Zitat von Viola24 tja ich bin halt von der schnellen Truppe
Du, unterschätz mich nicht..Ich kann auch schnell sein, wenn ich will...
Auch Michi machte sich im Bett noch seine Gedanken. Klar, er war auch von Gerrits Unschuld überzeugt, aber rechtfertigt diese Überzeugung, die Straftat, die jetzt Alex begangen hatte? Nein! Sie musste doch einsehen, dass ihr Verhalten Gerrit in eine noch schlimmere Situation gebracht hatte. Doch die Tatsache, dass er an Gerrit glaubte hatte nichts mit Alex Vertrauensbruch zu tun. Er konnte ihr einfach nicht verzeihen - jedenfalls im Moment nicht.
Am nächsten Morgen schliefen Alex und Julia aus. So war es fast halb elf, als sie sich bequemten, aufzustehen. Sie frühstückten gemeinsam und dann brach Alex zum K11 auf, weil sie noch ihre persönlichen Sachen holen musste. Sie hatte eigentlich überhaupt keine Lust, da sie wusste, dass sie auf Michi treffen würde. Und als sie schließlich das Büro betrat, waren mal wieder alle, bis auf Frau Echtler, „versammelt“. Alex merkte, dass die Blicke auf sie gerichtet waren, ging aber ohne ein Wort zu sagen zu ihrem alten Schreibtisch und begann, zu packen. Dabei fiel ihr auch ein Fußballheft von Michi in die Hände. Der Kommissar hatte fast alle Panini-Bildchen von den Spielern aus der Bundesliga gesammelt. Irgendwann war Alex davon so genervt gewesen, dass sie das Heft einfach versteckte. Aber jetzt konnte es Michi ja wiederbekommen. Sie knallte es ihm auf seinen Schreibtisch und verschwand.
Doch weit kam Alex nicht, denn auf dem Parkplatz hörte sie Schritte hinter sich und jemanden ihren Namen rufen. Sie drehte sich um und erblickte Sebastian. „Alex!“, meinte dieser, „Gut, dass ich dich noch erwische! Uns wurde ein Videoband zugeschickt, dass du dir mal ansehen solltest!“. Alex ahnte nichts Gutes. „Ist Gerrit drauf?“, fragte sie. Sebastian nickte. „Okay, ich komme mit!“, sagte die ehemalige Kommissarin sofort. So gingen die Beiden zurück ins Büro, wo sich Alex das Band anschaute. Tatsächlich waren Gerrit, Branco sowie die zwei Entführer zu sehen. Einer der Geiselnehmer sprach: „So, da wir ja leider die scheiß Überwachungskamera net bemerkt haben und ihr Bullen bestimmt eh schon Bescheid wisst, schicken wir euch halt so ne Botschaft. Also, den Superkommissaren geht's soweit ganz gut und ihr wollt ja sicher, dass es auch so bleibt, oder? Deshalb geben wir euch den Tipp net zu suchen, sonst sind die Beiden hier bald einen Kopf kürzer ! Ach, bevor ich’s vergesse, der eine hat noch ne süße Nachricht an seine hübsche Freundin! Also schieß los, du Möchtegern-Bulle!“.
Als Alex dann Gerrit sah, erschrak sie. Er war von der Prügelei mit Erath sehr gekennzeichnet. Blaue Flecken und Blutergüsse prägten sein Gesicht. Trotzdem versuchte Gerrit, sich zusammenzureißen. „Alex.“, sagte er, „Alex,...auch, wenn ich...ich dich vielleicht nie...nie mehr wiedersehen werde, sollst du eines wissen: Ich...ich liebe dich! Und auch...auch, wenn ich...ich sterben sollte, danke, dass du die ganze Zeit an mich geglaubt hast! Ich liebe dich!“. Dann war das Band zu Ende - und Alex konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie ließ sich von Sandra in den Arm nehmen und weinte hemmungslos. Obwohl Michi immer noch sauer auf Alex war, hatte er jetzt volles Mitleid mit ihr.
