Danke für die ganzen Kommis und hier noch ein Teil:
Dunkle Wolken wurden von einem böigen Wind über den Himmel getrieben. Leichter Nieselregen wehte in Schleiern über den Friedhof. Er legte sich über Gerrits Gesicht, vermischte sich mit dessen Tränen. “Es tut mir leid, dass ich so lange weg war”, murmelte er. Er strich über die nasse Erde. Frische Blumen waren gepflanzt worden, ein Strauß Rosen stand vor dem Stein. Morgan hatte wohl einen Gärtner mit der Pflege beauftragt. Mit gesenktem Kopf kniete Gerrit vor dem Grab. Seine Tränen tropften auf die Erde. Und zum ersten Mal verschafften sie ihm so etwas wie Erleichterung. Er fing an zu reden. Sprach mit Katelyn über seine Liebe zu ihr und auch zu Alex. “Sie ist eine wundervolle Frau. Du würdest sie wahrscheinlich auch mögen, auch wenn sie nicht so ruhig ist wie du. Ach Katy, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich liebe dich so sehr.” Er schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte haltlos. Gedankenfetzen stiegen in ihm hoch. Ihr Gesicht, ihr Lächeln, die Nächte, in denen sie sich innig geliebt hatten. Er erinnerte sich an den Moment, als sie ihm gestand, dass sie schwanger war. Wie hatten sie sich gefreut. Sie war so herzlich gewesen, so sanft, so unendlich zärtlich. Er erinnerte sich an ihre Blicke, die Art, wie sie lachte, wie sie sprach. ‘Kein Mensch kann allein leben.’ Er hörte diesen Satz in seinem Kopf widerhallen. Wie oft hatte sie ihn ausgesprochen. Es war ihr Leitsatz. Gerrit hob den Blick. Seine Augen waren gerötet, er hatte leichte Kopfschmerzen. Aber er fühlte sich frei. So frei wie seit Jahren nicht mehr. “Wie konnte ich es nur vergessen?”, murmelte er. Er sah den Grabstein an. “Ich liebe dich, Katelyn. Ich werde es immer tun. Aber du hast Recht, niemand kann allein leben.” Langsam stand er auf. Seine Gelenke waren steif, ihm war furchtbar kalt. Er blickte auf das Grab hinab. “Auf Wiedersehen, mein Schatz.”
Die Tür des Restaurants wurde mit so einer Wucht aufgerissen, dass alle anwesenden Gäste und die Bediensteten erschrocken aufblickten. Der blondhaarige Mann, der mit einem strahlenden Lächeln in den Raum stürmte, sah sich hastig um. Er winkte Michael und Alex zu und rannte fast zum Tisch. Er setzte sich neben Alex, strahlte sie breit an, zog sie in seine Arme und küsste sie innig. Als sie sich endlich von ihm befreit hatte, rang Alex keuchend nach Luft. Michael grinste breit und sah Gerrit an. Er sah dessen rote Augen, das immer noch feuchte Glänzen darin. “Du warst auf dem Friedhof?” “Ja”, sagte er. Seine Stimme klang unendlich erleichtert. “Sie hat dich freigegeben?” Nicht ein Funke Belustigung lag in seiner Stimme. Seine Miene war jetzt ernst. Gerrit sah Michael an, dann wanderte sein Blick zu Alex. “Ich habe etwas getan, was ich bisher nie konnte. Getrauert habe ich so lange, aber ich habe es nie akzeptiert, dass sie tot ist. Ich wollte es nicht verstehen.” Er nahm Alex Hände. “Katelyn hat immer gesagt, dass kein Mensch allein leben kann.” Er lächelte. “Ich kann es auch nicht.” Wieder küsste er sie. Alex schob ihn ein Stück weg. “Hey, Moment mal. Gib mir mal eine Chance zum Luft holen.” Jetzt wieder mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen sah Gerrit sie an. “Ich liebe dich. Und ich habe endlich den Platz in meinem Herzen, um das zuzulassen.” Auf Alex Gesicht erschien ein breites Lächeln. “Diese Erkenntnis macht mich unheimlich glücklich.” Sie schmiegte sich gegen ihn. “Sorry, Micha.” Der hob den Kopf von der Zeitung, die er bis jetzt gelesen hatte. “Kein Problem. Irgendwie freue ich mich für euch.” Er lächelte seine Freunde an. Gerrit bestellte sich etwas zu essen und schlang alles hinter. Dann bestellte er sich ein Bier und erzählte Michael und Alex Näheres über ihren Einsatz. Nicht ohne sie nach jedem zweiten Satz zu ermahnen, sich zurück zu halten.
