragte der Arzt und legte die Taschenlampe zur Seite. "Als wäre ein LKW über mich weggefahren", stöhnte Alex und fasste sich an den Kopf, der höllisch wehtat. "Sie haben eine Platzwunde Fr. Naseband, die wir bereits genäht haben. Wir werden Sie ins Gefängnis - Krankenhaus verlegen für weitere Untersuchungen. Es lassen sich Rippenfrakturen nicht ausschließen", erklärte der Mediziner freundlich und maß ihren Puls. Alex seufzte. Auch das noch. Aber zum Glück kann´s nicht mehr schlimmer kommen, dachte Alex. In dem Moment kam ein Sanitäter mit einem Rollstuhl, um sie abzuholen. Alex wurden Handschellen angelegt und ein Beamter half ihr in den Fahrstuhl und der Sanitäter schob Alex zum Krankenwagen. "Werden Sie meinen Mann informieren?" fragte Alex auf den Weg ins Polizei - Krankenhaus. "Nur wenn Sie das möchten", lächelte der Sanitäter und hänge eine Infusion mit Kochsalz an. "Wenn ihn das überhaupt interessiert", murmelte Alex traurig. "Sicher wird ihn das interessieren. Wir werden ihn dann nachher anrufen", meldete sich der JVA - Beamte zu Wort, der den Transport begleitete. Alex nickte schwach und lehnte sich zurück. Als der KTW um eine Kurve fuhr, wurde Alex wieder schlecht und sie übergab sich auf den Boden des KTW "Das tut mir leid", keuchte Alex und sank zurück. "Ist doch kein Problem! Den machen wir gleich sauber. Sie haben vielleicht eine Gehirnerschütterung, deshalb ist Ihnen vermutlich schlecht", beruhigte der Sanitäter sie und nahm ein Papiertaschentuch und wischte den Speichel und Magensaft auf. "Schon möglich, aber mir war schon vorher schlecht und musste mich übergeben. Deshalb war ich ja auf der Toilette", entgegnete Alex schwach. "Vielleicht ein Magenvirus", meinte der Beamte schulterzuckend. "Wann hatten Sie denn Ihre letzte Periode, Fr. Naseband?", fragte der Sanitäter und ignorierte den Beamten. "Na ja, ich bin seit zwei Wochen überfällig", murmelte Alex und schloss die Augen. Der Sanitäter schwieg und drehte die Infusion ab, da sie inzwischen im Krankenhaus angekommen waren. Alex wurde in der Chirurgischen Notfallambulanz untersucht, und dort stellte man fest, dass sie eine Rippenserienfraktur hatte, ein verstauchtes Sprunggelenk, mehrere Hämatome und eine leichte Gehirnerschütterung. Zudem wurde ihr Blut und eine Urinprobe entnommen, um eine Schwangerschaft zu bestätigen oder auszuschließen. Alex wurde auf ein Einzelzimmer geschoben, damit sie sich ausruhen konnte, was ihr aber schwer fiel. Immer wieder dachte sie darüber nach, was wäre, wenn sie wirklich Schwanger wäre. Und wenn ja, wer ist der Vater? Nach einigen Stunden sinnlosen Grübelns kann der behandelnde Arzt in ihr Zimmer und lächelte sie an. "Sind die Ergebnisse schon da, Hr. Doktor?" fragte Alex und schaute den Arzt nervös an ____________________________________________________________
Sodele, nachdem ich in braver Schüler war und HAs gemacht hab, gehts nu weiter im Text
"Sind die Ergebnisse schon da, Hr. Doktor?" fragte Alex und schaute den Arzt nervös an "Ja, wir haben nun Ihre Laborergebnisse, Fr. Naseband. Ich darf Ihnen gratulieren, Sie sind Schwanger!" Alex blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Sie wurde Kreidebleich, begann am ganzen Körper zu Zittern und brach schließlich in Tränen aus. Der Arzt war sichtlich geschockt, so hatte noch nie eine Schwangere reagiert, der er die eigentlich freudige Botschaft übermittelte. "Fr. Naseband, was ist denn los?" fragte er und setzte sich zu ihr auf Bett. Aber Alex war nicht in der Stimmung, mit einem Fremden ihre Probleme zu erörtern. "Ach, lassen Sie mich doch in Frieden!", fauchte Alex den ziemlich verdatterten Mediziner an. "Ich möchte Ihnen doch nur helfen", versuchte der Arzt, Alex zu beruhigen, doch sie wehrte die Hand unwirsch ab. "Jetzt hauen Sie endlich ab und lassen Sie mich allein!" Der Arzt merkte, dass er an Alex nicht rankam, deshalb stand er auf und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte er sich noch mal um und sagte zu Alex gewannt: "Wenn Sie reden wollen, bin ich immer für Sie da! Für jedes Problem gibt es eine Lösung." Das war zuviel für Alex. Sie nahm ihr Kissen und schmiss es nach dem Arzt und kreischte: "Raus!" Fluchtartig verließ der Arzt das Krankenzimmer. Alex vergrub sich weinend unter der Bettdecke und rief leise nach Micha. Dieser saß inzwischen mit Branco im Büro und nahm die Zeugenaussagen des Ehepaares im Sprayer - Fall auf. Weit brachte sie diese Aussage nicht, da beide erst am Tatort waren, als der Sprayer seit mindestens zwei Stunden Tod war. Nach 10 Minuten war die Befragung dann auch vorbei. Seufzend lehnte sich Branco in seinem Stuhl zurück und streckte sich. "Das war wohl ein glatter Fehlschlag. Aber das hätten wir uns ja gleich denken können. Sonst irgendwas interessantes, Micha?" fragte Branco und schaute zu Micha rüber. "Nein, noch nicht. Der Doc