Oh jetzt bekomme ich auch schon die Peitsche. Bin schon fleißig am schreiben, aber hatte eigentlich vor erst morgen den nächsten Teil zu posten. Hältst du es bis dahin noch aus?
Der Arzt hatte Chris am nächsten Morgen schon darüber aufgeklärt, welche Therapien auf ihn zu kommen würden und das es einige Zeit dauern würde, bis er wieder richtig laufen kann. Er war alles andere als begeistert, als er erfahren hatte, was auf ihn zukam. Ingo gab Sandra erst einmal eine Zeit lang frei, damit sie sich um Chris kümmern konnte. Er merkte, dass es für seinen Ermittler schwer zu akzeptieren war, dass er nicht richtig laufen konnte und das wohl über eine längere Zeit. Die Wochen vergingen. Mit Feuereifer machte sich Chris an die Therapien in der Hoffnung, dass es alles schneller gehen würde, als der Arzt voraus gesagt hatte. Frustriert sah er aber nach kurzer Zeit ein, dass es nicht schneller ging und machte nur noch mit großem Widerwillen die Therapien. Nach einiger Zeit bat Ingo Sandra dann, ob sie nicht wieder mehr arbeiten könnte, so lange Chris ausfiel. Auf Dauer war es ihm nicht möglich mit zwei Ermittlern den Kanzleibetrieb aufrecht zu erhalten. Nach kurzer Bedenkzeit stimmte sie schließlich zu, da es auch finanziell besser war, da Chris schon einige Zeit kein Gehalt mehr bekam und das Krankengeld doch um einiges weniger war. In der Zeit, wo Sandra arbeitete, betreute Chris mit Hilfe seiner Mutter Saskia. Das alles frustrierte ihn sehr. Sandra musste arbeiten, weil er nicht konnte und noch nicht einmal um seine Tochter konnte er sich alleine kümmern. Dies alles schlug sich auf seine Stimmung nieder und immer öfter war er launisch, zeitweise sogar richtig depressiv. Sandra versuchte viel um ihn aufzuheitern, aber leider mit immer weniger Erfolg. Chris distanzierte sich regelrecht von ihr und auch im Bett lief nichts mehr. Sogar kuscheln oder küssen war ihm zeitweise zu viel. Mittlerweile wurde es auch Sandra zuviel. Ständig die negative Haltung, dazu mittlerweile wieder ein Vollzeitjob als Ermittlerin, sowie die Sorge um Saskia und der Haushalt brachten sie an ihre Grenzen. Immer mehr magerte sie ab. Chris fiel das alles nicht wirklich auf, zu sehr war er mit sich selber beschäftigt. Dafür fiel es aber Katja und Alex irgendwann auf.
Einige Tage beobachteten sie Sandra, bevor sie die Chance ergriffen und Alex die beiden in der Mittagspause zum Essen abholte. Eine Weile beobachteten die beiden Freundinnen Sandra, die lustlos in ihrem Essen rumstocherte. „Jetzt reicht es aber“, sagte auf einmal Katja etwas lauter. Verwirrt schaute Sandra sie an. „Was reicht?“ fragte sie nach. Katja sah kurz zu Alex, die ihr zunickte. Sandra schaute verwundert von einer zu anderen. „Könnt ihr mir sagen, was los ist?“ wollte sie nun wissen. „Die Frage sollten wir eher dir stellen. Seit einiger Zeit bist du schon so komisch. Erst dachten wir, es liegt daran, dass es eine große Umstellung für dich ist, wieder voll zu arbeiten und zu Hause ein kleines Kind zu haben. Aber das alleine kann es nicht sein“, begann Katja zu erklären. „Sandra du bist total abgemagert und siehst auch nicht wirklich gut aus, was ist los?“ sprach nun Alex weiter. Sandra schaute die beiden an und überlegte einige Zeit. Sie wurde von den beiden nicht in ihren Gedanken unterbrochen. Katja und Alex merkten, dass es Sandra nicht leicht fiel darüber zu reden, also ließen sie ihr Zeit. Plötzlich sahen sie, wie Sandra die ersten Tränen in die Augen stiegen. Entsetzt sahen sie sie an. Endlich fing Sandra an zu erzählen. Alles sprudelte aus ihr heraus, Chris schlechte psychische Verfassung, die Belastung mit Arbeit, Kind und Haushalt, einfach alles. Beide hörten ihr zu und unterbrachen sie nicht in ihren Erzählungen. Schweigend hörten sie sich alles an. „Das kann so nicht weitergehen. Du bist völlig fertig. Ich habe eine Idee“, sagte Alex endlich. Schnell erklärte sie den beiden, was sie vorhatte. Katja war begeistert von der Idee, während Sandra sie nur zweifelnd anschaute. „Sandra das wird schon gut gehen. Vertrau uns einfach“, sprach Katja tröstend auf sie ein. Und so stimmte auch Sandra zu.
