Hier auch noch ein paar Teile. Danke für die Kommis:
Dr. Gregory Marsh, seines Zeichens erfolgreicher Herzchirurg, der hier in München für einige Jahr arbeitete, war mehr als ungehalten, dass man ihn nicht in Ruhe ließ. “Ich wurde nicht bestohlen. Wie oft denn noch?” “Mr. Marsh”, sagte Gerrit gedehnt. “Bei Ihnen wurde eingebrochen. Ihre Angestellte Jenny Weinhaus hat dies bestätigt. Sie hat den Einbrecher ja noch gesehen, als sie Unterlagen aus ihrem Haus abholen wollte. Der Mann, der geflohen ist, hatte eine Tüte in der Hand, ein gefüllte Tüte.” “Sie sprechen hervorragend English.” “Ich habe viele Jahre in London gelebt.” Der Arzt lachte. “Ich kann einen Muttersprachler durchaus von einem Menschen unterscheiden, der die Sprache gut gelernt hat. Sie stammen aus London.” “Es geht hier aber nicht um mich. Ich wollte es Ihnen nur etwas leichter machen. Wir können uns auch gern auf Deutsch unterhalten.” “Die Sprache ist mir egal. Mir wurde nichts gestohlen, fertig.”
Auch Alex hatte nicht viel mehr Erfolg bei ihrer Vernehmung. Der dicke, weißhaarige Anwalt, der durch den Raum stapfte und ununterbrochen schimpfte, ließ sie nämlich gar nicht erst zu Wort kommen. Fast zehn Minuten ließ er eine Schimpftirade auf die Kommissarin los, die es in sich hatte. Alex hatte den Kopf auf die Hände gestützt und versuchte, alles zu überhören, was sie eventuell aufregen könnte. “Sie werden noch von Ihrem Chef hören. Ich werde mich beschweren. Das ist Polizeiwillkür.” Peter Zetsche atmete tief durch, um wieder zu Atem zu kommen. Alex hob den Blick. “Ihr Sekretärin hat uns informiert…” “… und wurde von mir bereits gekündigt. Diese inkompetente Person mischt sich ständig in Dinge ein, die sie nichts angehen.” “Auf den Überwachungskameras, besser gesagt, den Bändern der Überwachungskameras Ihrer Kanzlei ist deutlich eine maskierte Person zu erkennen, die ihren Safe im Büro öffnet und etwas daraus entnimmt.” “Er war von mir beauftragt. Die Unterlagen waren nur leere Blätter. Ich wollte eben sehen, wie leicht oder schwer es einem Kriminellen fällt, mir Unterlagen zu stehlen. Und wie der Versuch zeigt, muss ich mir etwas anderes als einen Safe ausdenken.” Alex glaubte dem Mann kein Wort. “Hören Sie bitte auf, mich für dumm zu verkaufen. Sie haben den Mann bestimmt nicht beauftragt.” “Doch”, beharrte Zetsche wütend. “Dann nennen Sie mir bitte seinen Namen, Adresse, Telefonnummer.” Sie nahm ihren Kuli und ein Blatt. Wartend sah sie ihn an. Der schluckte nervös. Schließlich wurde er noch wütender als vorher. “Verdammt noch mal. Ich werde Ihnen den Namen nicht nennen. Dazu bin ich nicht verpflichtet. Ich werde jetzt gehen. Sie hören von mir”, schrie er die Frau an. Michael stürmte ins Vernehmungszimmer, als er den Mann schreien hörte. “Was ist hier los? Können Sie als Anwalt sich nicht ein wenig zusammenreißen? Oder muss ich Ihr Auftreten als Angriff auf die Kollegin Rietz auffassen?” Der Anwalt stand vor Michael. Er hatte ungefähr denselben Körperumfang wie Michael, war aber zwei Köpfe kleiner. Er trat einen Schritt zurück und stieß mit den Kniekehlen gegen die Sitzfläche des Stuhls. Ungelenk fiel er drauf. Er sah den Kommissar unsicher an. “Ich denke, wir beenden das hier erst einmal. Aber Sie hören noch von uns, Herr Zetsche.” Alex winkte ihn nach draußen. Der Mann stand hastig auf und drückte sich an Michael vorbei. In der Tür stieß er mit Gerrit zusammen. “Hallo.” Der sah dem Anwalt nach. “Nichts erreicht?” “Außer, dass ich taub bin, nein.” Alex sah Michael an. “Danke, dass du den Typen etwas beruhigt hast. Der ist mir langsam etwas unheimlich geworden. Der Mann ist so extrem aufbrausend, der