bringt den Obduktionsbericht erst morgen und die Spusi ist noch nicht ganz fertig", meinte Micha und steckte sich eine Zigarette an. Branco stand auf und holte sich eine neue Tasse Kaffee - die 6. Tasse an diesem Tag. Dabei fiel sein Blick auf Chrissi, die seit geraumer Zeit schweigend auf der schwarzen Couch saß und vor sich hingestarrt hatte. Branco bemerkte, dass Chrissi krampfhaft überall hinschaute - nur nicht in seine Richtung. Und wenn sie es doch tat und er dieses bemerkte, dann wurde sie rot und schaute schnell wieder woanders hin. Es war klar: Sie hatte sich in Branco verknallt. Branco lächelte, denn auch ihm gefiel Chrissi: Sie hatte Dunkelblondes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, schöne hellblaue Augen und ein bezauberndes Lächeln. Bin mal gespannt, wie sich das entwickeln wird, dachte Branco und goss sich die Tasse randvoll. Aber zurzeit gibt es wichtigeres als mein Liebesleben. "Möchtest Du auch einen Kaffee", wandte sich Branco an Chrissi und schaute ihr Direkt ins Gesicht. Mit einem leichten Lächeln bemerkte er, dass sie wieder rot geworden war. "Nein danke, ich trink keinen Kaffee", erwiderte Chrissi leise. "Schmeckt mir einfach nicht." "Ist auch gesünder", grinste Branco und setzte sich an seinen Schreibtisch. Dort schnappte er sich einen Zettel und Stift und legte seine Stirn in Denkfalten. "Was ist los?" fragte Micha und schaute Branco fragend an, während er seine Zigarette ausdrückte. "Was zermartert Dir Dein Hirn?" "Ach, ich überleg nur, was ich alles für die Party brauche. Und was es zu essen und zu trinken geben soll. " "Also, es ist ja heut noch mal recht arm. Wenn Deine Cousine einen Grill hat, dann reichen ein paar Würstchen, Steaks und son Zeugs. Deko ist doch egal, oder willst Du unbedingt eine Deko? Getränke . . . ja ist doch auch klar: Cola, Fanta, Bier, etwas Sekt und et voilá, fertig ist die Gartenparty", schaltete sich Chrissi ein. "Hey, die Idee ist genial! Und ein paar Salate sind auch schnell fertig. Und so viele Leute sollen ja auch nicht kommen", strahlte Branco Chrissi an. "Chrissi hat eben die besten Ideen", grinste Micha, dem nicht entging, dass Chrissi und Branco sich sehr mochten. "Ich merks schon", erwiderte Branco und lächelte Chrissi an. "Vielleicht kannst Du mir ja nachher bei den Salaten helfen?" Chrissi sagte begeistert ihr Hilfe zu und zusammen machten sie eine Einkaufsliste. Das planen der Party wurde von Michas Telefon unterbrochen, welches sonst den Tag über ruhig war. "Naseband, K11", meldete er sich. "Guten Tag, hier das Gefängniskrankenhaus Reutlitz, Dr. Meurer am Apparat. Sind Sie der Mann von Frau Alexandra Naseband?" "Ja bin ich. Ist etwas mit meiner Frau?" Micha stellte auf Laut, damit sowohl Branco als auch Chrissi mithören konnten. "Sie wurde heute Vormittag bei uns eingeliefert, nachdem man sie im Waschraum der JVA Reutlitz zusammengeschlagen hatte. Wenn Sie möchten, können Sie zu ihr." "Ja, selbstverständlich möchte ich das! Ich bin in 15 Minuten da!", rief Micha, Wachsweiß im Gesicht und legte auf. Die drei tauschten einen Blick und sprangen dann wie auf ein geheimes Signal hin gleichzeitig auf, schnappten sich die Jacken, rasten aus dem Büro und rannten zu den Autos. "Micha, bist Du in der Lage zufahren? Oder soll ich?" fragte Branco am Auto. Micha schaute Branco einen Moment an, dann gab er ihm die Schlüssel. "Fahr Du besser. Ich will heil im Krankenhaus ankommen", fügte er in einer Art Galgenhumor hinzu. Branco nahm die Schlüssel mit einem schwachen Grinsen, dann sprangen alle ins Auto und Branco startete den Motor und gab Gas. Während Branco die Straße runterraste, wählte Micha die Nummer des Staatsanwaltes, um ihn darüber zu informieren. "Kirkitadse", meldete sich der Staatsanwalt und klang gehetzt. "Hier Naseband. Es geht um Alex, sie wurde im Knast zusammengeschlagen. Sie muss da raus!" rief Micha aufgeregt in den Hörer. "Schon wieder?" entfuhr es dem Staatsanwalt. "Wie schon wieder?" mischte sich Branco vom Fahrersitz ein. "Äh, ja...also gut, sie wurde gestern schon mal zusammengeschlagen", gab der Staatsanwalt zögernd zu. "Und das sagen Sie erst jetzt?" schrie Micha aufgebracht. "Sie haben das gewusst und sie da einfach drin gelassen?" Micha schäumte vor Wut. "Ich wollte Sie nicht beunruhigen, Hr. Naseband. Aber ich habe wirklich versucht, Ihre Frau rauszuholen. Aber der Richter hat sich geweigert." "Jetzt ist es eh zu spät!" schnaubte Micha und unterbrach die Verbindung. "Gut, dass Du fährst, Branco...Ich fass es nicht, dass er uns das verschwiegen hat!" Branco verlieh seine Zustimmung und Wut in einem so derben Fluch Ausdruck, dass Micha Branco so geschockt anschaute, dass Chrissi ein wenig Lachen musste. "Du weisst, wenn der Kirki das hört, verlierst Du Deinen Job", meinte Micha und grinste. "Aber er ist nicht hier, oder?" entgegnete Branco.