Da meinte Max: „Sind euch beim zweiten Mal anschauen auch diese Glockenschläge aufgefallen?“. „Ja, die könnten von einer Kirche sein.“, erwiderte Chris. „Genau, das hab ich mir auch gedacht. Und überlegen wir mal: Wo würdet ihr eine Geisel verstecken?“. „Irgendwo, wo sie keiner findet. In einem abgelegenen, leerstehenden Haus vielleicht.“. „Das ist es!“, sagte der Staatsanwalt, „Kennen sie die Allerheiligen-Kirche am Kreuz am Stadtrand? Nicht weit davon entfernt ist doch dieses alte Fabrikgebäude...“. „Sie meinen diesen Möbelhersteller, der vor drei Jahren pleite ging, Herr Kirkitadse?“, fragte der Polizeipräsident. „Genau den!“. Dann ging alles sehr schnell: Das SEK wurde verständigt und man machte sich auf den Weg. Auch Alex, die keiner davon abbringen konnte, im Büro oder zu Hause zu bleiben. Alle hofften, Gerrit und Branco auch wirklich zu finden.
Das SEK-Team bezog vor der alten Fabrik Stellung, mit dem Stürmen wurde aber noch gewartet. Das passte Alex zwar überhaupt nicht, aber es musste erst noch geklärt werden, ob die Geiselnehmer wirklich nur zu zweit waren. Als dem SEK-Leiter dies bestätigt wurde, gab er Bescheid, sich bereit zu halten. Dann ging es los: „5, 4, 3, 2, 1...Zugriff, Männer!!“. Das SEK stürmte die alte Fabrik. Nachdem sie alle Räume erfolglos abgesucht hatten, blieb nur noch der Keller übrig. Leise und vorsichtig begaben sich die Männer zur Treppe - Alex war ihnen gefolgt, weil sie unbedingt zu Gerrit wollte. Sie gingen runter und fanden sich auf einem Gang, an den viele Türen grenzten, wieder. Aus einem Raum drangen Stimmen. Es waren die von Gerrit, Branco sowie den beiden Entführern.
Der SEK-Leiter gab seinen Leuten ein Zeichen, dann stießen sie die Tür auf: „Polizei, keine Bewegung!! Hände hoch!!“. Earth und Berger waren so überrascht, dass sie sich ohne jede Gegenwehr festnehmen ließen. Während sich die Kollegen um Branco kümmerten, lief Alex sofort zu Gerrit. „Oh, mein Gott! Gerrit!“, sagte sie, „Bin ich froh! Ich liebe dich!“. „Ich weiß!“. „Woher...“. Gerrit lächelte. „ Von Julia!“. Alex liefen ein paar Freudentränen über die Wangen. „Hey, Alex. Nicht weinen!“. „Ich bin nur so froh und erleichtert, dass du...“. Doch weiter kam sie nicht, denn Gerrit küsste sie einfach. Überglücklich erwiderte Alex den Kuss, der aufgrund der Freudentränen, die mittlerweile auch bei Gerrit flossen, allerdings etwas feucht ausfiel. Irgendwann lösten sie sich wieder voneinander, da Gerrit mit Branco ins Krankenhaus musste.
Endlich haben sie die Beiden gefunden, Gott sei Dank. Und es geht ihnen gut....aber wer hat nun den Mord begangen und wie ist Gerrits DNA dahin gekommen?
Im K11 vernahmen Max, Chris und der Polizeipräsident Daniel Berger, während Georg Erath von Michi, Sebastian und Kirki im Vernehmungszimmer verhört wurde. „So und jetzt mal raus mit der Sprache!“, Michi knallte die Akte auf den Tisch, „Also, wir hören!“. „Was wollen sie denn hören? Wir haben nix gemacht!“. „Ja, nee, ist klar! Und was hatten sie dann in der alten Fabrik zu suchen?“. „Man, Daniel und ich wollten die Fabrik wieder auf Vordermann bringen. Deshalb waren wir da. Wir haben uns jeden Raum angeschaut und somit im Keller ihre Kollegen gefunden. Und dann kamen ja schon die Bullen und haben uns irrtümlich festgenommen.“. „Irrtümlich also. Ach, komm, das können sie ihrem Friseur weiß machen, wir glauben ihnen kein Wort!“. „Aber das ist die Wahrheit, ehrlich!“.
Plötzlich stand Sebastian auf. „Ich bin gleich wieder da.“, sagte er und verschwand. Nach fünf Minuten kam der Privatermittler zurück. „Herr Erath, es sieht schlecht für sie aus. Ihr Komplize war nämlich sehr gesprächig!“. „Na dann wird er ihnen ja bestätigt haben, was ich erzählt habe.“. „Tja, nur leider kann ich mich nicht erinnern, dass sie ausgesagt haben, dass SIE auf den Taxifahrer und unseren Kollegen Vukovic geschossen haben! Außerdem hat ihr toller Kumpel auch die Entführungen und die Geiselnahme gestanden! Sie hätten aber im Auftrag gehandelt!“. „F***! Ja, ja verdammt, er hat Recht!“. „Und der Name ihres Auftraggebers?“. „Ey, nee, den kann ich euch net sagen, sonst bin ich einen Kopf kürzer!“. „Warum haben sie sich auf so eine Scheiße überhaupt eingelassen?“. „Man, wir hätten 50000 dafür bekommen! Einer von uns sollte Vukovic erschießen und den Verdacht auf Grass lenken. Als wir dann aber erfahren haben, dass nur der Taxifahrer tot ist, haben wir Vukovic entführt. Der andere sollte doch gar net sterben!“.