Erleichtert, doch endlich mal über die Probleme geredet zu haben, machte sich Sandra auf den Nachhauseweg. Sie holte noch schnell Saskia bei Chris Eltern, kaufte etwas zum Grillen ein und fuhr anschließend in ihre Wohnung. Mit Saskia an der Hand und der Einkaufstüte in der anderen Hand betrat sie schließlich die Wohnung. Saskia stürzte sich gleich auf ihren Papa, der auf der Couch lag und nicht wirklich etwas getan hatte. Aber zu Chris erstaunen sagte Sandra nichts dazu. Kurz begrüßte sie ihn und räumte schließlich die Einkäufe aus. Neugierig was Sandra denn tat, machte sich Chris auf den Weg in die Küche. „So wie das aussieht, möchtest du heute grillen? Wieso hast du das nicht gesagt?“ fragte er nach Begutachtung des Eingekauften. „Das hat sich kurzfristig ergeben. Katja und Tekin, sowie Alex und Michael kommen nachher zum Grillen vorbei. Du kannst ja schon mal den Grill vorbereiten und ich mache hier noch etwas Ordnung“, schlug Sandra ihm vor. Schwerfällig humpelte Chris auf den Balkon, entfernte die alte Grillkohle und füllte schon mal die neue ein. Zufrieden begutachtete er sein Werk. Auch Sandra war mit dem aufräumen rasch fertig und bereitete schon mal alles soweit vor. Sie war gerade fertig, da klingelte es auch schon und Alex und Michael betraten die Wohnung. Während die Männer sich mit einem Bier auf den Balkon begaben um schon mal den Grill anzumachen, standen die beiden Frauen in der Küche. Alex spielte ganz begeistert mit Saskia. „Chris sieht aber wirklich fertig aus und abgenommen hat er auch ganz schön. Ihm scheint es wirklich nicht gut zu gehen“, stellte Alex fest. „Ja das stimmt. Aber wenn ich mit ihm darüber rede, drehen wir uns immer nur im Kreis. Er fühlt sich wie ein Versager und glaubt, wir würden es auch alle so sehen und uns lustig über ihn machen oder über ihn herziehen. Hast du Michael schon etwas erzählt?“ wollte Sandra nun wissen. „Habe ihn etwas vorbereitet, ob er mit Chris jetzt schon redet weiß ich aber nicht. Denke eher nicht. Männer eben. Aber nachher werden wir gemeinsam reden, dass hat Michael schon zugesichert.“ „Hoffentlich bringt es etwas. Ich weiß langsam nicht mehr weiter“, erzählte Sandra und kämpfte mit ihren Tränen. Tröstend nahm Alex sie in den Arm.
