Danke für eure Kommis. Hier nun endlich der nächste Teil.
Vor dem Haupteingang des Krankenhauses wartete bereits ungeduldig der Staatsanwalt auf die Drei. „Endlich!“, rief er sichtlich erleichtert aus, als Michael, Tamara und Isabella auf ihn zukamen. „Frau Rietz hat mir den letzten Nerv geraubt. Momentan ist eine Schwester bei ihr, damit Sie auch liegen bleibt und sich nicht zu sehr aufregt.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Alex. Vor der Tür des Zimmers begegneten sie einem Arzt. Der Staatsanwalt grüßte ihn kurz, während der Arzt die Neuankömmlinge musterte. „Sind Sie der Mann von Frau Rietz?“, wandte er sich direkt an Michael. „Wieso?“ Michael schaute den Mann etwas verwirrt an. Hatte der Staatsanwalt nicht am Telefon gesagt, dass es nicht so schlimm wäre? Angst machte sich in ihm breit und er merkte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. „Keine Sorge, es ist nichts passiert.“, beruhigte ihn der Arzt. „Frau Rietz wartet nur schon ungeduldig auf Sie. Ich hoffe, Sie können Ihr das sagen, was sie hören will. Momentan ist sie ein reines Nervenbündel, was nicht unbedingt positiv für Ihren Zustand ist.“ Mit dem Arzt zusammen betrat Michael das Zimmer. Erwartungsvoll schaute Alex ihn an. „Und?“, fragte sie nur, aber ihre Ungeduld und die Aufregung waren deutlich heraus zu hören. Michael trat an ihr Bett, nahm ihre Hand in die seine und setzte sich auf die Bettkante. „Beruhige dich erst einmal. Du machst ja hier jeden wahnsinnig.“, gab er amüsiert von sich. „Du bist doof. Du musstest ja nicht hier blöd rum liegen, während die Verhandlung war.“, erwiderte Alex sarkastisch. In dem Moment betraten Kirkitadse und Isabella mit Tamara den Raum. Alex spürte die Erleichterung, die von allen ausging und so langsam wurde auch sie ruhiger. „Es ist alles gut gegangen, d.h. der Richter hat den offiziellen Test angeordnet. Der Termin dafür wird uns noch mitgeteilt.“, erlöste Michael sie endlich. Zufrieden legte sich Alex wieder zurück und lächelte glücklich erst Michael, dann Tamara zu. „Bis zum Test bleibt Tami weiterhin bei uns und nach einem positiven Ergebnis werden umgehend alle Dokumente umgeschrieben. Das hat der Richter soweit angeordnet.“ Erleichtert und vor allem glücklich atmete Alex erst einmal tief durch. „Gott sei Dank. Es ist also alles so ausgegangen, wie wir es gehofft haben.“, stellte sie fest. „Wie hat Mareike darauf reagiert?“ Nicht nur Alex, sondern auch Tamara, die bisher noch nichts über die Verhandlung erfahren hatte, schauten Michael nun neugierig an. „Begeistert war sie nicht wirklich, aber der Richter hatte ihr mit einem entsprechenden Blick gezeigt, dass es besser ist, wenn sie ruhig ist. Dafür hat sie vorher schon Luft abgelassen. Wobei sich das eher negativ ausgewirkt hat.“, erzählte dieser. „So und nun will ich erst einmal wissen, was los ist!“ Michael schaute von Alex zum Arzt und forderte ihn schließlich mit seinem Blick zum Reden auf. „Ihrer Frau und auch den Babys geht es soweit gut. Das Wehenhemmende Mittel hat gut und vor allem schnell gewirkt, so dass wir verhindern konnten, dass sich der Muttermund öffnet.“, erklärte der Arzt. „Wir werden Sie noch ein paar Tage zur Beobachtung hier behalten. Wenn keine Wehen mehr auftreten, können wir Frau Rietz wieder entlassen, allerdings sollte Sie sich dann schonen und zur Vorbeugung noch Magnesium nehmen.“ „Sie werden Frau Rietz also bis zum Beginn des Mutterschutzes krankschreiben?“, wollte Kirkitadse wissen. „Nicht ganz, von uns bekommt sie eine kurzfristige Krankschreibung, die Verlängerung wird dann der Frauenarzt von Frau Rietz ausstellen.“ „Herr Naseband, dann können Sie sich schon darauf einstellen, dass Sie in Zukunft mit Herrn Vukovic alleine arbeiten werden. Ich möchte Frau Rietz vor dem Mutterschutz, wenn überhaupt, im K11 nur noch zu Besuch sehen.“ Die Worte des Staatsanwaltes waren durchdringend und machten deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete. „Das ist kein Problem, in einigen Wochen hätten wir auch so ohne sie auskommen müssen, dass es nun etwas früher ist, ist nicht so schlimm. Mal davon abgesehen, dass mir das Wohlergehen der Drei auch wichtiger ist, als die Unterstützung bei der Arbeit.“, stimmte ihm Michael zu. Zärtlich und liebevoll streichelte er Alex dabei über den Bauch.