„Und woher wussten sie, wo sich Herr Grass aufhält?“. „Wir haben die Wohnungen, in der er hätte sein können observiert. Die Adressen hatten wir von unserem Auftaggeber.“. „Und wie lautet der Name ihres Auftraggebers?“. „Das kann ich nicht sagen!“. „Hören sie, wir können ihnen helfen!“. Na schön...na schön...er arbeitet im...hier im K11!“. „WAS??“, fragten Michi, Sebastian und Kirki gleichzeitig. „Ja, aber mehr sag ich net. Ich bin lieber am Leben und sitz im Gefängnis als tot und unter der Erde.“. So wurde Georg Erath in seine Zelle gebracht und die anderen drei gingen zurück ins Büro. Dort tauschten sie sich mit Max, Chris und dem Polizeipräsidenten aus, die aber den Namen des Auftraggebers auch nicht herausbekommen hatten. „Na super, echt toll!“, meinte Michi, „Ein Maulwurf im K11!“.
Bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, ging die Tür auf und Gerrit, Alex und Branco kamen herein, gefolgt von Sandra, Katja, Ingo sowie André. Die Anderen wunderten sich sehr, dass Gerrit und Branco nicht mehr im Krankenhaus waren: Immerhin hatten beide sehr viele Schrammen im Gesicht, Gerrit hatte sich bei der Prügelei den Arm geprellt, eine Leistenzerrung zugezogen und das Handgelenk verstaucht, Branco hatte aufgrund seiner Schussverletzung eine spezielle Bauchbandage um und lief wegen eines Bänderrisses am Fuß auf Krücken. „Herr Grass, Frau Rietz.“, fing der Polizeipräsident an, „Wir müssen mit ihnen reden.“. „Ja, wir beide mit ihnen und euch auch.“. In diesem Moment ging die Tür abermals auf und Frau Echtler betrat das Büro. Man konnte Alex und Gerrit ansehen, dass sie nicht sehr erfreut über das Erscheinen der internen Ermittlerin waren. Diese sagte: „Ich glaube, ich muss mich bei ihnen entschuldigen, Herr Grass. Ich habe vorhin erst von ihrer Entführung und der glücklichen Befreiung erfahren, genauso von dem Geständnis der beiden Geiselnehmer. Es tut mir wirklich sehr Leid, aber durch ihre DNA-Spuren und die Flucht...“. „Ist schon gut, Frau Echtler.“, meinte Gerrit, „Vergessen sie’s, sie haben auch nur ihre Arbeit getan.“.
Dann sagte Markus Waller: „Frau Rietz, ich hoffe, ihnen ist klar, dass auf sie noch ein Verfahren wegen Gefangenenbefreiung zukommt. Ich werde sie abmahnen müssen, aber trotzdem hier im K11 genauso wie Herrn Grass wieder arbeiten lassen.“. Mit diesen Worten reichte der Polizeipräsident Alex und Gerrit ihre Dienstausweise und -waffen. Die Beiden waren glücklich, wieder ihren Job als Kommissare ausüben zu dürfen, trotzdem schauten sie sich an, bevor Gerrit sagte: „Alex und ich haben auch etwas mitzuteilen: Wir gehen nach Frankfurt um dort einen Neuanfang zu starten.“.
Nach dieser Eröffnung herrschte einen Moment lang Stille. Bis Katja meinte: „Ihr wollt das Geschehene hinter euch lassen und vergessen, stimmt’s?“. „Ja.“, antwortete Alex, „Aber wie sieht’s denn mit den Geiselnehmern aus? Haben sie alles gestanden?“. „Ja, das haben sie.“, erwiderte Kirki, „Beide sagen jedoch, dass sie im Auftrag gehandelt haben. Den Namen des Auftraggebers wollten sie nicht verraten, aber er soll im K11 arbeiten.“. „WIE BITTE??“, Alex, Gerrit, André sowie Katja, Sandra und Ingo waren geschockt, doch Michi bestätigte die Aussage des Staatsanwaltes. „Wo wir schon mal bei dem Thema Geständnisse sind, ich muss hier jetzt auch einiges klar stellen.“, meldete sich Ingo zu Wort, „Meine vier Ermittler und ich sowie später auch André haben über Gerrit’s Aufenthaltsort die ganze Zeit Bescheid gewusst.“.