Der Rest der Fahrt verlief in Schweigen. Nach knapp 10 Minuten waren sie am Krankenhaus und mussten an der Pforte erst mal ihre Ausweise zeigen, bevor man sie zu Alex lies. Nach 5 weiteren Minuten und Kontrollen traten sie in Alex Zimmer ein. Sie hatte sich noch immer unter der Decke verkrochen und weinte zum Steinerweichen. Micha trat, gefolgt von Branco und Chrissi, leise an Alex Bett und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig legte er eine Hand auf das zitternde Bündel unter der Bettdecke. "Hey Alex! Was hast Du denn? Ich verspreche Dir, Dir passiert nichts mehr!", sprach Micha sanft auf Alex ein. Nach einigen Minuten kam Alex schließlich doch unter der Decke hervor. Mit roten, verquollenen Augen schaute sie Micha kurz an, dann stürzte sie sich in seine Arme und fing noch heftiger an zu weinen als vorher. "So schlimm?" flüsterte Micha in Alex Ohr und strich ihr mit einer Hand sanft über den Rücken und mit der anderen gab er Branco und Chrissi ein Zeichen, den Raum zu verlassen.
Die beiden verstanden sofort, verließen den Raum und gingen in das kleine Cafe im ersten Stock. "Magst Du einen Tee oder so was haben, Chrissi?" frage Branco und stellte sich schon an der Schlange an. "Wie kannst Du jetzt an Essen denken? Alex geht es echt schlecht!" entrüstete sich Chrissi und stemmt ihre Hände in die Hüfte. "Hey, wir haben seit dem Frühstück nicht mehr gegessen. Ausserdem nützt es Alex gar nicht, wenn wir in den Hungerstreik treten. Micha ist bei ihr. Vielleicht versöhnen sie sich ja wieder“, entgegnete Branco und schob einen Drängler energisch nach hinten. "Na ja, Ok. Vielleicht hast Du Recht. Und zugegeben: Hunger hab ich auch etwas" gab Chrissi kleinlaut zu. "Sicher hab ich Recht. Also: Was möchtest Du?" "Ein Früchtetee bitte und ein Mettbrötchen", antworte Chrissi und wühlte in ihrer Tasche nach dem Portmonee. "Lass mal, ich lad Dich ein! Setz Du Dich schon mal in die Nische da", entgegnete Branco und deutete in die hinterste Ecke des Cafes. Chrissi ging, leicht verwundert, in die Nische und wartete auf Branco, der bereits nach 5 Minuten kam und ein riesiges, völlig überladenes Tablett vor ihr abstellte und dann neben ihr in die Bank rutschte. "Sag mal, wer soll das denn alles essen?" fragte Chrissi und starrte erst Branco, dann das Tablett entgeistert an. Auf diesem befanden sich neben Tee und Mettbrötchen für Chrissi noch eine Riesen - Packung Gummibärchen, ein Schokocroisson, zwei halbe Käsebaguette, zwei Äpfel, zwei Kiwis und ein riesiges Glas Cola. "Na wir, oder siehst Du sonst noch jemanden?" grinste Branco und stellte die Teetasse vor ihre Nase. "Ok, stimmt. Aber wieso alles zweimal?" "Ganz einfach: Eine Kiwi für Dich und eine für mich. Ein Apfel für Dich und ein Apfel für mich. Und wenn Du magst, kannst Du eins der Käsebaguettes haben", zählte Branco auf. "Schließlich sind wir auch zu zweit..." Verschnitzt grinste er Chrissi an und gab ihr mit einem Zwinkern das Brötchen. Chrissi wurde rot, aber gab zurück: "Genau wie auf der Arche Noah, da waren auch immer zwei von einer Sorte drauf." "Ah ja. Demnach sind das dann eine männliche und eine weibliche Kiwi. Oder wie meinst Du das?" meinte Branco und nahm das Obst in die Hände. "Ja, warum denn nicht?" lachte Chrissi. "Ein Männchen und ein Weibchen!" "Dann passt es ja zu uns. Ein männliches Wesen und ein weibliches Wesen. Nur, welche willst Du haben? Und dann ist da noch die Frage, woran erkennt man, ob eine Kiwi männlich oder weiblich ist", sinnierte Branco vor sich hin und drehte sie mehrmals in seinen Händen. Chrissi und Branco schauten sich einen Moment an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Branco tat es sichtlich gut, ein wenig abgelenkt zu sein. Er und Chrissi verstanden sich prima und hatten während des Essens viel Spass. Auch Chrissi vergaß für einen Moment die Sorgen um ihre Schwester und genoss das Essen mit Branco. Sie taute auf, legte ihre Schüchternheit ab und scherzte mit Branco, als würde sie ihn schon ewig kennen. Schließlich schaute Branco auf die Uhr. "Ob Micha wohl was rausbekommen hat?" fragte Chrissi, der dies nicht verborgen blieb. "Ich hoffe es. Es muss noch mehr dahinter stecken als die Prügelei. Sonst wäre Alex nicht so neben der Spur", seufzte Branco. Die gute Stimmung, die noch vor ein paar Minuten geherrscht hatte, war verflogen. Chrissi schaute betrübt zu Boden und legte ihren Kopf in die Hände. "Ich wünschte, ich könnte den beiden helfen! Aber ich weiss nicht wie!" stöhnte sie. Branco legte ihr vorsichtig den Arm um die Schulter und zog sie an sich. "Das wird schon wieder! Denk an den Plan! Wir werden schon Alex Unschuld beweisen! Und das mit Micha und Alex kriegen wir auch noch hin", redete Branco leise auf sie ein.