Während der Unterhaltung war unbemerkt noch jemand ins Zimmer gekommen und hatte still der Unterhaltung zugehört. Durch ein Räuspern machte er nun auf sich aufmerksam. „Entschuldigen Sie, dass ich so einfach mitgehört habe.“, begann der Richter entschuldigend. „Ich wollte mich erkundigen, wie es Ihnen geht, Frau Rietz. Dem Gespräch entnehme ich, dass es Ihnen wieder etwas besser geht.“ „Ja, danke. Mir geht es ganz gut.“, bestätigte ihm Alex noch einmal. Man konnte ihr mittlerweile ansehen, dass sie sich sichtlich entspannt und vor allem beruhigt hatte. Der Ausgang der Verhandlung stimmt sie glücklich, hatte sie doch etwas Bedenken gehabt, nach dem Zusammentreffen mit Mareike. „Das freut mich. Ich denke, Sie wissen schon wie die Verhandlung verlaufen ist?“ Auch wenn es eher wie eine Feststellung klang, so wartete der Richter doch das zustimmende Nicken von Alex ab. „Da wir hier nicht im Gerichtssaal sind, kann ich es auch offen sagen. Sie haben diesen Test bestimmt schon gemacht und wissen, wie er ausfällt.“ Er schaute sich um und sah das, was er bereits vermutet hatte, lauter betroffene Gesichter. „Wie gesagt, wir sind hier nicht im Gerichtssaal und ich weiß nichts davon. Ich hätte wahrscheinlich ähnlich reagiert. Allerdings wollte ich Ihnen noch sagen, dass mit dem Test noch nicht alles vorbei ist.“ Er hielt kurz inne, da er vermutete, dass das, was er nun sagen würde, nicht gerade für Begeisterung sorgen wird. Erschrocken schaute Tamara ihn an. „Was soll das heißen? Ich dachte, bei einem positiven Ergebnis wird alles umgeschrieben und das war es dann.“ Ängstlich blickte sie ihn an. Schützend nahm Michael sie in die Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. Er hatte bereits eine Vermutung, was nun kommen würde und konnte sich durchaus ihre Reaktion vorstellen. „Das stimmt ja auch. Allerdings wird die Akte dann an die Staatsanwaltschaft übergeben. Was dann weiter passiert, kann Herr Kirkitadse wahrscheinlich besser erklären.“ Kirkitadse schaute den Richter an, er wusste, dass dieser Recht hatte. „Nun ja, das öffentliche Interesse an so einem Fall ist groß. Ich bin verpflichtet, Anklage zu erheben. Das kann ich dir leider nicht ersparen.“ Traurig schaute Tamara ihn an. Ihre Augen waren groß und schon leicht wässrig, da sie vermutete, dass ihr so eine weitere Aussage wahrscheinlich bevor stand. „Die Anklageschrift wird wahrscheinlich lauten: Personenstandsfälschung, Entziehung Minderjähriger und Kindesmisshandlung.“ „Muss Sie dann ins Gefängnis?“ Besorgt schaute Tamara ihn an. Ihr war aber anzuhören, dass sie erschrocken war über das, was sie gerade gehört hatte. „Das kann ich dir nicht genau sagen, aber es könnte durchaus passieren.“ „Das geht nicht!“, rief Tamara empört. „Es ist schon schlimm genug, dass es Alex wegen mir nicht gut geht. Ich will nicht auch noch daran Schuld sein, dass Patrick und Daniela dann keine Mutter mehr haben.“ Während sie das sagte, liefen ihr die ersten Tränen übers Gesicht. Sie befreite sich aus der Umarmung von Michael und rannte aus dem Zimmer. Die Tür knallte sie hinter sich zu. Erschrocken, verwundert und auch verwirrt über diese Reaktion schauten ihr die Anderen hinterher.