kann doch unmöglich in einem Gericht arbeiten.” Michael und Gerrit zuckten mit den Schultern. Sie setzten sich zu Alex und Gerrit fasste in zwei Sätzen zusammen, was bei seinem Gespräch mit dem Arzt herausgekommen war. “Aber ich habe was herausgefunden.” Michael hielt einen Stapel Blätter in der Hand und legte sie jetzt auf den Tisch. “Rolf Kenner, der Vater von unserem Zuhälter Bernd Kenner hatte früher eine Hure für sich laufen.” “Annika Schüler? Unsere Ex-Hure und jetzt biedere Hausfrau?” “Die Kandidatin hat 100 Punkte.” Michael grinste. “Die beiden kennen sich also.” Gerrit grübelte. “Hast du noch mehr?” “Unser Anwalt hat einmal einen Mann vor Gericht vertreten, der den Ehemann seiner Geliebten umgebracht haben soll. Der Mann heißt Herbert Weiher.” “Unser Arbeitsloser.” Alex wurde jetzt wirklich hellhörig.” “Die Geliebte von Herbert Weiher ist, war unsere Kassiererin Irina Chezowski.” “Klingt irgendwie osteuropäisch.” “Bingo. Sie ist als Hure nach Deutschland gekommen…” Gerrit sah Michael mit aufgerissenen Augen an. “… und hat für Bernd Kenner gearbeitet?” “Richtig.” “Der Arzt?”, fragte Alex. “Wie passt er da rein?” “Unser Doktor passt nicht in die ganze Reihe. Er kommt aus London und war nie hier in Deutschland, bis vor fünf Jahren, als er herkam.” “Ich werde mal einige alte Kontakte anzapfen und mich über den Doktor informieren.” Gerrit stand auf. “Mal schauen, ob man beim Yard mehr weiß.” Damit ging er. “Yard? Scotland Yard?” Alex sah Michael verblüfft an. “Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob er es erwähnt hat, dass er beim Yard gearbeitet hat oder irgendwas mit dem Verein zu tun hatte.” “Nein, er hat nur gesagt, dass er bei der Drogenfahndung tätig war.” Michael war ebenso verblüfft. “Er hat doch erzählt, dass er nur ein paar Jahre in England war. Und dann gleich beim Yard?” Skepsis stieg in Michael auf. “Er hat nie viel über sich erzählt. Und wir haben ihn nie weiter gefragt.” Sie sah Michael an und stand auf. Zusammen gingen sie ins Büro an ihre Computer und recherchierten. Aber nicht in dem Fall der Einbruchsserie.
Gerrit lief schockiert den Flur entlang zu dem kleinen Büro, welches er hin und wieder nutzte, wenn er etwas recherchieren wollte und einen Rechner brauchte. Er hatte sich verplappert. Er hatte tatsächlich gesagt, dass er beim Yard gewesen war. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und presste es in die Handflächen. So viele Monate hatte er aufgepasst, Jahre lang nichts verraten und jetzt das. Ein Wort. Vier Buchstaben. Er hoffte innerlich, dass Micha und Alex es überhört hätten, aber er kannte sie zu gut. Diese Hoffnung war Blödsinn. Sie hatten es gehört, ganz sicher sogar. Und sie würden Fragen stellen. Sie würden vor allem herausfinden, dass es beim Yard keine Drogenfahndung gab, dass es keine Praktikanten dort gibt und auch keine Leute eingestellt wurden, die von vorneherein mal kurz reinschnuppern wollten. Wieso hatte er das nur gesagt? Und sie würden weiter herausfinden, dass das Yard niemals Informationen rausgab. An keine Behörde. ‘Ob ich mit Kirkitadse sprechen sollte?’, grübelte er, entschied sich aber erst einmal dagegen. Er wollte abwarten, ob seine Freunde ihn fragen würden. Wenn nicht, sollte es ihm Recht sein. Er seufzte. Er kannte sie doch besser, um so etwas zu hoffen. Sie würden fragen. Ganz sicher. “Verfluchte Scheiße”, schrie er wütend auf und schlug mit beiden Fäusten auf seine Tastatur. Sie knirschte unheilvoll, blieb aber anscheinend ganz. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe, versuchte etwas über Doktor Marsh herauszufinden. Vielleicht konnte er sie damit besänftigen.