Nicht viel später kamen auch Katja und Tekin. Schnell legten die Männer die Sachen auf den Grill, wobei Tekin und Michael darauf achteten, dass Chris soviel wie möglich machte. Sie hofften ihm dadurch ein wenig das Gefühl zu geben, nicht unnütz zu sein. Schnell war das Essen fertig und nun saßen sie zusammen und unterhielten sich gut. Es war ein lustiges Essen, vor allem Saskia versuchte einige Späße zu machen und alle zum lachen zu bringen. Sie genoss es, im Mittelpunkt der Erwachsenen zu stehen und war alles andere als begeistert, als Sandra sie dann ins Bett brachte. „Kati und Ales auch noch Nacht sagen“, forderte sie, nur um noch etwas Zeit zu schinden. Sandra gab nach und holte die beiden. Nachdem alle Saskia eine gute Nacht gewünscht hatten, gingen die Frauen wieder raus zu den Männern. Einige Zeit wurde noch über belangloses geredet. „Was macht eigentlich deine Therapie?“ versuchte Michael nun vorsichtig das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken. „Geht so. Alles ein wenig anstrengend und geht nicht so gut, wie ich es möchte“, gab Chris schließlich zögerlich zu. „Was soll denn das heißen? Ich dachte, du bist bald wieder auf dem Damm und kommst wieder arbeiten. Momentan sind mir eindeutig zu viele Frauen in der Kanzlei. Wird Zeit, dass wieder männliche Unterstützung kommt. Ist bei Aufträgen sehr viel besser“, versuchte ihn Tekin etwas aufzumuntern und ihm damit zu sagen, dass er auch in der Kanzlei fehlte. Die Frauen hielten sich absichtlich bei dem Gespräch zurück. „Tekin jetzt tu nicht so. Ich weiß, dass ihr auch ganz gut ohne mich klar kommt. Zum arbeiten bin ich nicht zu gebrauchen, meine Familie kann ich nicht versorgen, kann mich noch nicht einmal alleine um meine Tochter kümmern. Toller Vater und Freund bin ich. Ich weiß, dass ihr mich alle für einen Versager haltet und euch über mich lustig macht. Wahrscheinlich erzählt euch Sandra auch noch, wie dumm ich mich momentan bei allem anstelle, damit ihr noch mehr lachen könnt. Für wie doof haltet ihr mich eigentlich“, machte sich Chris nun Luft. Sein Tonfall war hart und Sandra zuckte regelrecht zusammen und bei seinen letzten Worten liefen die ersten Tränen ihre Wangen herunter.
„Sag mal hast du sie noch alle. Wieso sollte Sandra das tun? Warum sollten wir uns über dich lustig machen? Sandra liebt dich und wir sind deine Freunde. Dein Unfall war tragisch, aber so etwas passiert nun einmal und irgendwann bist du wieder der alte. Wenn du vernünftig deine Therapien machst. Das hat aber alles nichts mit Versager zu tun“, sagte Tekin nun sehr deutlich zu ihm. Er war leicht ungehalten über Chris Worte. Auch die anderen starrten Chris nur an. So kannten sie ihn überhaupt nicht. Eine Zeitlang versuchten Tekin und Michael Chris noch klar zu machen, was für einen Schwachsinn er sich zusammen reimt. „Vielleicht habt ihr Recht und ich sehe momentan alles zu schwarz. Es ist momentan einfach alles so beschissen“, gab er nun zu. Liebevoll rutschte er zu Sandra hinüber. „Ich liebe dich“, sagte er einfach nur. „Ich liebe dich doch auch“, erwiderte sie und es folgte ein zärtlicher Kuss. „Bitte verlass mich nicht. Ich möchte nicht mehr ohne dich sein“, flehte er sie nun fast an. „Das habe ich doch gar nicht vor“, sagte Sandra etwas erschrocken, über Chris momentane Hilflosigkeit und den extremen Stimmungswandel. War er vorher noch leicht aggressiv und forsch, so wirkte er nun wie ein hilfloses kleines Kind. „Heirate mich“, sagte er plötzlich. „Wie bitte?“ fragte Sandra nun verwirrt nach. „Wir lieben uns und haben eine Tochter. Lass uns heiraten. Ich würde mich besser fühlen und hätte nicht solche Angst dich zu verlieren“, versuchte Chris zu erklären. „Du brauchst keine Angst haben mich zu verlieren. Ich habe nicht vor dich zu verlassen“, sagte Sandra noch einmal zu Chris, da sie merkte, dass ihre Worte von davor nicht wirklich bei ihm angekommen waren. „Dann lass uns heiraten“, sagte er nun noch einmal. Michael wurde es nun zu bunt. „Sag mal geht’s noch? Erst machst du Sandra Vorwürfe, sie würde dich nur als Versager sehen und sich dauernd über dich lustig machen und nun soll sie dich heiraten. Was tust du da? Du bringst Sandra nur durcheinander und verunsicherst sie. Deine Worte eben haben sie sehr verletzt, was dir scheinbar gar nicht aufgefallen ist. Das hat sich fast so angehört, als wenn du dich von ihr trennen willst und nun willst du sie heiraten. Was denkst du, wie es ihr nun geht?“ mischte sich Michael nun ein. Seine Worte waren direkt und eindringlich. Er wollte Chris seine Sprunghaftigkeit im Verhalten vor Augen führen, vor allem die Verletzungen Sandra gegenüber. „Es tut mir leid, Sandra. Wirklich. Ich liebe dich doch und will dich nicht verlieren. Momentan ist alles einfach zu viel“, sagte Chris nun leise und ihm liefen einige Tränen über das Gesicht. Tekin und Michael waren besonders entsetzt darüber, zu sehen, wie schlecht es ihm tatsächlich ging. Nie hätten sie gedacht, dass Chris in so einer schlechten psychischen Verfassung ist. Lange redeten sie noch und schafften es doch ein wenig, ihn wieder zu beruhigen und etwas aufzubauen. Nachdem sich die vier versichert hatten, dass es Chris und Sandra soweit gut ging, verabschiedeten sie sich alle. Es war spät geworden, aber sie hatten alle gemerkt, dass Sandra und Chris sie als Freunde brauchten.