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Während Chrissi und Branco sich ihre Gedanken machten, versuchte Micha aus Alex herauszubekommen, was genau passiert war. Dies war gar nicht so leicht, da Alex, einmal angefangen, nicht mehr aufhörte zu weinen. "Alex, was ist los? Du bist doch nicht nur wegen der Prügelei so fertig! Da steckt doch mehr dahinter! Ich bin inner für Dich da! Und Du kannst mir alles erzählen!" redete Micha leise und sanft, aber mit Nachdruck auf Alex ein. Er konnte es nicht ertragen, Alex so fertig zu sehen. Das hatte sie einfach nicht verdient, egal was sie getan hatte. Alex hob ihr Tränennasses Gesicht und schaute Micha in die Augen. Einen Augenblick lang sagte keiner der beiden was, dann legte Micha eine Hand unter Alex Kinn, hob es an und küsste sie. Alex war erst erstaunt, gab sich aber dann ganz dem Moment hin. Sie legte Micha die Arme um den Nacken und Micha legte Alex die Hände um die Teile und zog sie noch enger an sich. Plötzlich löste sich Micha und schaute betreten zu Boden. "Alex, es tut mir leid", stieß Micha hervor. "Aber ich kann einfach nicht vergessen, was ich gesehen habe! Dieses Bild hat sich in meinem Kopf festgesetzt!" Alex legte Micha eine Hand auf den Arm. "Ich versteh Dich. Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen", sagte Alex leise. "Ich bin die jenige, die Mist gebaut hat. Und ich weiss, dass es dafür keine Entschuldigung gibt. . ." "Aber Du bist immer noch die wichtigste Person in meinem Leben", wurde sie von Micha unterbrochen. "Ich weiss, dass wir es irgendwie schaffen werden! Ich bin immer für Dich da! Und es tut mir weh, Dich so zusehen! Was ist los, Alex? Du bist doch nicht so runter mit den Nerven, weil Dich drei Frauen zusammengeschlagen haben, so schlimm das auch ist. Da ist noch mehr." Alex zögerte. Sollte sie Micha wirklich von der Schwangerschaft erzählen? Wie würde er reagieren? Würde sie so nicht alle Chancen auf eine Versöhnung zunichte machen, wenn das Kind nicht von ihm ist? Und wenn es von ihm ist, wie reagiert er darauf, Vater zu werden? Sie saß da und starrte auf die Bettdecke und wusste nicht, was sie tun sollte. Aber sie wusste, dass Micha es erfahren musste. Ausserdem ließ es sich nur drei, vier, vielleicht auch fünf Monate verstecken, aber dann würde man einen Bauch sehen. Aber wollte sie dieses Kind überhaupt? Diese Frage tauchte plötzlich und ungebeten in ihrem Kopf auf. Wenn es von Hartmut war, würde es sie immer daran erinnern. Aber hatte sie überhaupt das Recht, über das Leben eines anderen zu bestimmen? Auch wenn es nur aus Zellen bestand? Hatte dieses Winzige Wesen aus einer Ansammlung von Zellen nicht auch ein Recht drauf, zu Leben und Erwachsen zu werden? Das Kind konnte schließlich nichts für ihren Fehler! "Alex?" fragte Micha und holte so Alex aus ihren Gedanken. Sie holte tief Luft und hatte ihre Entscheidung getroffen: Sie würde Micha erzählen, dass sie Schwanger war. "Es ist so", begann sie stockend, traute sich aber nicht, Micha ins Gesicht zu sehen. Sie holte tief Luft und fuhr fort: "Ich bin . . . ich bin . . ." In diesem Moment kam der Arzt rein und ging Direkt auf Alex zu. "Ach ja, Fr. Naseband, bevor ich es vergesse: Nachher müssen wir noch eine Ultraschalluntersuchung machen, um zu sehen, ob es dem Kind gut geht und dann bekommen Sie auch Ihren Mutterpass. Sie werden dann in etwa einer Stunde abgeholt." "Wie? Mutterpass? Du bist Schwanger?" fragte Micha und starrte Alex völlig verdattert an. Alex nickte und sagte leise: "Und ich weiss nicht, von wem." "Oh, Sie wussten nichts von der Schwangerschaft? Das tut mir jetzt aber leid. Ok, Sie wissen jetzt Bescheid. Ich würde dann sagen, bis in einer Stunde. Und schon eilte der Arzt wieder geschäftig aus dem Raum und ließ Alex und Micha allein. Keiner sagte auch nur ein Wort. Alex schaute betreten zu Boden, während Micha die gegenüberliegende Wand anstarrte. Nach 10 Minuten Schweigen hielt es Alex nicht mehr aus. "Micha, es tut mir leid", flüsterte sie und legte zaghaft eine Hand auf Michas Arm. Micha entzog Alex den Arm, stand auf und ging zum Fenster. Er wusste nicht was er sagen sollte, aber nach einer Ewigkeit drehte er sich zu Alex um und redete sich alles von der Seele: "Ich glaube Dir, dass es Dir Leid tut. Mir tust Du auch Leid und ich werde Dich garantiert nicht im Stich lassen. Du kannst auf mich, Branco und Chrissi immer zählen. Gemeinsam werden wir Deine Unschuld beweisen. Das wäre das eine. Das andere ist, dass ich nicht weiss, wie es mit uns weiter gehen soll. Dieses Kind wird uns immer daran erinnern. Versteh mich nicht falsch, diesem Kind gebe ich keine Schuld und ich würde jetzt nie im Leben auf die Idee kommen, dass Du abtreiben sollst. Aber Dir sollte schon klar sein, dass dieses Kind einiges verändern wird. Es wird immer zwischen uns stehen. Vor allem, wenn es nicht von mir ist. Ich möchte nicht, dass Du Dich ständig mit Vorwürfen quälst oder ähnlichem und des gleichen möchte ich auch nicht tun. Das Kind kann für diesen ganzen Schlamassel nichts. Aber ich möchte, dass Du verstehst, dass ich das unter Umständen nicht aushalte und ich einen Schritt gehen werde, den ich bisher nicht gehen wollte." Nach dieser kleinen Rede von Micha herrschte betretendes Schweigen. Alex