“Also hier steht, dass beim Yard niemand kurzfristig eingestellt wird. Und aus Prinzip nur Muttersprachler.” Michael nickte. “Er hat ja nicht direkt gesagt, dass er beim Yard gearbeitet hat.” Er tippte weiter auf der Tastatur herum. “Hier steht, dass das Yard niemals an andere Stellen Informationen rausgibt. Moment, doch… sie arbeiten wohl gezwungenermaßen mit dem britischen Auslandsgeheimdienst zusammen, dem MI:6.” “Das heißt, wenn Gerrit vom Yard Infos will, hat er entweder dort gearbeitet, was nahezu unmöglich ist, wenn er nicht doch Brite ist oder…” “Oder er ist ein Agent.” Mit offenem Mund starrte Alex ihren Kollegen an. “Der seit zwei Jahren nichts besseres zu tun hat, als hier zu arbeiten.” Michael ballte die Hände zu Fäusten. “Und uns anzulügen.”
Ohweia... Da hat Gerrit ja einen richtigen Bock geschossen*auf Nägel kauen* Ich bin ja mal gespannt, wie es weiter geht. Schreib bitte schnell weiter, ja??
Na gut, dann mal im Vorbeigehen schnell noch einen Teil on stellen. Danke für die lieben Kommis, hab mich echt gefreut, dass ihr die Story noch lest, auch wenn es ne Weile nicht weiter ging.
Gerrit hatte etwas herausgefunden und stand jetzt vor dem Büro seiner Kollegen. Es war bereits 21 Uhr. Insgeheim hatte er gehofft, Micha und Alex wären bereits nach Hause gegangen, aber sie waren noch da. Er sah den schmalen Lichtstreifen, der unter der Bürotür durchfiel. Das Flurlicht war leicht gedämmt, so dass es auffiel. Er atmete tief durch, hob die Hand und drückte die Klinke nach unten. Langsam schob er die Tür auf und betrat den Raum. Er sah die fragenden Gesichter und die anklagenden Blicke. Sie fühlten sich von ihm hintergangen und verarscht. Und das zeigten sie ihm auch deutlich. “Lasst uns irgendwo was trinken gehen.” Sie sahen sich an, nickten leicht, standen auf und nahmen ihre Jacken. Wortlos folgten sie ihm zu seinem Auto, stiegen hinten ein und überließen ihm die Wahl des Zieles. Gerrit lenkte den Wagen in die Altstadt und parkte auf in der Nähe einer kleinen Bar, die nicht den besten Ruf hatte. Er ging hinein und drückte dem Wirt ein paar Scheine in die Hand. Der nickte und wies auf eine Nische. Er scheuchte alle andern Besucher weg, stellte drei Flaschen Bier auf den Tisch und verschwand. Gerrit, Michael und Alex hatten ihre Ruhe. “Okay…” Er wollte versuchen, ihnen irgendwie zu erklären, wer er war, ohne ihnen die Wahrheit zu sagen. Aber Michael ließ es nicht dazu kommen. Er unterbrach seinen Kollegen. “Wer bist du?” “Wenn ich euch das heute Abend erzähle, bin ich morgen weg und ihr seht mich nie wieder.” “Vielleicht wollen wir einen Lügner auch nicht wieder sehen.” “Michael…” Alex sah ihn böse an, dann wanderte ihr Blick zu Gerrit. “Du hast uns doch nicht umsonst hierher gebracht. Wir können schweigen, das weißt du. Aber hör endlich auf, uns zum Narren zu halten. Das haben wir nicht verdient.” Michael nickte. “Genau. Wir sind deine Freunde, dachte ich zumindest.” Gerrit schloss die Augen. “Natürlich seid ihr das, aber genau deshalb fällt es mir so schwer, zu reden. Ich könnte euch durch die Wahrheit verlieren.” “Versuch es. Wenn du weiter lügst, verlierst du uns sowieso.” Er öffnete die Augen wieder und sah erst in Michaels blaue, dann in die sanften, braunen