Am Ende fasste er noch einmal ein paar Dinge zusammen. “Wir fliegen übermorgen nach Argentinien. Im selben Flieger übrigens wie unser lieber Doktor. Er soll wissen, dass wir ihm folgen. Delmaro wird ihm sagen, wer ich bin, wir kennen uns.” Gerrit lächelte. “Ich hatte schon ein paar Mal mit ihm zu tun. Er ist gefährlich, er spielt nämlich gern.” “Und wir lassen uns auf seine Regeln ein?” “Ja. So wiegen wir ihn in Sicherheit.” Alex verzog das Gesicht. “Das ist riskant. Für uns.” “Ja”, gab Gerrit zu. “Stimmt schon, aber ich mag diese Spielchen. Ich bin gut darin, vertraut mir.” “Uns bleibt nichts anderes übrig, Gerrit”, sagte Michael. “Wenn wir es nicht tun würden, wären wir beide nicht hier.” “Wenn wir in eine gefährliche Situation geraten, müsst ihr unbedingt auf mich hören. Nicht denken, nicht fragen, nur reagieren.” Alex und Michael sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihr Kollege wirkte seit seiner Rückkehr vom Geheimdienst so selbstsicher und konsequent, wie sie ihn gar nicht kannten. Er hatte sich extrem verändert. Und Alex zumindest fand es anziehend. Sie kuschelte sich gegen ihn und schloss die Augen. Gerrit sah sie von oben an. Er grinste Michael an. “Ist sie nicht süß?” “Yep”, sagte der nickend. “Vor allem zu dir.” Er stand auf. “Ich schau mich noch etwas in der Stadt um. Wir sehen uns dann im Hotel.” “Okay. Wir sehen uns.” Michael sah Alex geschlossene Augen. “Wohl eher nicht. Ciao.” “See you.” Gerrit sah ihm nach, bis er verschwunden war. “Und was machen wir zwei Hübschen?” Alex öffnete die Augen und sah ihn verführerisch an. “Ich hätte da schon ein paar Ideen.” Sie näherte ihr Lippen seinem Ohr und flüsterte ihm etwas zu. Gerrit riss die Augen auf. Alex sah ihn an. “Wie wäre das? Oder vielleicht doch lieber…” Wieder flüsterte sie ihm etwas ins Ohr. “Alex.” Gerrits rote Gesichtsfarbe wurde noch eine Spur dunkler. Er zahlte das Essen und zog sie mit sich nach draußen. “Jetzt hab ich Angst mit dir ins Hotel zu fahren.” Sie lachte und hakte sich bei ihm ein. “Ich dachte, du hättest gelernt, dich zu verteidigen.” “Ja schon, aber Frauen wie du kamen in den Trainingskursen echt nicht vor.” Er winkte ein Taxi heran und schob Alex in den Wagen. Dann setzte er sich daneben und nannte die Adresse. Die junge Fahrerin grinste die beiden Fahrgäste an und gab Gas.
Was ihr nur wieder für Gedanken habe.... tststststs *kopfschüttel* .
Den nächsten Tag verbrachten Alex und Gerrit nur im Hotel. Sie redeten viel und hatten ihren Spaß. Gerrit war unglaublich erleichtert, dass er sein Gefühlschaos geordnet hatte. Und er lebte seine Gefühle für Alex jetzt voll aus. Auch mit dem Hintergedanken, dass der kommende Einsatz sein letzter sein konnte. Denn Delmaro war ein Killer, dem das Töten ein persönliches Vergnügen war. Er kannte den Mann und hatte dessen Gefährlichkeit trotz aller Warnungen, die er an Michael und Alex gerichtet hatte, immer wieder heruntergespielt. Dadurch, dass er Delmaro im Prinzip auch noch vorwarnte, indem er sich nicht versteckte, sondern im Schlepptau von Doktor Marsh nach Argentinien reiste, lieferte er sich auf einem Silbertablett aus. Und er hasste diese Spiele, auch wenn er seinen Freunden etwas anderes erzählt hatte. Er war zum lautlosen Killer ausgebildet worden, das lag ihm, da fühlte er sich sicher. Aber Michael und Alex würden ihm dabei im Weg stehen, also musste er offen spielen, so konnte er sie besser schützen. Michael hatte den Tag ebenfalls mit einer netten Begleitung verbracht, die er an Land gezogen hatte, indem er sich als Agent ausgab. Die junge Frau lachte zwar darüber, aber ihr imponierte Michaels forsches Auftreten doch. Und als sie erfuhr, dass der Mann morgen nach Argentinien reisen würde, gab sie ihren anfänglichen Widerstand auf.