schaute zu Boden und auch Micha studierte eingehend seine Schuhspitzen. "Und was tun wir jetzt?" fragte Alex leise und brach somit als erste das Schweigen. "Als erstes müssen wir Deine Unschuld beweisen", erklärte Micha und schaute hoch. "Dafür haben wir auch schon einen Plan. Aber es ist besser, Du weisst von nichts, falls Du befragt wirst oder Du sogar belauscht wirst. Ich möchte Dich nicht unnötig in Bedrängnis bringen." "Das hört sich gefährlich an! Passt auf euch auf, ja?" bat Alex und krallte sich an der Bettdecke fest. "Werden wir. Und auf Chrissi passen wir auch auf!" "Wie, Chrissi ist hier?" fragte Alex verblüfft. "Hast Du sie nicht bemerkt? Sie stand etwas hinter Branco. Aber so Durcheinander wie Du bist, ist das kein Wunder. Übrigens: Ich glaube ja, dass sich Chrissi und Branco in einander verknallt haben! Du hättest die beiden sehen müssen: Sie wird immer rot wenn er etwas sagt und er kann nicht die Augen von ihr lassen! Sie übrigens auch nicht von ihm!" "Echt? Mein Schwesterchen und Branco?" Alex fing, trotz ihrer eigenen Probleme, an zu Strahlen. Sie freute sich für ihre Schwester und Branco. Die beiden gäben sicher ein süßes Paar ab. "Hoffen wir mal, dass das mit den beiden klappt", meinte Alex. "Das wird es sicher. Du kennst ja Branco. Und wenn nicht, kann man ja dem Schicksal immer noch nachhelfen!" entgegnete Micha und lächelte leicht.
Währenddessen begab sich ihr Gesprächsgegenstand nach einem ausgiebigen Essen von der Cafeteria auf den Weg zu Alex Zimmer. "Ich bin gespannt, was Alex Micha erzählt hat", meinte Branco, als sie aus dem Fahrstuhl stiegen und den langen Flur entlang gingen. "Micha wird uns das schon erzählen", entgegnete Branco. "Es sei denn, dass es etwas sehr persönliches ist und uns nicht so angeht." Chrissi nickte. "Du hast mal wieder Recht!" "Ich hab immer Recht" entgegnete Branco grinsend und klopfte an die Zimmertür von Alex, die sie inzwischen erreicht hatten. "Herein" hörten sie Alex Stimme und so betraten sie gemeinsam da Krankenzimmer. "Hi, Alex. Wie gehts Dir? Etwas besser?" fragte Branco und nahm Alex kurz in den Arm. "Ja gehts schon", erwiderte Alex ausweichend. Sie hatte jetzt nicht die Kraft, Branco und Chrissi alles zu erzählen Sie wusste, wenn sie anfing, würde sie wieder anfangen zu weinen. Und das wollte sie nicht, nicht vor ihrer kleinen Schwester. "Hi, Chrissi! Wie gehts Dir denn?" wandte sich Alex an Chrissi, die neben Branco stand. "Das ist doch egal! Viel wichtiger ist, wie es Dir geht!" entgegnete Chrissi und drückte Alex fest an sich. "Das wird schon wieder", versuchte Alex nicht nur ihre Schwester, sondern auch sich selbst, zu beruhigen. Chrissi schaute ihre Schwester zweifelnd an, sagte aber nichts und setzte sich auf die Bettkante. "Wie lang wirst Du noch hier bleiben müssen?" "Kann ich noch nicht sagen", erwiderte Alex, "es stehen noch ein paar Untersuchungen aus. Aber ich hoffe nicht länger als drei Tage. Obwohl es hier vermutlich besser ist als im Knast." Alex seufzte, als sie wieder an die gesamten Ereignisse der letzten Tage dachte. Waren wirklich erst 4 Tage vergangen, seit ihr Leben begonnen hatte, aus dem Ruder zu laufen? Es kam ihr weitaus mehr vor, aber ein Blick auf den Kalender an der Wand bestätigte ihr, das es nur 4 Tage waren. Und wieder stellte sie sich die 1.000.000 Euro frage: Warum? Warum hatte sie sich auf diese eine Nacht eingelassen? Warum hatte sie sich auf die Erpressung eingelassen? Warum hatte sie nicht Micha oder sonst jemanden eingeschaltet, sondern den Mund gehalten? Alex holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Nach ein paar Sekunden öffnete sie die Augen wieder und bemerkte, das Chrissis Blick auf ihr ruhte und in ihren Augen las sie die selbe Frage: Warum? Alex nahm Chrissi noch einmal in den Arm und flüsterte ihr zu: "Denk bitte nicht zu schlecht von mir, ja? Ich habe es für euch getan, für Dich und Micha." "Ich weiss", flüsterte Chrissi und erwiderte die Umarmung. "Auch wenn ich nicht alles verstehe, so würde ich nie im Leben schlecht von Dir denken! Du bist meine Schwester und ich liebe Dich! Du hast das alles nur für mich und für Micha auf Dich genommen und dafür werde ich Dir dankbar sein!" Die beiden Schwestern hielten sich noch eine Weile in den Armen, bis eine Schwester kam, um Alex für die Ultraschall-Untersuchung abzuholen. "So, Fr. Naseband. Ich bin Schwester Briannah und soll sie zum Ultraschall bringen." "In Ordnung, Schwester", entgegnete Alex und drückte ihre Schwester noch mal an sich. "Machs gut ja? Passt auf euch auf!" Dabei schaute sie nicht nur Micha, sondern auch Branco und Chrissi an. Alle versprachen, auf sich aufzupassen und verließen dann das Krankenzimmer. Alex setzte sich auf die Bettkante und wollte aufstehen und zur Tür gehen, aber die Schwester hielt sie zurück. "Ich fahre Sie natürlich!" Sr. Briannah verließ kurz das Zimmer und holte einen Rollstuhl herein. "Das kommt nicht in Frage", rief Alex, "ich laufe!" Mit diesen Worten stand sie auf, musste sich aber sogleich wieder setzen, weil ihr sofort schwindelig wurde. Sr. Briannah lächelte und meinte: "Es wäre wohl doch besser, wenn Sie sich fahren lassen, oder?" Alex gab sich geschlagen und ließ sich nun widerstandslos zum Sonographieraum fahren.