*ins Taschentuch schnäuz* Ist das tarurig, der arme Chris. Aber jetzt hat ers endlich gesagt. Und zum Glück hat sich alles wieder zum Guten gewendet. Und zum Glück können sie auf ihre Freunde zählen.
Danke für deinen Kommi und viel Spaß mit dem nächsten Teil.
Erfreut nahm Sandra die nächsten Tage zur Kenntnis, dass Chris Stimmung sich tatsächlich etwas besserte. „Also war das Grillen mit den anderen doch nicht so schlecht“, dachte sie sich. Vier Tage später konnte sie mittags schon Feierabend machen und machte sich glücklich auf den Weg nach Hause. Saskia war noch im Kindergarten und sie freute sich auf etwas Zweisamkeit gemeinsam mit Chris. Voller Vorfreude schloss sie die Tür auf und rief auch gleich nach Chris. Als dieser nicht antwortete, wunderte sie sich etwas und ging ins Wohnzimmer. Dort fand sie Chris auf der Couch liegend und vor sich hindösend. Sie ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem liebevollen Kuss. Dadurch schreckte sie ihn auf und holte ihn wieder zurück in die Realität. Mit leeren Augen schaute er sie an. Leicht schockiert bemerkte Sandra dies. „Was ist los? Du guckst so komisch?“ fragte sie vorsichtig und mit bedachten Worten. Sie wollte einfach nichts Falsches sagen, weil es ihr momentan schwer fiel ihn einzuschätzen. „Sandra ich fühle mich beschissen. … Ich bin dir im Moment nur eine Last … und keine Hilfe. … Was macht mein Leben denn für einen Sinn?“ versuchte Chris seine momentanen Gefühle in Worte zu fassen. „Du bist mir keine Last. Ich liebe dich und ich brauche dich. Und Saskia doch auch. Sag so einen Scheiß nicht. … Momentan funktioniert vielleicht nicht alles so, wie du es möchtest, aber das wird wieder“, versuchte Sandra tröstend auf ihn einzureden und nahm ihn in den Arm. Wie ein kleines Kind kuschelte er sich in ihre Arme. „Ich weiß nicht. Momentan frage ich mich, macht das überhaupt noch alles einen Sinn. … Sandra ich kann nicht mehr“, sprach er leise und zögerlich weiter. Sandra war entsetzt über seine Worte. Lange Zeit sagte sie nichts. Sie wusste nicht wie oder was sie nun sagen sollte. „Was soll das heißen Chris?“ fragte sie schließlich doch unsicher nach. „Ich weiß es doch auch nicht. … Es ist nicht so, dass ich mich von der nächsten Brücke stürzen möchte, … aber ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll“, antwortete er ihr. Sandra konnte nichts dagegen tun, auch wenn sie wusste, dass es Chris noch mehr verunsichern würde, ließen sich ihre Tränen nicht aufhalten. „Siehst du, nun mache ich dich auch noch fertig. Sandra es tut mir alles so leid. Aber ich tue dir nicht gut“, sprach er weiter. „Chris das stimmt doch nicht. Erzähl nicht so einen Mist. Dir geht es momentan nicht gut, aber das bessert sich wieder. Ich brauche dich doch.“ Völlig verzweifelt überlegte sie, was sie machen sollte. „Sandra hilf mir, … was soll ich den machen?“ wandte er sich an sie. Ihre Freundin Nadine, die gleichzeitig auch Ärztin war, hatte Chris schon eine Überweisung zum Psychologen gegeben. „Was ist eigentlich mit dem Psychologen, wo Nadine meinte, dass du hingehen solltest? Hast du dort schon angerufen?“ „Ja, aber die haben erst wieder in drei Monaten einen Termin. Auch bei anderen Psychologen sieht es nicht anders aus.“ Frustriert nahm Sandra das zur Kenntnis. Der kleine Funke Hoffnung, den sie gerade noch gehabt hatte, war somit wieder erloschen. Schweigend saßen sie beide da. Sandra überlegte, wie sie Chris helfen konnte und kam nicht wirklich zu einem Ergebnis.