Michi, Max, Kirki, Waller und Fr. Echtler sahen den Rechtsanwalt ungläubig an. „Gerrit kam auf seiner Flucht zu uns in die Kanzlei.“, erzählte Ingo weiter, „Wir waren von seiner Unschuld überzeugt und wollten ihm helfen. Da kam uns der Anruf natürlich gerade Recht, dass meine Ermittler hier im K11 helfen sollen. Als Gerrit dann entführt wurde, haben Alex, Julia und ich beschlossen, dass wir die Polizei zwar einweihen, sie aber im Glauben lassen, dass ich nicht Bescheid weiß, was ja auch geklappt hat.“. Nach dieser knallharten Offenbarung waren Michi, Max, der Staatsanwalt, der Polizeipräsident und Frau Echtler erst einmal sprachlos. Doch durch das ehrliche Geständnis hatte es keine weiteren Konsequenzen.
„Herr Naseband.“, wandte sich schließlich der Staatsanwalt an den Kommissar, „Haben sie die Telefonate, Internetdaten und Konten der Herren Erath und Berger überprüft?“. „Ja, das habe ich und dabei ist mir etwas Interessantes aufgefallen.“. Michi gab Kirki eine Akte. Der Staatsanwalt sah sie durch und nickte. „Gute Arbeit, Herr Naseband.“. Dann verschwand er zum Gericht. Die Anderen wollten wissen, was in der Akte stand, doch Michi wiegelte geschickt ab. So leerte sich langsam aber sicher das Büro: Sandra wollte endlich Julia über alles informieren, Ingo machte mit Chris wieder die Kanzlei auf, aber nicht ohne Katja vorher noch schmunzelnd in den Feierabend zu schicken. Die bekam das jedoch nicht richtig mit, da sie schon wieder mit André beschäftigt war. Sie fuhren genauso wie Max nach Hause. Auch Markus Waller und Frau Echtler verließen das Büro; so blieben nur noch Alex, Gerrit, Branco, Michi und Sebastian übrig.
„Und was ist mit dir, Basti?“, fragte Gerrit. „Ich warte noch auf jemanden.“, erwiderte der Privatermittler. „Auf wen denn?“. Doch da ging die Tür auf und Kirki kam. „Ah, sie sind auch noch da, Herr Thiele, sehr schön!“, sagte er, „Nun, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich habe jemanden im Verdacht, wer der Auftraggeber sein könnte und ich bin mir sicher, dass dieser jemand heute Nacht ins Büro kommt um die „geheimnisvolle“ Akte zu suchen. Ich möchte meinen Verdacht nicht laut äußern, aber wir sollten uns ab 22:00 Uhr auf die Lauer legen!“. „Das ist ja alles schön und gut, Herr Kirkitadse.“, meinte Branco, „Aber was ist mit den Kollegen der Nachtschicht?“. „Da bei uns momentan die Grippewelle herumgeht, sind nachts bedeutend weniger Kollegen anwesend als sonst üblich. Also eine gute Gelegenheit, heimlich eine Akte zu suchen.“.
So wurde beschlossen, dass sich Sebastian auf dem Flur am Süßigkeitenautomaten bereit halten sollte, während Michi im Büro hinter Alex’ Schreibtisch Position beziehen würde. Alex, Gerrit, Branco und Kirki wollten dann später erscheinen - alle waren verkabelt, damit sie die Anderen hören konnten. Um genau 22:00 Uhr ging es los mit der Observation. Drei Stunden später betrat tatsächlich eine vermummte Gestalt das K11-Gebäude. Sie wurde von keinem bemerkt und steuerte geradewegs auf das Büro der Kommissare zu - dabei übersah sie allerdings Sebastian. Der verständigte die Anderen und ging der Gestalt hinterher. Er öffnete die Tür und sah die Person auf Michi’s Schreibtisch wühlen. Der Privatermittler zog seine Waffe, machte das Licht an uns sagte: „Keine Bewegung! Und die Hände ganz langsam hoch!“. Die völlig überraschte Gestalt gehorchte. „So, und jetzt nehmen sie genauso langsam ihre Maske ab!“. Doch die Person tat nichts. „Haben sie mich nicht verstanden? Sie sollen ihre Maske abnehmen! Na los!“. Sebastian entsicherte seine Waffe. Aber auch dies schien den Täter nicht zu beeindrucken. Da ging der Ermittler zu seinem Gegenüber und riss die Maske selber vom Kopf - und es verschlug im total entgeistert die Sprache.