In der Zwischenzeit waren Micha, Branco und Chrissi auf den Weg zu Branco Wohnung. "Hast Du was aus ihr herausbekommen?" fragte Branco und schaute kurz zum Beifahrersitz. Micha antwortete nicht sofort, da er noch immer darüber nachdachte, was Alex ihm da gesagt hatte. Erst nach mehrmaligen ansprechen von Branco schreckte er aus seinen Gedanken. "Wie? Was ist los?" "Ob Du was aus Alex herausbekommen hast?" wiederholte Branco seine Frage und stoppte an einer roten Ampel. "Ja habe ich", seufzte Micha und schaute aus dem Fenster. Auf dem Bürgersteig ging eine Familie mit ihrem kleinen Kind entlang und die Kleine winkte Micha lächelnd zu. Man, Kinder verfolgen mich heute aber auch, dachte er. "Und was?" fragte Chrissi von der Rückbank und rutschte nervös hin und her. "Es ist so, Alex ist schwanger", erklärte Micha, "und weiss nicht, ob von mir oder von diesem Hartmut." Nach dieser Eröffnung herrschte erst mal Stille im Auto, keiner sagte auch nur ein Wort. Es gab auch nicht wirklich etwas zu sagen. Die Ampel sprang auf grün und kurz darauf bog Branco in seine Straße ein und hielt vor seinem Haus. Ebenso schweigend gingen sie ins Haus, wo sich Chrissi gleich ins zweite Gästezimmer verzog, welches ihr Branco heute Vormittag gezeigt hatte und sich einschloss. Micha und Branco setzten sich ins Wohnzimmer auf die Couch und schauten eine Weile schweigend aus dem Fenster. "Wie gehts Dir Micha?" fragte Branco schließlich, als er die Stille nicht mehr aushielt. Micha hob die Schultern und antwortete: "Wie soll es mir schon gehen?" entgegnete er achselzuckend und ging zum Fenster hinüber und starrte hinaus. "Wie würde es Dir gehen, wenn Deine Frau Dich betrogen und belogen hat? Und dann Schwanger ist und Du nicht weisst, ob Du der Vater bist?" "Ich weiss, doofe Frage", entschuldigte sich Branco und trat neben Micha an das Fenster. Einige Minuten schauten sie Seite an Seite, wie der aufkommende Herbstwind die Bäume hin und her schwang, bis Micha das Schweigen brach. "Weisst Du, ich wollte immer mit Alex Kinder und jetzt? Was ist, wenn es nicht von mir ist? Und was, wenn es von mir ist? Wie soll es weitergehen mit uns?" Branco sagte nichts, sondern legte Micha nur einen Arm um die Schulter. Micha lächelte dankbar. Auch wenn Branco nichts sagte so war er doch froh, ihn zu haben. Auch ohne Worte wusste er, das Branco ihn verstand und das sein Schweigen nur hieß: Es gibt nichts zu sagen, aber ich bin für Dich da! Micha war Branco dankbar, dass er nichts weiter sagte und ihn in Ruhe seinen Gedanken nachhängen konnte. Und die fuhren nun Achterbahn in seinem Kopf: Auf der einen Seite war er enttäuscht und traurig und auf der anderen Seite fand er sie Vorstellung, mit Alex ein Kind zu haben, mehr als anziehend. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bei der Vorstellung, mit Alex ein Kind zu haben. Kleine Füße, die morgens trappelnd ins Schlafzimmer kamen; kleine Ärmchen, die sich um einen schlangen; feuchte Sabberküsschen und diese strahlenden Augen, die einen mit einer Mischung aus Stolz und Neugier ansahen - das war etwas, für das es sich zu leben und auch zu kämpfen lohnte. "Weisst Du Branco, irgendwie find ich die Vorstellung schön, mit Alex ein Kind zu bekommen", brach Micha schließlich das Schweigen. "Aber?" fragte Branco nur und schaute Micha erwartungsvoll an. "Aber ich weiss nicht, ob ich nach allem noch eine Familie mit ihr haben will. Kann ich ihr jemals wieder vertrauen? Ich weiss es ehrlich nicht." Geknickt schaute Micha zu Boden und versuchte, die aufkommenden Tränen vor Branco zu verbergen. Aber Branco sah es trotzdem. "Mensch Micha, wenn ich nur wüsste, wie ich Dir helfen könnte", seufzte Branco und auch in ihm stieg die Hilflosigkeit wieder hoch. Die Hilflosigkeit und die Zweifel, ob der Plan gelingen würde oder nicht. Er schüttelte den Kopf ein paar Mal und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. "Branco, Du tust schon mehr als genug für uns! Denk an Deinen Plan", meinte Micha und versuchte, zu lächeln, was aber misslang. "Noch ist ja nicht raus, ob der auch funktioniert!" "Wird er schon, aber heute wird es wohl doch nichts mehr mit einer Party", meinte Micha und deutete auf seine Armbanduhr, die inzwischen 19.00 Uhr anzeigte. "Ach Du heilige Makrele", fluchte Branco und haute sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ach macht nichts! Morgen ist auch noch ein Tag. Ich seh mal schnell nach Chrissi und fahr dann zum Haus meiner Cousine." "Ja, schau ruhig nach Deiner Chrissi!", neckte Micha und brachte nun tatsächlich ein Lächeln zustande. "Sie ist nicht meine Chrissi", wehrte Branco, rot wie eine Tomate, ab und lief aus dem Wohnzimmer. *************************************************************
Sodele diesen Teil widme ich: Meiner Principessa, meinem Hessenschatzi, meiner Fiordland und meinem Törtchen! Ihr seit echt die besten und ich bin SO froh, Euch zu kennen!