Nach einer schier endlosen Zeit brach Chris das Schweigen. „Sandra … vielleicht sollte ich … in eine entsprechende Klinik gehen“, sagte er leise und zögerlich. Verwundert sah Sandra ihn an. „Bist du dir sicher?“ fragte sie ihn ungläubig. „So hat das alles im Moment keinen Sinn mehr. … Du leidest und Saskia auch … und ich schaffe es nicht, … irgendetwas zu ändern. … Vielleicht können die mir helfen … bei einem Therapeuten bekomme ich zurzeit ja keinen Termin“, versuchte er seine Gedanken zu formulieren. „Es ist deine Entscheidung, du bist ein erwachsener Mensch und wenn du es für sinnvoll hältst, werde ich dich darin unterstützen“, sagte sie schließlich. „Soll ich bei Nadine anrufen und sie um eine Überweisung bitten? Ich glaube ohne kannst du nicht in die Klinik.“ „Danke, dass wäre lieb. … Ich glaube nicht, … dass ich es schaffen würde.“ Sandra nahm sich das Telefon und wählte die Praxisnummer ihrer Freundin und ließ sich auch direkt mit ihr verbinden. Während des Telefonats war sie ins Schlafzimmer gegangen. Sie wollte einfach allein sein. Nachdem sich Nadine nach einiger Zeit gemeldet hatte, schilderte Sandra ihr die doch sehr schlechte psychische Verfassung von Chris und seine Gedankengänge. Dabei liefen ihr wieder die Tränen die Wangen hinunter. Das alles belastete sie doch sehr stark. Mit Entsetzen bemerkte Nadine, wie angeschlagen Sandra mittlerweile durch die ganze Situation war. Sie versprach ihr umgehend die Überweisung auszustellen und das Sandra sich diese in einer halben Stunde abholen könnte. Da Saskia vom Chris Vater aus dem Kindergarten geholt werden sollte und auch den Rest des Nachmittags dableiben sollte – so war es ausgemacht, da Sandra eigentlich bis zum Abend arbeiten sollte – packte sie auch gleich einige Sachen, die Chris in der Klinik benötigen würde. Während des Packens konnte sie sich wieder etwas beruhigen. Da sie wieder etwas gefasster war, ging sie nun zu Chris und berichtete ihm, dass Nadine die Überweisung ausgestellt hatte und sie diese auch gleich holen könnten. Mit der Tasche in der Hand gingen sie nun zum Auto. Die Fahrt zur Praxis von Nadine verlief schweigend und auch der Weg in die Klinik. Dort angekommen mussten sie einige Zeit warten, bis ein Arzt für sie Zeit hatte.
Als sie schließlich vor dem Arzt saßen und sich begrüßt hatten, schaute Chris Hilfe suchend zu Sandra. Diese nickte kurz und fing dann zögerlich an zu berichten, warum sie hier wären. Nach einiger Zeit fühlte sich Chris dann dazu in der Lage, selber weiter zu sprechen. So schilderte er dem Arzt seine Situation, und seine Gefühle, Ängste und alles was ihm momentan belastete. Nachdem der Arzt alles gehört hatte, nahm er Chris dann auf und erklärte die Regeln, die für die Klinik wichtig waren. Sandra begleitete ihn noch auf sein Zimmer, bevor sie sich von ihm verabschiedete. „Ich werde dich anrufen und dir Bescheid sagen, wenn ich Besuch haben kann und möchte. Momentan wäre etwas Ruhe glaube ich ganz gut. Spätestens morgen im Laufe des Tages werde ich mich bei dir melden.“ „Ist in Ordnung.“ „Sandra … Ich liebe dich und Saskia“, sagte Chris schließlich noch und gab ihr einen liebevollen Kuss. „Ich liebe dich doch auch“, erwiderte diese und küsste ihn noch einmal.