„Sie?!“, fragte Sebastian. „Ja, ich!“, antwortete Frau Echtler, „Damit haben sie wohl nicht gerechnet!“. „Warum? Warum haben sie das getan?“. „Warum? Weil der Posten neben Rietz und Naseband mir zusteht und nicht den Luschen Vukovic und Grass!“. „Ich glaub es nicht! Ich glaub es einfach nicht!“. Der Privatermittler war fassungslos und ließ unbewusst seine Waffe sinken. Fr. Echtler bemerkte dies. „Nur schade, dass sie niemandem von unserem Zusammentreffen mehr erzählen werden.“, meinte sie und ging einen Schritt auf Sebastian zu. „Da wäre ich mir an ihrer Stelle nicht so sicher!“, sagte plötzlich eine Stimme von hinten - es war Michi.
Der Kommissar kam hinter dem Schreibtisch hervor und blickte die interne Ermittlerin wütend an. Diese war völlig perplex und das nutzte Sebastian geschickt aus: Er überwältigte Fr. Echtler und legte ihr Handschellen an. Dann kamen Alex, Gerrit, Branco, der Staatsanwalt und auch Markus Waller herein. Alle waren, bis auf Kirki, entsetzt, fassungslos und geschockt. „Ich habe es geahnt.“, meinte der Staatsanwalt, „Frau Echtler, ihre dauernde Anwesenheit hat sie verraten. Wären sie auch nur ein bisschen zurückhaltender gewesen, hätte ich sie wohl nicht verdächtigt.“.
Fr. Echtler wurde dann von Sebastian abgeführt - und die Anderen waren erleichtert, dass der Spuk nun endlich vorbei war. Eine Zeit lang schwieg man sich an, keiner wusste was er sagen sollte. Da kam Sebastian zurück. „Die Echtler ist in ihrer Zelle mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen.“. „Gute Arbeit, Herr Thiele“, nickte der Polizeipräsident. So löste sich die Versammlung schließlich auf - nur Alex, Gerrit und Michi blieben zurück. „Alex, Gerrit, ich muss mit euch reden. Es...es tut mir Leid...alles, was passiert ist...Und Alex, ich wollt mich auch für mein Verhalten dir gegenüber entschuldigen. Ich war nur so enttäuscht, dass du dich mir nicht anvertraut hast. Ich hab an dich geglaubt, Gerrit, auch wenn es nicht immer so ausgesehen hat. Und ich...würde mich sehr freuen, wenn ihr nicht nach Frankfurt gehen würdet. Ja, dass wollte ich euch einfach nur sagen.“. Dann verschwand Michi und ließ seine zwei etwas überraschten Kollegen zurück.
Die nächsten Monate vergingen rasch und friedlich. Alex und Gerrit hatten beschlossen, in München zu bleiben, was ihre Freunde und Kollegen natürlich sehr freute. Die Beiden waren immer noch das Traumpaar im K11 und Alex wohnte mittlerweile bei Gerrit. Die Kommissarin hatte sich mit Michi ausgesöhnt und musste aufgrund der Gefangenenbefreiung eine Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro zahlen; Frau Echtler erhielt eine lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Georg Erath wanderte ebenfalls lebenslänglich hinter Gitter, während Daniel Berger „nur“ neun Jahre bekam. Auch Branco arbeitete wieder im K11, nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hatte.