Puh, nochmal gutegangen mit Alex & den Babys. Aber was ist mit Tami los? Ich hoffe sie können sie beruhigen. Das kann ja noch was werden, wenn Kirki die Anklage erhebt. Da flippt Mareike noch mehr aus.
Danke für eure Kommis. Hier habe ich den neuen Teil für euch.
Einige Zeit später fand Michael Tamara auf einer Bank vor dem Krankenhaus. Gedankenverloren und mit geröteten Augen starrte sie in die Ferne. Vorsichtig setzte er sich neben sie, um sie nicht zu sehr zu erschrecken. Aber Tamara nahm nichts wahr. „Hey Kleine. Was ist los?“ Michael sprach leise, aber noch so laut, dass Tamara es mitbekam. Dennoch erschrak sie leicht, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie Michael an, bevor sie traurig den Kopf senkte. „Wieso bist du hier? Ich bringen euch doch nur Unglück und Ärger. Wenn ich nicht bei euch bin, geht es euch doch viel besser.“ Traurig und verletzt sagte sie diese Worte. Es war aber deutlich heraus zu hören, dass es keine Trotzreaktion oder etwas in dieser Art war. Tamara war wirklich von dem überzeugt, was sie sagte. Michael konnte nicht glauben, was er da hörte. Er nahm das Mädchen in den Arm, um ihr zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutete, aber auch, um ihr Geborgenheit zu spenden. Tamara wehrte sich dagegen und versteifte sich. „Es ist doch wahr! Wenn ich nicht hier wäre, wäre diese blöde Verhandlung nicht gewesen und Alex würde auch nicht im Krankenhaus liegen!“ „Jetzt hör mir mal zu!“ Michael sprach laut und deutlich. Er nahm das Mädchen fest in den Arm und allmählich ließ ihre Gegenwehr nach. „Ja, es stimmt, wenn du nicht hier wärst, wäre die Verhandlung nicht gewesen. Aber wir wollten diese Verhandlung, weil es UNS wichtig ist, dass es DIR gut geht.“ Er schaute ihr in die Augen, um sich zu versichern, dass sie ihm auch zuhörte. Dabei streichelte er liebevoll ihr über den Rücken. „Dass Alex im Krankenhaus liegt, ist nicht deine Schuld. Du hast sie nicht so aufgeregt, sondern jemand anders. Aber das ist egal, es ist einfach passiert und sowohl Alex, als auch den Babys geht es gut. Das ist die Hauptsache. Du bist NICHT SCHULD an dem, was passiert ist.“ Diese Worte betonte er besonders deutlich, um zu zeigen, dass er es wirklich ernst meinte. Ihm war bewusst, dass er Tamara nicht so ohne weiteres davon überzeugen konnte. „Wenn du meinst.“, gab Tamara nur zurück. Aber es war deutlich herauszuhören, dass sie nicht richtig überzeugt war. „Wollen wir wieder zurück zu den Anderen gehen?“, fragte Michael nach. Kurz zögerte Tamara noch, wischte sich die Tränen aus den Augen, nickte und stand auf.
Neugierig schauten alle auf die sich öffnende Tür, durch die erst Michael und kurz nach ihm Tamara eintrat. Erleichtert atmeten alle durch. Sie hatten schon Angst, dass Michael sie vielleicht nicht finden würde. „Komm mal her!“, forderte Alex das Mädchen auf. Langsam leistete sie der Aufforderung Folge. Schüchtern setzte sie sich auf den Rand des Bettes, traute sich aber nicht, jemanden anzuschauen. Ihr Blick ruhte auf dem Boden, sie schämte sich für ihren Ausbruch und war noch immer der Meinung, dass es ihre Schuld war. Alex bemerkte, dass Tamara die Geschehnisse noch immer bedrückten. Vorsichtig setzte sie sich richtig im Bett auf und nahm sie anschließend in den Arm. Intuitiv versteifte sich Tamara erneut. Allerdings erstaunte Alex das nicht. Diese Reaktion hatte sie schon öfter bei dem Mädchen in letzter Zeit bemerkt und wenn man bedachte, was momentan wohl in ihr vorging, war es noch verständlicher. Nur langsam ließ sich das Mädchen fallen und genoss die Umarmung. „Ich glaube, wir lassen Sie jetzt mal alleine.“, unterbrach Kirkitadse die Stille, die im Moment herrschte. Isabella Schulien und der Richter stimmten ihm mit einem Nicken zu. „Wenn was sein sollte, können Sie jederzeit anrufen. Und Frau Rietz, Sie hören auf die Ärzte und schonen sich!“ Schnell verabschiedeten sich die Drei und waren verschwunden. So blieben Tamara, Alex und Michael alleine zurück.