von Alex, die ihn flehend ansah. Er nickte. “Ich bin kein Deutscher. Ich wurde in London geboren, bin dort aufgewachsen und habe dort gearbeitet.” “Für wen? Wirklich für das Yard?” “Nein. Das hab ich nie behauptet.” “Du bist wirklich… ein… Agent?” Sie flüsterte das letzte Wort. “So wie James Bond?” Gerrit lachte auf. “Dieser Mann ist ein Fluch für jeden normalen MI:6-Agenten.” Er sah Alex offen an. “Wir sind nicht alle so.” Sie wurde rot und senkte den Blick. Michael hingegen blickte Gerrit skeptisch an. “Ein echter Agent? Aber warum um alles in der Welt bist du hier?” “Grob gesagt: Es gab da einen Mann, einen andern Agenten. Sein Name war Gordon Welsh. Er war ein Verräter, hat wichtige Aktionen verraten. Gute Agenten sind wegen ihm gestorben, Fälle, an denen wir Jahre lang gearbeitet haben, konnten wir nie aufklären, Verbrecher sind uns entwischt. Schlimmere Verbrecher als bin Laden oder Saddam Hussein je werden könnten. Als ich ihm immer mehr auf den Pelz gerückt bin, ihn um die halbe Welt verfolgt hatte, tötete er meine Frau, um mich auszuschalten.” In Gerrits Augen lag ein tiefer Schmerz. “Es zerriss mich. Ich bestand nur noch aus einem Gefühl. Hass. Ich sehnte mich nach der Rache, wurde dadurch zu einem Killer im Dienste Eurer Majestät. Ohne zu zögern erledigte ich die schwierigsten Aufgaben, jagte die größten Fisch, tötete einige. Bis ich eines Tages Welsh fand. Nicht irgendwo in der Welt, sondern in London. Ich stellte ihn…” Er zögerte. “… und erschoss ihn.” Ungläubig sah Alex ihn an. “Du hast ihn getötet? Einfach so?” “Ja.” “Ich kann es nachvollziehen”, murmelte Michael. “Wenn jemand Mike etwas antun würde, wäre er auf dieser Welt auch nicht mehr sicher.” “Der Geheimdienst hat mich zum Töten ausgebildet, darum stellte man mich nicht vor Gericht. Man ließ mich verschwinden. Meine Akten wurden vernichtet, mein Leben ausgelöscht. Ich kam nach München und hier passt Kirkitadse auf, dass ich nicht wieder Mist baue.” “Kirkitadse weiß, wer du bist?” “Ja. Er und mein damaliger Chef Morgan Finch kennen sich.” Gerrit sah seine Freunde an und trank das Bier in einem Zug aus. “Jetzt wisst ihr, wer ich bin und warum ich hier bin.” Alex setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. “Es tut mir alles unendlich leid. Es muss schwer für dich sein.” Er sah auf ihre Hand, die die seine streichelte. “Ja, ist es.” Er hob den Blick und ließ ihn über ihr Gesicht gleiten. An ihren Augen blieb er hängen. “Ich wünsche mir nichts mehr, als das Grab meiner Frau und meines Sohnes zu besuchen, aber ich darf England nie wieder betreten.” Tränen schwammen in seinen Augen. Unglücklich sah Alex ihn an, dann Michael. Der legte seine Hand auf Gerrits Unterarm. “Es tut mir leid, Mann. Danke, dass du so viel Vertrauen zu uns hast und uns alles erzählt hast.” Ein schwaches Lächeln huschte über Gerrits Gesicht. Und zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau erreichte es auch seine Augen.
Ohman... Ich muss mich grad echt zusammenreißen, um nicht zu heulen. Der Teil ist echt super gefühlvoll und toll geschrieben!! Ich hoffe, du schreibst schnell weiter, principessa!!
Ich möchte nämlich wissen, wie es weiter geht mit Gerrit, Gerrit und Alex und mit der ganzen Sache überhaupt.