Eines Tages kam der Polizeipräsident ins Büro. „Guten Morgen, die Herrschaften.“, sagte er, „Darf ich ihnen ihre neue Kollegin vorstellen.“. Eine hübsche, attraktive Frau mit langen blonden Haaren im Alter von 29 Jahren kam herein. „Das ist Stefanie Hoffmann. Sie wird die neue interne Ermittlerin.“. „Guten Morgen.“, meinte sie etwas verlegen. Branco und Michi klappte der Kinnladen herunter. „Holla, die Waldfee!“, entfuhr es den beiden wie aus einem Munde. Alex und Gerrit grinsten nur breit. „Hallo, ich bin Alexandra, du kannst mich aber ruhig Alex nennen, das tun alle.“, sagte die Kommissarin dann jedoch schnell. „Und ich heiße Gerrit.“. „Okay, dann sagt doch Steffi zu mir.“. Dann warf die neue Ermittlerin einen fragenden Blick zu Branco und Michi, die immer noch kein Wort herausbekamen. „Das sind unsere netten Kollegen und guten Freunde. Der, der noch Haare hat ist Branco, der andere Michael oder kurz Michi.“, meinte Alex, die den Blick von Steffi bemerkte. Diese nickte. „Gut, Frau Hoffmann, dann zeige ich ihnen mal weiter das Gebäude.“, sagte Markus Waller, der sich immer noch im Büro befand und ziemlich beherrschen musste, um nicht laut loszulachen. So verschwanden der Polizeipräsident und die neue Mitarbeiterin. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, brachen Alex und Gerrit in schallendes Gelächter aus - Branco und Michi guckten ziemlich dämlich. „Was ist denn?“. „Wenn ihr euch hättet sehen können!“, japste Gerrit und wischte sich die Tränen aus den Augen; Alex lag schon auf dem Boden und kugelte sich vor Lachen. „Ja, aber die hatte ja wohl voll die Ausstrahlung.“, verteidigte sich Branco. „Und warum hat’s dann bei mir nicht gewirkt?“, keuchte Gerrit. „Weil ich dich dagegen immun gemacht hab, mein Schatz!“.
Alex gab Gerrit einen Kuss. Branco und Michi war das Ganze irgendwie total peinlich. „Wir machen Mittagspause.“, murmelte Branco und verließ mit seinem Kollegen das Büro. „Jetzt schon Mittagspause?“, wunderte sich Alex, die sich mittlerweile genauso wie Gerrit wieder beruhigt hatte. „Na und? Lass sie doch! Dann hab ich wenigstens mehr von dir!“. Der Kommissar zog seine Freundin auf die Couch. Inmitten ihrem wilden Geknutsche kamen Branco und Michi zusammen mit Steffi zurück. „Oh, haben wir euch bei etwas wichtigem gestört?“, fragte Michi. „Ja, allerdings, das habt ihr!“, erwiderte Gerrit gespielt vorwurfsvoll. „Ihr seid ein Paar?“, erkundigte sich Steffi. „Ja, das sind wir!“, antwortete Alex, „Aber, Steffi, jetzt erzähl doch mal von dir.“. Und so erzählte die neue interne Ermittlerin alles, was die vier Kommissare wissen wollten. Sie stammte aus dem hessischen Darmstadt, 30 km südlich von Frankfurt a.M. Nach einer glücklichen Kindheit und Jugend sowie einem Super-Abi von 1,2, begann sie als 19-jährige mit einer Ausbildung bei der Polizei. Auch diese absolvierte sie in ihrer Heimatstadt und arbeitete dann ein paar Jahre bei der Darmstädter Polizei, bevor es sie nach München verschlug. So plauderten die fünf noch gemütlich und Steffi lebte sich in den nächsten Tagen schnell ein. Doch das sollten vorerst die letzten Tage gewesen sein, an denen Alex und Gerrit glücklich und ohne Sorgen zusammen sein konnten.
An einem verregneten Freitagmorgen erschien Alex ohne Gerrit im Büro. „Morgen.“, meinte die Kommissarin. „Morgen, Alex.“, erwiderte Branco, „Wo hast du denn deinen Schatz gelassen?“. „Meinem Schatz geht es nicht gut und deshalb ist er im Bett geblieben.“. „Achso. Naja, in zehn Stunden ist ja Wochenende, dann kannst du ihn gesund pflegen.“. „Oh ja, das kann ich.“. Doch so einfach sollte es nicht sein. Gerrit benahm sich immer merkwürdiger und erschien gar nicht mehr zur Arbeit. Der Polizeipräsident beurlaubte ihn aufgrund von persönlichen Gründen, aber ansonsten vertraute sich der Kommissar niemandem an - noch nicht einmal Alex.
Irgendwann reichte es dieser und sie stellte ihren Freund eines Abends zur Rede: „Mensch Gerrit, kannst du mir jetzt bitte endlich mal erzählen, was mit dir los ist? Du benimmst dich total komisch, erscheinst nicht im K11 und redest überhaupt nicht mehr mit mir! Hab ich dir irgendwas getan? Verdammt noch mal, ich mach mir Sorgen!“. „Alex, mit mir ist nichts los. Außerdem hat mich der Polizeipräsident krank geschrieben, schon vergessen?“. „Aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Und was sind diese Gründe?“. „Kann ich dir nicht sagen.“. „Warum nicht? Warum vertraust du dich dem Chef an und mir nicht? Hab ich dir was getan?“. „Nein, hast du nicht, aber das ist es ja gerade.“. „Jetzt hör bitte auf, so in Rätseln zu sprechen und sag mir die Wahrheit!“. Gerrit wandte sich von Alex ab und sah aus dem Fenster.