Branco hörte noch, wie Micha ihm ein "Schon klar" hinterher rief, dann bog er auch schon um die Ecke und lief die Treppe rauf und stand zwei Sekunden später vor Chrissis Zimmer. Er hob die Hand und wollte klopfen, als er aus dem Zimmer ein leises Schluchzen hörte. Mit erhobener Hand zögerte er und überlegte, ob es ratsam wäre, jetzt anzuklopfen und reinzugehen. Vielleicht wäre Chrissi ja lieber allein? Und vielleicht wollte sie ihn auch gar nicht sehen? Vielleicht wäre es besser, wenn er Micha zu ihr schickte?
Während Branco noch immer mit erhobener Hand vor der Tür stand und grübelte, fasste Chrissi drinnen auf dem recht bequemen Bett den Entschluss, dass sie mit ihren Gedanken nicht allein bleiben konnte und mit jemanden Reden musste, da sie sonst noch Durchdrehen würde. Aber mit wem? Mit Micha? Nein, der hatte genug andere Sorgen. Branco? Das wäre eine Möglichkeit. Aber ob er ihr zuhören wollte? Ob ihn das überhaupt interessierte? Es gab nur eine Möglichkeit, dies rauszufinden: Sie musste Branco fragen. Hoffentlich traf sie ihn allein an. Ihn vor Micha um ein Gespräch zu bitten, wäre ihr doch zu peinlich. Sie erhob sich, rannte zur Tür, riss diese auf und prallte mit Branco zusammen. "Oh, sorry", stammelte Chrissi und taumelte leicht rückwärts. Sie wäre gefallen, wenn Branco sie nicht schnell am Arm festgehalten hätte. "Immer langsam mit den jungen Pferden", grinste Branco. "Warum denn so eilig?" "Ehm, ich wollte . . . mit Dir . . .", stammelte Chrissi und schaute verlegen zu Boden. Branco hielt noch immer ihren Arm und die Stelle unter seiner Hand schien zu brennen. Aber Chrissi wollte auch nicht, dass er sie los ließ, dazu genoss sie es zu sehr. "Nur heraus damit! Du wolltest was mit mir?" fragte Branco herausfordernd, als Chrissi stumm blieb. Mit der freien Hand fasste er sie unter das Kinn und hob ihr Gesicht an, so dass sie ihn ansehen musste. "Es ist . . . Ach nichts", wehrte Chrissi ab. Irgendwie hatte sie das Gefühl, wenn sie mit Branco über ihre Gedanken reden würde, würde er sie für Durchgeknallt halten. Sie wollte sich losmachen und wieder ins Zimmer gehen, aber Branco hielt sie mit sanfter Gewalt fest. "So leicht kommst Du mir nicht davon", lächelte er. "Du wolltest was von mir und ich merke, dass Dich was bedrückt. Und geweint hast Du auch, dass sehe ich. Also, was ist los?" Branco lächelte Chrissi so lieb an, dass sie nachgab. "Also gut, aber lass uns ins Zimmer gehen." Branco nickte, folgte Chrissi ins Zimmer und setzte sich neben sie aufs Bett. "Gott, wo fange ich an?" seufzte Chrissi und spielte nervös mit einer Haarsträhne. "Am besten am Anfang. Was möchtest Du von mir?" half ihr Branco geduldig weiter. Chrissi nickte, holte tief Luft und fing an: "Ich wollte mit Dir Reden. Wegen Alex. Ich habe echt Angst, dass sie da nicht wieder rauskommt. Was ist wenn wir keine Beweise finden, die für sie sprechen? Was ist, wenn die Frauen, die sie verprügelt haben, sie wieder verprügeln, nur schlimmer? Ich meine, was ist, wenn sie Alex umbringen?" Branco ließ Chrissi reden, er spürte, dass es ihr gut tat, sich alles von der Seele zu reden. Er nickte bloß, um zu zeigen, dass er ihr zuhörte. Er verstand nur zu gut, was in Chrissi vorging. "Dann wäre da noch die Sache zwischen Alex und Micha. Wird das wieder in Ordnung kommen? Ich weiss, dass Alex Micha liebt und er sie, aber wird die Liebe groß genug sein, um diese Krise zu überstehen? Was wird aus dem Kind? Ich weiss echt nicht, wie es weitergehen soll! Ich hätte nie gedacht, dass meine Schwester zu so was fähig wäre. Ich dachte, ich kenne sie, aber . . . Versteh mich bitte nicht falsch, ich lieb sie, sie ist ja meine Schwester. Aber wenn sie schon ihren eigenen Mann belügt und betrügt, wer sagt dann, dass sie ihre Schwester und Eltern nicht auch belügt? Was ist, wenn Alex vom rechten Weg abkommt?" Nun liefen Chrissi wieder Tränen die Wange runter. Branco legte tröstend einen Arm um ihre Schulter und wischte mit der einen Hand die Tränen weg. "Ich weiss, ich bin blöd oder?" meinte Chrissi, halb lachend, halb weinend. "Nein, bist Du nicht", versicherte Branco ihr energisch. "Ich versteh Dich voll. Mir gehen so ähnliche Gedanken Durch den Kopf. Besonders was die Beweise anbelangt. Da frage ich mich echt, ob ich das mit dem Plan schaffe. Und was Micha und Alex anbelangt, da weiss nur Gott, wie es weitergeht. Es