„Hast du dich wieder etwas beruhigt?“, durchbrach Alex nach einiger Zeit die Stille. Als Antwort bekam sie nur ein zaghaftes Nicken von Tamara, die noch immer am Grübeln war. „Ich vermute, dass Micha dir schon das Gleiche gesagt hat, aber ich sage es dir trotzdem noch einmal. Du bist nicht SCHULD. Mir war klar, dass ich mich nicht so aufregen sollte. Habe es aber dennoch gemacht, aber da warst du schon gar nicht mehr da. Wie kannst du denn daran Schuld sein?“ „Ohne mich wäre es doch gar nicht zu so einer Situation gekommen.“ Tamara sprach leise, so als ob sie Angst hätte, etwas Falsches zu sagen. Schüchtern blickte sie auf und sah Alex aus kleinen Augen an. „Genauso gut könnte ich sagen, hätten wir besser aufgepasst, so wie wir es versprochen hatten, wäre es ebenfalls nicht dazu gekommen. Man kann leider nicht alles verhindern und es ist nun einmal passiert, aber niemand hat daran Schuld.“ Alex ließ ihre Worte wirken und merkte, dass die Botschaft langsam zu Tamara durchdrang. Die Angst und die Traurigkeit verschwanden langsam aus ihrem Blick. „Außerdem nimmst du, Patrick und Daniela?“ Fragend schaute Alex sie an, ganz sicher war sie sich bei den Namen nicht. Ein kurzes Nicken sagte ihr, dass diese Namen richtig waren. „Du nimmst ihnen nicht die Mutter. Mareike wird immer ihre Mutter bleiben. Und wenn sie bestraft wird für das, was sie getan hat, so kannst DU nichts dafür. Sie ist ein erwachsener Mensch und als solcher hat sie Mist gebaut. Dafür muss man nun einmal selber gerade stehen, das kannst du ihr nicht abnehmen.“ Eine Weile dachte Tamara noch über die Worte nach. Die Geborgenheit, die sie in den Armen von Alex spürte, gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit und vor allem die Liebe, die sie wahrnahm, hatte sie so noch nie erfahren. Sie wurde so akzeptiert, wie sie war und vor allem bedingungslos geliebt. Dies war ein neues Gefühl für sie, aber es wirkte sich sehr positiv aus und so begann sie langsam die Worte zu verinnerlichen. Auch wenn sie noch nicht ganz überzeugt war, so konnte sie endlich aufhören zu grübeln. „Ich glaube, ihr habt Recht. Danke.“ Kurz hielt sie inne, das, was sie noch sagen wollte, fiel ihr nicht gerade leicht. „Ich bin so froh, dass ich bei euch bin. Endlich mag mich jemand.“, schaffte sie es doch endlich, die Worte über die Lippen zu bringen. Sie schaute erst Michael und dann Alex an. Das, was die Beiden in ihrem Blick und vor allem in ihren strahlenden Augen lesen konnten, war Dankbarkeit, Glück und Freude, aber auch Vertrauen und Zuneigung. Das machte sowohl Michael, als auch Alex Stolz. Auch wenn es noch einige Zeit dauern würde, bis sie Tamara davon überzeugen konnten, nicht immer so misstrauisch zu sein und die Schuld ständig bei sich zu suchen, so wussten sie, dass ein Anfang in die richtige Richtung gemacht wurde.
Echt klasse, das Tami die Worte verinnerlicht hat!!!! Total süß das Michi und Alex so zu dem stehen, was sie gesagt haben und es Tami auch zeigen und ihr zeit geben!!!! Bin mal gespannt, wie es weiter geht!!!!