Wow, so viele Kommis. Ich muss wohl mehr Gerrit-Stories schreiben. Hier erst mal eine FS für euch:
Nach einer Stunde und vielen Fragen wussten Michael und Alex fast alles über Gerrits früheres Leben und seine Arbeit als Agent. Er weihte sie anschließend auch in die Ergebnisse ein, die seine Nachforschungen nach dem Arzt ergeben hatten. “Ich habe herausgefunden, dass Gregory Marsh eher in mein Berufsfeld passt.” “Er hatte Ärger mit dem MI:6?” “Ärger ist kein Ausdruck dafür”, murmelte Gerrit. “Agent Grass, German please.” Michael grinste seinen Kollegen an. Alex lachte leise. “Sorry… ähm, Entschuldigung. Ich meinte damit, dass der MI:6 hinter dem Mann her ist, ebenso Scotland Yard. Dr. Gregory Marsh verdient sich gern etwas nebenbei. Er führt Operationen durch, um Leute unkenntlich zu machen, die…” “… nicht erkannt werden wollen, schon klar. Ich dachte, er wäre Herzspezialist.” “Der Mann ist hochintelligent. Er ist Herzspezialist, das stimmt. Aber er beschäftigt sich auch mit Psychologie, Neurologie und eben mit Schönheitschirurgie. Er arbeitet gern mit Mitteln, die er in Nerven und Muskeln spritzt, um damit das Aussehen zu verändern.” “Und das klappt?” “Bei dir nicht mehr”, sagte Alex und grinste Michael frech an. Der erwiderte den Blick empört, was Gerrit zum Lachen brachte. “Der ist wirklich gut auf diesem Gebiet. Wenn er sein Wissen nicht nutzen würde, um Morde und terroristische Aktionen zu vertuschen.” “Das ist ja alles schön und gut, aber warum arbeitet er hier in München, wenn er so gefährlich ist.” “Weil er selber nicht gefährlich genug ist, um ihn auszuschalten und weil der Geheimdienst und auch die normalen Gerichte und Polizeibehörden keine echten Beweise haben. Nicht alles, was Agenten rausfinden, können Gerichte nutzen.” “Mmm”, machte Alex und hielt sich an ihrem Getränk fest. “Aber was hat der Mann mit unseren anderen fünf Diebstahlsopfern zu tun?” “Dr. Marsh hat unseren Anwalt operiert. Der hatte wohl einen leichten Infarkt und brauchte einen Beipass. Und unser Doktor ist auch mit Irina Chezowski und Annika Schüler näher bekannt.” Michael schüttelte den Kopf. “Das ist ja alles gut und schön. Wir wissen also, dass die sechs sich kennen, aber so eng hängen die nicht zusammen, dass ich hier eine direkte Verbindung sehe. Was könnte man ihnen gestohlen haben?” “Marsh hat für verschiedene Syndikate und mehrere mafiöse Organisationen gearbeitet. Und soweit ich weiß, kennt er einen argentinischen Schwerverbrecher namens Lucio Delmaro.” Gerrit senkte den Blick und presste aus zusammengebissenen Zähnen hervor: “Delmaro hat Welsh damals auf meine Frau angesetzt. Ich will den Typen haben, koste es, was es wolle.” Alex sah ihn von der Seite an und streichelte ihm sanft über den Arm. “Wir helfen dir.” “Hey, Moment mal.” Gerrit sah sie und dann Michael hastig an. “Das ist keine offizielle Sache und…” “Sag jetzt nicht, es ist ´ne Nummer zu groß für uns kleine Durchschnittscops.” “Es ist gefährlich, sich mit diesen Leuten anzulegen. Wenn du einmal in ihr Schussfeld geraten bist, kommst du da nicht mehr raus.” “Bewegst du dich deshalb so vorsichtig, wenn du irgendwo draußen unterwegs bist?” “Ja.” Gerrit sah Alex an, in deren Augen eine Spur Furcht glomm. “Bloß weil die Behörden nicht mehr wissen, dass ich jemals in England gelebt habe, heißt das nicht, dass meine damaligen Gegner mich auch vergessen haben. Auf meinen Kopf ist von vier verschiedenen Leuten ein Kopfgeld ausgesetzt. Ich will euch da echt nicht mit reinziehen.” Michael nickte leicht. “Schon klar. Aber du kennst uns jetzt seit zwei Jahren, Gerrit. Du denkst doch nicht wirklich, dass wir jetzt so tun, als ob das ein normaler Fall wäre?” Ein Lächeln huschte über Gerrits Gesicht. Er sah Michael unendlich dankbar an. Der erhob sich. “Ich hau dann mal ab. Irgendwie hab ich das Gefühl, hier zu stören.” Er deutete auf Alex Finger, die in Gerrits verflochten waren. Die beiden sahen auf ihre Hände und wurden auf Kommando rot. Sie blickten hinter Michael her, bis der die Bar verlassen hatte, dann wand Gerrit den Blick wieder Alex zu. Er legte seine rechte Hand auf die von Alex. Eine Weile sah er sie an. “Lass uns ein Stück gehen. Wir sollten reden.” Mit einem Mal war Alex nervös. Sie hatte sich in Gerrit verliebt, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Aber sie hatte auch schnell erkannt, dass sie nichts gegen die Gefühle unternehmen konnte, die er immer noch für seine verstorbene Frau empfand. Irgendwann hatte sie ihn als guten Freund akzeptiert. Aber jetzt… Worüber wollte Gerrit mit ihr sprechen? Er hatte ihr und Michael doch alles erzählt, was sie über ihn nur wissen konnten. Sie versuchte seine Hände zu ignorieren, die die ihre hielten. Schließlich nickte sie, sah zu, wie er die Getränke zahlte und sie dann nach draußen zog. Sie stiegen in Gerrits Wagen und er fuhr in Richtung des Englischen Gartens.