Einige Zeit saß Sandra noch im Auto bevor sie losfuhr. Es war nicht leicht für sie gewesen, Chris in die Klinik zu bringen. Das alles war für sie nicht leicht und so brauchte sie einen Moment, um sich wieder zu fangen. Mittlerweile war es schon später Nachmittag und so beschloss sie Saskia gleich zu holen. Sie wusste, dass ihr somit die nächste Hürde bevor stand. Chris Eltern musste sie erklären, dass Chris in der Klinik ist. Sie hatten zwar mitbekommen, dass Chris psychisch etwas angegriffen war, spätestens nachdem Sandra ihnen vor einigen Tagen so ein wenig davon berichtet hatte. Aber wie schlecht es ihm wirklich ging, wussten sie noch lange nicht. Als sie nun vor dem Haus von Chris Eltern angekommen war, atmete sie noch einige Male kräftig durch, bevor sie sich mit einem unguten Gefühl und zittrigen Knien auf den Weg zur Tür machte.
Nichts ahnend öffnete Chris Mutter Sandra die Tür. „Hallo Sandra. Du bist schon da? Ich hatte dich erst später erwartet…“, fing sie an zu reden und stockte plötzlich. „Sag mal, hast du etwas? … Du wirkst ein wenig bedrückt“, hackte sie weiter nach. „Lass uns erst einmal reingehen, dann können wir darüber reden“, sagte Sandra schließlich leise. Freude strahlend lief ihr Saskia entgegen und sprang Sandra in die Arme. „Na meine Kleine. War es schön bei Oma und Opa?“ begrüßte sie ihre Tochter liebevoll. „Ja. Hab mit Oma gemalt. Komm schnell, ich zeig dir das Bild“, antwortete die Kleine. Sie zog Sandra an der Hand hinter sich her in das Wohnzimmer und zeigte stolz ihr Gemälde. Fasziniert betrachtete Sandra das Kunstwerk ihrer Tochter, auch froh darüber, noch etwas Zeit zu schinden, bevor sie endlich mit der Wahrheit rausrücken musste. Mittlerweile hatte sich auch Günter zu den drei Frauen gesellt. Gemeinsam saßen sie nun im Wohnzimmer und Sandra bemerkte sehr wohl die neugierigen Blicke von Chris Mutter, mit denen sie gemustert wurde. Sie nahm ihre Tochter auf den Schoß, so als könnte sie ihr helfen, dass Ganze leichter hinter sich zu bringen. Liebevoll nahm sie Saskia in den Arm, wobei ihr bewusst wurde, dass sie eigentlich mehr Schutz bei ihrem Kind suchte. „Sandra nun sag endlich was dich so bedrückt. Ich sehe doch, dass irgendetwas nicht stimmt. Ist etwas mit Chris?“ forderte nun Chris Mutter sie etwas ungeduldig zum reden auf. „Ja es stimmt. Chris geht es immer noch nicht besser, … eher gesagt schlechter. … Ich habe ihn vorhin in Klinik gebracht…“, sagte sie leise und doch sehr zögerlich. „In welche Klinik? Hat er sich wieder verletzt? Oder ist sein Bein schlimmer geworden?“ fragte nun sein Vater nichts ahnend nach. „Nein seinem Bein geht es gut…“, sagte Chris Mutter und wartete auf eine Art Bestätigung von Sandra, welche auch ein klein wenig nickte. „Ich verstehe nicht, was mit Chris ist. Redet doch nicht so in Rätseln“, forderte nun Chris Vater. Noch war ihm nicht klar, was so offensichtlich war. „Ich habe ihn vorhin auf seinen eigenen Wunsch in die Psychiatrie gebracht. … Er ist momentan sehr depressiv und es wird als schlimmer“, erzählte Sandra nun den Rest. Entsetzt nahmen es die Eltern von Chris zur Kenntnis. So ganz wollten sie nicht verstehen warum Chris nun in der Klinik war. Einige Zeit musste Sandra noch verschiedene Fragen beantworten, bevor sie sich schließlich mit Saskia auf den Nachhauseweg machte.
Oh, Chris geht es doch schlechter als angenommen. *schnief* Aber wenn er in der Klink ist, wird ihm auch geholfen. ich bin sicher sie schaffen das alles.
Danke für deinen Kommi. Und auch hier geht es nun weiter.