Am Mittwoch, nur zwei Tage nach der Verhandlung, kam auch schon der Brief mit dem Termin für die DNA-Analyse. Diese sollte gleich am nächsten Tag gemacht werden. Glücklicherweise ging es Alex wieder so gut, dass sie den Mittwoch noch entlassen wurde und den Termin am Donnerstag ebenfalls wahrnehmen konnte. Nachdem unter Aufsicht Speichelproben von allen Dreien entnommen wurden, konnten sie auch schon wieder gehen. Mareike war zu einem späteren Zeitpunkt eingeladen worden, um ein erneutes Aufeinandertreffen zu verhindern. Da hatte der Richter besonderen Wert drauf gelegt, zum Schutz von Alex und den Babys und natürlich von Tamara. Während des Tests hatten sie erfahren, dass spätestens in der nächsten Woche die Ergebnisse vorliegen würden und es dann erneut eine Verhandlung geben würde, in der die Ergebnisse bekannt gegeben werden. Nur langsam verging die Zeit. Tamara kümmerte sich liebevoll um Alex, damit diese sich schonen konnte. Michael musste währenddessen arbeiten. Häufig kam es vor, dass er erst spät wieder kam. Immerhin waren sie nur noch zu zweit im K11 und ausgerechnet jetzt kam ein neuer schwieriger Fall. Andererseits hatte er so das Gefühl, als wenn die Zeit nur so rasen würde, weil er so viel zu tun hatte. Für Freitag war die gerichtliche Bekanntgabe der Ergebnisse festgesetzt. Tamara ging es wieder deutlich besser. Ihre Schuldgefühle wurden tatsächlich weniger und auch wenn Mike nicht da war, fühlte sie sich richtig wohl. Allerdings hatten die beiden Kinder täglich Kontakt miteinander. Entweder sie telefonierten oder sie chatteten miteinander. Allerdings fiel Alex auf, dass Tamara sehr wenig aß. Besorgt beobachtete sie das eine Weile, ehe sie Michael auf ihre Entdeckung ansprach. „Vielleicht ist sie einfach nur jemand, der wenig isst. Du nimmst auch keine Riesenportionen zu dir.“, wandte er ein, als sie am späten Abend noch zusammen saßen und sich unterhielten. „Ich rede nicht von kleinen Portionen. Sie lässt ganze Mahlzeiten ausfallen und versucht es zu verheimlichen. Die letzten Tage hatte sie mir immer Frühstück gemacht, aber selber nie mitgegessen. Als ich sie danach fragte, hat Tami mir erzählt, sie hätte schon gegessen.“ Irritiert schaute Michael Alex an. „Willst du sagen, sie lügt dich an?“ „Sie sagt zumindest nicht die Wahrheit. Heute Morgen war ich schon früher auf und habe sie beobachtet. Sie hat nichts gefrühstückt und das Mittagessen auch mal wieder verweigert, weil sie am Morgen angeblich schon so viel hatte.“, erzählte Alex weiter. Gedankenverloren starrte sie eine Weile vor sich hin, kuschelte sich dabei aber noch mehr in die Arme von Michael. Es war schön, sich fallen zu lassen und die Sorgen mit jemandem zu teilen. Leider funktionierte das in den letzten Tagen nicht so gut, da Michael zeitweise sogar erst kam, wenn Alex schon schlief. „Ich glaube fast, dass die ganzen Probleme zu einer Essstörung bei ihr geführt haben.“, sprach Alex schließlich vorsichtig ihre Befürchtung aus. „Dass Tami deutlich weniger als Mike isst, habe ich auch schon bemerkt, aber Essstörung ist doch schon sehr heftig. Bist du dir sicher?“ Michael war alarmiert. Nicht nur, dass es schwer werden würde, Tamara zu helfen, wenn sie wirklich solche massiven Probleme hätte. Auch um Alex machte er sich Sorgen. Er hatte Angst, dass die Sorge um Tamara zu viel für sie werden würden. „Noch nicht so ganz, aber es sieht schon sehr danach aus. Auf jeden Fall werde ich ein Auge darauf haben.“, sagte Alex fest entschlossen. „Lass uns die morgige Verhandlung abwarten. Wenn endlich offiziell alles geklärt ist, wird es ihr bestimmt besser gehen und sie wird ruhiger werden. Vielleicht kann Tami dann auch wieder besser essen.“ „Was anderes hatte ich auch nicht vor, als den morgigen Tag abzuwarten. Wir sollten nur etwas mehr auf ihr Essverhalten achten.“, stimmte Alex ihm zu.