„Soll ich es ihr sagen?“, dachte er, „Soll ich es ihr wirklich sagen? Nein! Nein, das kann ich nicht! Aber irgendwann muss sie die Wahrheit erfahren!“. Gerrit rang noch einige Minuten mit sich und seinem Gewissen, bis er schließlich eine folgenschwere Entscheidung traf. „Alex.“, meinte Gerrit, wagte es aber nicht, der Kommissarin in die Augen zu sehen, „Du willst die Wahrheit wissen, es ist aus, ich liebe dich nicht mehr.“. Alex stand da wie erstarrt. „Du...du liebst mich nicht...nicht mehr?“, fragte sie schließlich mit tränenerstickter Stimme. „Ja. Alex, es tut mir wirklich Leid, ich will dir auf keinen Fall weh tun. Du bist eine wunderbare Frau und wirst ganz sicher jemanden finden, der dich glücklich macht. Aber dieser jemand bin eben nicht ich. Und jetzt geh, bitte.“.
Die Kommissarin rührte sich jedoch keinen Zentimeter von der Stelle. „Du willst also wirklich, dass ich gehe?“, fragte sie, „Für immer?“. „Ja.“, antwortete Gerrit. „Okay, wenn du es wirklich willst, dann gehe ich. Aber eines will ich dir noch sagen.“. „Und das wäre?“. Alex setzte an um zu reden, doch sie brachte kein Wort heraus. Die Kommissarin schaffte es nicht mehr, ihre Tränen zurückzuhalten und stürmte aus der Wohnung. Und auch Gerrit konnte nicht mehr: Er hatte seine große Liebe aufgegeben - weinend brach er zusammen. Alex irrte tränenüberströmt durch die Straßen. „Es ist aus. Ich liebe dich nicht mehr.“. Dieser Satz erklang immer und immer wieder in ihren Ohren. Mittlerweile war die Kommissare in einem Park angekommen. Sie ließ sich auf eine Bank fallen und ihren Tränen freien Lauf.
„Warum?“, fragte sich Alex nun schon zum x-ten Mal, „Warum tut er mir das an? Und ich dachte ich wäre seine große Liebe. Dass ich mich so in ihm getäuscht habe!“. Doch plötzlich hielt sie inne. „Nein, ich habe mich bestimmt nicht in ihm getäuscht! Wenn er mich nicht mehr liebt, warum hat er es mir dann nicht gleich gesagt und stattdessen so ein Theater gemacht? Und deswegen, weil sich seine Gefühle für mich geändert haben, lässt er sich vom Polizeipräsidenten bis auf weiteres beurlauben? Nein, da steckt doch etwas Anderes dahinter und ich will wissen was - jetzt!“. Die Kommissarin wischte sich die Tränen weg und machte sich entschlossen auf den Weg zu Gerrit. Als sie wieder in der Wohnung war, hörte sie ihn mit seinem Bruder Günter telefonieren. Gerrit bemerkte Alex jedoch nicht, da er mit dem Rücken zu ihr stand. „Man, natürlich liebe ich Alex, aber ich will nicht, dass ihr etwas passiert...Ja, ja ich weiß, es war nicht die allerbeste Lösung...Nein, das kann ich nicht. Denk an Caroline, was mit ihr passiert ist...Ich sag dir Günter, dieses Biest ist wirklich zu allem fähig...Alex ist meine Traumfrau, ich will einfach nicht, dass Tanja ihr was antut...Ja...Nee, ist okay...Bis dann, ciao!“. Gerrit legte auf und drehte sich seufzend um.
Als er Alex sah, erschrak er. „Alex! Wie lange stehst du denn schon da?“. „Lange genug um zu hören, dass du mich liebst. Gerrit, verdammt jetzt sag mir bitte endlich die Wahrheit! Vielleicht kann ich dir helfen!“. „Wieso sollst du mir helfen? Außerdem habe ich am Telefon nicht dich gemeint,...sondern...meine...meine neue Flamme.“. „Ach, und die heißt dann zufällig auch Alex?“. „Ja.“. „Glaub ich dir nicht.“. „Ist aber so.“. „Mensch Gerrit, jetzt sag mir endlich was los ist! Bitte! Und denk doch auch mal an uns! Ich liebe dich und will dir helfen!“. „Es gibt aber nichts zu helfen! Warum bist du überhaupt gekommen? Ich hab doch gesagt, du sollst gehen!“. „Na schön, dann schau mir direkt in die Augen und sag, dass du mich nicht mehr liebst!“. „Herrgott noch mal, Alex! Was soll das denn jetzt?“. Gerrit wurde langsam ärgerlich. Doch die Kommissarin blieb stur. „Sag mir direkt ins Gesicht, dass du mich nicht mehr liebst!“.