Zu Hause angekommen fühlte sie sich plötzlich allein und schwach. Kurz zögerte sie, nahm schließlich das Telefon und rief bei ihrem Vater an. Sie schilderte ihm, was sich an diesem Tage ereignet hatte und bat ihn schließlich mit Saskia zu ihm kommen zu dürfen und die Nacht dort verbringen zu dürfen. Nach dem Telefonat packte sie schnell einige Sachen für sich und Saskia ein und machte sich auf den Weg zu ihrem Vater. Dieser wartete schon ungeduldig an der Tür auf sie. Ein wenig erleichtert, dass Sandra und Saskia gut angekommen waren – trotz der angespannten emotionalen Lage von Sandra – nahm er schließlich seine Tochter tröstend in den Arm. Auch wenn er kein Mensch war, der gerne Gefühle zeigte, so merkte er doch, wie sehr Sandra es nun brauchte beschützend und tröstend in den Arm genommen zu werden von ihrem Vater. „Na komm rein meine Große“, forderte er sie schließlich auf. „Marianne kommt bestimmt auch gleich nach Hause.“ Sandra nickte nur und ließ sich von ihrem Vater Saskia vom Arm nehmen und folgte ihm in die Wohnung. Liebevoll kümmerte sich Dieter um Saskia und machte ihr etwas zum Abendbrot. Auch Sandra bat er etwas an, aber diese lehnte ab. Nicht gerade begeistert akzeptierte er den Wunsch seiner Tochter, gab sich aber viel Mühe Saskia zum Essen zu bewegen. Nachdem Saskia mit dem Abendbrot fertig war, das aus drei Extra-Wünschen bestand, die sie von ihrem Opa auch bekam, machte dieser die Kleine soweit fertig für die Nacht. Er bat Sandra lediglich um den Schlafanzug und die Waschsachen von Saskia, ließ sie aber ansonsten in Ruhe. Ihm war klar, dass sie, wenn sie reden wollte, alleine damit anfing. Gerade hatte er Saskia soweit fertig gemacht und war mit ihr auf dem Weg zu Sandra, als er ein Handy klingeln hörte. Fälschlicherweise dachte er, es wäre seins, nahm ab und meldete sich mit kurz mit seinem Namen. Während er sprach ging er zu Sandra. Entschuldigend schaute er sie an. Sandra begriff nicht ganz, was los war. Schließlich reichte er ihr das Handy. „Entschuldige bitte, ich dachte es wäre meins. Es sind Chris Eltern, die dich noch etwas fragen wollen. Magst du mit ihnen reden?“ klärte Dieter schließlich seine Tochter auf, welche nur kurz nickte und das Handy in Empfang nahm. „Sandra, wir wollten nur fragen, ob du weißt, ob wir Chris besuchen können? Wir wollten nach ihm schauen und wissen, wie es ihm geht?“ fragte Chris Mutter sie direkt. Sandra erinnerte sich an die Bitte von Chris, dass er erst einmal Ruhe haben wollte. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist. … Chris wollte sich melden, wenn er Besuch bekommen darf“, sagte sie leicht zögerlich und vorsichtig, da sie nicht seine Eltern verletzen wollte. „Gut, wenn du es sagst. Gibst du uns dann Bescheid, wenn er sich gemeldet hat?“ fragte Chris Mutter nicht wirklich überzeugt von Sandras Worten nach. Sandra bestätigte dies kurz und legte dann auf. Schnell erklärte sie ihrem Vater, was Chris Eltern wollten und erklärte ihre Worte auch. „Chris wollte erst einmal seine Ruhe haben. Er wollte sich melden, wenn er wieder bereit für Besuch ist“, sagte sie zu ihm. Dieser nickte bestätigend und versuchte seine Tochter etwas abzulenken. Spät erst brachte Sandra an diesem Abend Saskia ins Bett. Sie brauchte ihre Tochter um etwas Halt zu finden. Erst auf das Drängen ihres Vaters, dass Saskia nun wirklich ins Bett müsste, gab sie schließlich nach. Kurz darauf kam auch Marianne von ihrem Abenddienst nach Hause. Einige Zeit redete Sandra noch mit ihrem Vater und Marianne über die Geschehnisse. Beide versuchten Sandra Mut zu zu sprechen und sie zu trösten.