wird nicht leicht und es braucht Zeit, aber ich bin noch optimistisch, dass es wieder wird." Chrissi hörte Branco aufmerksam zu und langsam beruhigte sie sich wieder. Sie war froh, sich alles von der Seele geredet zu haben und jemanden gefunden zu haben, der ähnlich wie sie selbst dachte. "Ich will Alex nicht verteidigen, aber sie ist vermindert schuldfähig, sie wurde ja abgefüllt. Ich weiss, eine Standartausrede, aber in diesem Fall doch die rein Wahrheit. Chrissi, glaub mir, Alex liebt Dich und würde nie etwas tun, was Dir schadet. Genauso ist es bei Micha. Sie liebt ihn, und würde ihn nie wieder so was antun, geschweige denn etwas Schlimmeres. Hätte sie sich sonst erpressen lassen? Familie geht ihr über alles, deshalb hat sie geschwiegen. Um euch nicht zu schaden! Glaub mir, auch ich wollte nicht glauben, dass Alex zu so etwas fähig wäre, bis ich es mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört habe. Aber denk dran: Der Mensch ist nicht perfekt, er macht Fehler. Und aus diesen Lernen wir, sie lassen uns wachsen. Gott wird ihr vergeben, weil sie aus tiefstem Herzen bereut. Und so Gott will, werden sie wieder zusammen finden. Schließlich gehören die beiden zusammen! Es braucht halt nur etwas Zeit." Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander, während Chrissi darüber nachdachte, was Branco gesagt hatte. Es machte alles Sinn und war nachvollziehbar. Branco hatte Recht, es brauchte Zeit, vielleicht weniger, vielleicht mehr. "Danke, Branco! Du hast mir echt geholfen!" Sie umarmte Branco und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Branco wurde leicht rot und erwiderte die Umarmung nur zu gern. "Gern geschehen. Aber ich habe doch kaum etwas gemacht!" "Doch, hast Du! Du hast mir zugehört und mich ernst genommen! Ausserdem hast Du es geschafft, dass ich nun glaube, dass alles wieder gut wird. " "Hab ich doch gern gemacht. Aber sag mal, warum wolltest Du denn erst mit mir reden und dann plötzlich nicht mehr?" Chrissi wurde Magentarot und schaute auf den Boden. Sie traute sich nicht, Branco von ihren Gefühlen zu erzählen. Sie waren ja auch im Grunde nichts weiter als eine Schwärmerei. Er würde sie bestimmt nicht ernst nehmen. Verlegen kaute sie auf ihre Unterlippe und wusste nicht, was und wie sie es sagen sollte. Schließlich traf sie eine Entscheidung. "Na ja, ich dachte, Du würdest mich für blöd haben und das wollte ich eben nicht . . . Ich mag Dich, sehr sogar und mir ist einfach wichtig, was Du von mir denkst!" Branco wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte es zwar schon geahnt, aber geglaubt, dass er sich irren würde. Wie stand er selbst Chrissi gegenüber? Er mochte sie, dass war klar. Sie war charmant, witzig und Süss. Man konnte sich gut mit ihr unterhalten und er hatte bereits den Eindruck gewonnen, dass sie ähnlich tickten. Was denkst Du nur schon wieder, dachte Branco und schimpfte innerlich mit sich selbst. Sie hat gesagt sie mag Dich, mehr aber auch nicht. Steiger Dich nicht in was rein, was sowieso nichts wird! "Ich mag Dich auch, Chrissi. Und glaub mir, ich denke garantiert nicht, dass Du blöd bist oder sonst irgendwie schlecht von Dir! Ich finde, Du bist witzig, charmant und man kann sich prima mit Dir unterhalten!" versicherte Branco ihr. "Und dabei kennen wir uns erst seit heute", meinte Chrissi verlegen grinsend. "Wie sagt doch der Amerikaner dazu? This match was made in heaven?" Sie schauten sich an und mussten anfangen, zu lachen. Nach einer Weile fiel Brancos Blick auf die Wanduhr und er erinnerte sich, dass er noch ins Haus seiner Cousine wollte, um nach dem rechten zu sehen. "Du, ich muss noch mal weg. Ich hab ja versprochen, auf das Haus meiner Cousine aufzupassen und da wollte ich grad mal vorbeischauen. Magst Du mit kommen?" fragte Branco, der keine Lust hatte, allein zu fahren und zudem gern mit Chrissi zusammen war. Chrissi sagte freudestrahlend zu und sie gingen nach unten, um Micha zu informieren. "Ich nehme Chrissi mit zum Haus meiner Cousine, das geht dann schneller als einer allein. Ist das Ok für Dich?" fragte Branco und schaute Micha besorgt an, der noch immer am Fenster stand und hinausstarrte. "Ja klar, viel Spass euch beiden", meinte Micha, drehte sich um und lächelte die beiden an. "Ich würde eh gern etwas allein sein." Chrissi und Branco nickten verstehend und gingen raus.