Ihr Gegenüber wandte sich ab. „Das kann ich nicht.“, sagte er leise, aber Alex hörte es trotzdem. „Gerrit, ich will die Wahrheit wissen, JETZT!“. „Nein!“. „Und warum nicht?“. „Weil ich nicht will, dass dir was passiert! Versteh es doch bitte!“. „Nein, das kann ich nicht verstehen, wenn du mir nicht endlich die volle Wahrheit erzählst!“. „Ich kann dir die Wahrheit nicht erzählen! Verdammt noch mal, ich liebe dich, Alex! Und wenn dir etwas zustoßen würde, wäre ich daran schuld!“. „Warum sollte mir denn etwas zustoßen? Gerrit, jetzt rede endlich mit mir!“. Der Kommissar schaute seine Kollegin an. „Na gut.“, meinte er schließlich, „Ich bin zwar eigentlich immer noch dagegen, aber du gibst ja doch keine Ruhe.“. Dann ging Gerrit zur Kommode, holte einen Stapel Briefe und gab ihn Alex. Diese war über den Inhalt schockiert.
„Gerrit, mein Süßer! Endlich habe ich dich wiedergefunden. Leider musste ich jedoch feststellen, dass du mir nicht treu bist. Also gebe ich dir den Rat: Halte dich von dieser Schlampe fern, sonst passiert etwas Schlimmes! Erinnerst du dich an Caroline? So wird es auch deinem neuen Flittchen ergehen, wenn du dich nicht von ihr trennst und deinen Freunden und Kollegen, wenn du auch nur ein Wort erzählst! Du gehörst mir, mir alleine! Ich liebe dich! Kiss, Tanja.“
Als Alex fertig mit Lesen war, sagte Gerrit: „Verstehst du mich jetzt? Wenn sie dir was antun würde, dann könnte ich mir das nicht verzeihen.“. Er setzte sich neben sie auf die Couch und die Kommissarin legte die Briefe auf den Wohnzimmertisch. „Wer ist denn diese Tanja und was ist mit Caroline passiert?“. „Tanja ist die 17-jährige Tochter meiner ehemaligen Nachbarn. Seit drei Jahren meint sie, ich wäre ihre große Liebe und würde am liebsten keine andere Frau in meine Nähe lassen. Das ist doch krank! Aus Eifersucht hat sie dann mit einem geklauten BMW Caroline überfahren, dabei ist diese doch nur meine Cousine! Vier Monate lag sie im Koma und Tanja denkt bis heute noch, dass sie gestorben ist, was aber glücklicherweise nicht der Fall war. Leider konnte man ihr nie etwas nachweisen, doch ich bin mir ganz sicher, dass sie es war. Nach diesem Vorfall bin ich dann umgezogen, als Tanja mit einem Schüleraustausch in Frankreich war. Jetzt muss sie meine Adresse irgendwie herausgefunden und uns beide gesehen haben, dieses Miststück! Alex, ich liebe dich und will auf keinen Fall, dass dir auch was passiert!“.
Endlich hatte Gerrit alles erzählt und war erleichtert. Alex kuschelte sich an ihn und gab ihm einen Kuss. „Wir schaffen das, Gerrit. Wenn wir zusammenhalten, dann schaffen wir das!“. „Ja, du hast Recht, wir zwei stehen das durch!“. „Nee, nicht wir zwei, wir drei!“. „Wir drei?“, zunächst verstand Gerrit nur Bahnhof, doch dann, „Alex, bist...bist du...?“. Der Kommissar brauchte gar nicht zu Ende zu sprechen, denn das Lächeln seiner Freundin sagte alles. „Ja.“, meinte sie, „Du wirst in weniger als neun Monaten Papa!“. Und da waren alle Sorgen und Probleme vorerst vergessen. Gerrit freute sich trotz der schwierigen Situation riesig und knuddelte Alex erst einmal richtig durch. Dann verloren sie sich in einem innigen Kuss, als plötzlich ein Schuss fiel.