Früh wachte Sandra am nächsten Morgen auf. Wirklich gut geschlafen hatte sie nicht. Gemeinsam saß sie nun mit Marianne am Frühstückstisch. „Kannst du nachher kurz nach Saskia schauen? Ich möchte gerne kurz nach Hause, vielleicht hat Chris sich schon gemeldet.“ „Klar mache ich doch. Nur denk dran, dass ich am Nachmittag noch arbeiten muss.“ „Ja klar. So lange wollte ich nicht bleiben. Am besten ich fahre gleich.“ „Nein. Warte bitte noch kurz, ich muss gleich erst noch einmal weg. Wenn ich wieder da bin, kannst du dann fahren.“ „OK.“
Am Vormittag verbrachte Sandra ihre Zeit mit Saskia. Sie spielte viel mit ihr, hauptsächlich um sich abzulenken und nicht zu viel zu grübeln. Am Mittag kam Marianne wieder und so machte sich Sandra auf den Weg nach Hause. Sie kam gerade zur Tür hinein, da klingelte auch schon das Telefon. In der Hoffnung, dass es Chris ist, sprintete sie auch gleich ans Telefon. „Nitka“, meldete sie sich gleich. „Hallo mein Schatz. Ich bin es. Wie geht es euch?“ „Schön, dass du anrufst. Ich hatte gehofft, dass du es bist. Bin gerade erst zur Tür rein gekommen. Wir haben die letzte Nacht bei Marianne und meinem Vater geschlafen. Ich konnte nicht alleine hier sein.“ „Ist doch in Ordnung. Kommst du denn heute noch einmal vorbei? Ich würde mich freuen, dich zu sehen. Ich vermisse dich unheimlich.“ „Ich dich auch. Aber darfst du denn schon Besuch bekommen?“ „Ja. Meine Eltern waren gestern Abend auch noch da.“ „Wie jetzt? Deine Eltern waren bei dir? Hast du sie angerufen?“ „Nein, sie hatten wohl hier auf der Station angerufen und gefragt, ob sie kommen könnten. Die Schwester hatte dem wohl zugestimmt und so kamen sie dann.“ „OK. Ich muss jetzt los, Saskia ist noch bei Marianne und die muss nachher arbeiten. Ich komme dann nachher zu dir. Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch und ich freue mich, wenn du gleich kommst.“ Sandra war froh, dass Chris nicht gemerkt hatte, wie sauer sie war. Mit einer enormen Wut machte sie sich schließlich auf den Weg zu Marianne.
Als diese die Tür öffnete war sie irritiert über Sandras Gesichtsausdruck. „Was ist los mit dir? Ist etwas passiert?“ „Du weißt doch, dass Chris Mutter gestern Abend noch angerufen hatte und wissen wollte, ob sie Chris besuchen dürfte“, polterte Sandra los. Ihr war deutlich anzumerken, wie sehr es in ihr brodelte. „Ja das hattet ihr erzählt.“ „Nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass es besser wäre, wenn sie nicht fahren bzw. habe ich gesagt, dass er wahrscheinlich noch keinen Besuch empfangen darf und er sich meldet, wenn er genaueres weiß … Die haben dann im Krankenhaus auf der Station angerufen und die Schwester gefragt, ob sie kommen dürfte. Die hat dies bejaht und dann waren sie da. Chris hat mich eben angerufen und es mir erzählt.“ Sandras Wut stieg weiter. „Es war vielleicht nicht in Ordnung, aber sie haben sich nun mal Sorgen gemacht. Sie sind schließlich seine Eltern“, versuchte Marianne Sandra zu beruhigen. „Ja schon, aber Chris wollte seine Ruhe haben. Aber das interessiert sie ja gar nicht. Hauptsache, es geht alles nach ihrem Willen. Was Chris oder ich denken und fühlen hat hinten anzustehen. Es war Chris Wunsch und dem habe ich nur entsprochen.“ „Ich kann dich ja verstehen, aber ich glaube sie haben es nicht böse gemeint. Wahrscheinlich wollten sie nur sehen, wie es ihm geht.“ „Trotzdem war es nicht in Ordnung.“ Nur langsam beruhigte sich Sandra wieder.
Oh mann Sanny ist aber richtig sauer. Das wäre ich ehrlich gesagt auch. Aber schön as sie sich mit ihren Ellies einigermaßen wiedre gut versteht. Und das es Chris soweit gut geht.
Kurze Information zwischendurch: Mit ihrem Vater hat sie sich immer verstanden und seiner Lebensgefährtin. Problem war nur ihre Mutter und das Verhältnis zu ihr hat sich immer noch nicht gebessert.