Wie nicht anders zu erwarten, konnte Tamara am nächsten Morgen wirklich nichts frühstücken. Die Anspannung war ihr nur zu deutlich anzumerken. Um ein erneutes Zusammentreffen für Alex und Tamara mit Mareike auszuschließen, trafen sich Alex, Michael und Tamara mit Isabella in einem extra Besprechungszimmer des Gerichtsgebäudes. Auch der Staatsanwalt hatte sich extra Zeit genommen, um bei der heutigen Verhandlung dabei zu sein. Pünktlich betraten die fünf den Verhandlungssaal. Mareike war bereits anwesend. Während Alex und Michael mit Isabella zu ihren Plätzen gingen, nahm Tamara mit Kirkitadse im Zuschauerbereich Platz. Sie fühlte sich unbehaglich in der Gegenwart von Mareike, aber die Tatsache, dass Kirkitadse neben ihr saß und der Abstand zu Mareike groß war, beruhigte sie etwas. So schnell würde sie also nicht alleine mit ihr sein. Auch wenn Tamara Mareike nicht anschaute, so konnte sie doch ihren hasserfüllten Blick auf sich spüren. „Und wie fühlt man sich so, wenn man eine Familie zerstört?“ Diese Worte ließen Tamara aufhorchen. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und blickte in die wütenden Augen von Patrick. „Findest du gut, was du tust?“, fragte er weiter mit vorwurfsvoller Stimme. Er, der immer zu ihr stand, machte ihr solche Vorwürfe, obwohl er wusste, was passiert war? Die Tränen und die Verzweiflung stiegen in ihr hoch. „Was soll das? Du weißt doch, was passiert ist. Warum machst du mir solche Vorwürfe?“ Verzweifelt brachte sie die Worte heraus. „Es sind alle gleich Schuld an dieser Situation, aber das, was du machst, ist nicht in Ordnung.“, gab er verbittert zurück. Tamara war verzweifelt, warum machte ihr Patrick solche Vorwürfe? Damit hätte sie am wenigsten gerechnet. Diese Situation überforderte sie und die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten. Schnell stand sie auf und lief aus dem Verhandlungssaal, gerade in dem Moment, als der Richter hereinkam. Irritiert schaute Kirkitadse ihr hinterher, neugierig hatte er zwar die Unterhaltung der beiden Kinder verfolgt, konnte sich aber nicht wirklich einen Reim darauf machen. Wer war dieser Junge und warum brachte er sie so aus der Fassung? Nach einiger Zeit stand er auf und folgte Tamara nach draußen. Weinend fand er sie einige Zeit später. „Was ist los mit dir?“, fragte er besorgt nach. „Nichts, alles in Ordnung. Aber ich konnte nicht länger da bleiben.“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Sie wollte einfach nicht darüber reden, was gerade in ihr vorging. Kirkitadse merkte, dass Tamara nicht bereit war zu reden. Einen Moment lang überlegte er, ob er es dennoch versuchen sollte, aber etwas in ihrem Blick hielt ihn davon ab. „Weißt du was? Wir beide gehen jetzt was trinken und warten hier draußen, bis die Verhandlung vorbei ist. Einverstanden?“ „Danke.“, sagte Tamara nur, wobei sich das nicht nur auf den Vorschlag bezog, sondern auch darauf, dass er nicht weiter versuchte, sie zum Reden zu bewegen.
Das ist echt hart für Tami.... Mal sehen wie das jetzt weiter geht und ob sie sich Michael und Alex anvertraut..... Bin mal gespannt, wie es nach der Verhandlung weiter geht....
Das hört sich schlimm an, mit Tami. Und jetzt "stänkert" ihr Bruder auch noch gegen sie....ich hoffe die Verhandlung wird positiv ausfallen. Das Tami dann auch zu Ruhe kommt.
Danke für eure Kommis. Nach einem langen Wochenende habe ich nun einen neuen Teil für euch.
Alex und Michael hatten die Flucht von Tamara mitbekommen. Gerade als Alex Anstallten machte ihr zu folgen, hielt Isabella sie zurück. „Sewarion wird sich schon um sie kümmern, keine Sorge. Ich kann verstehen, dass Sie gerne nach ihr sehen möchten. Aber ich glaube, die Verhandlung ist im Moment auch sehr wichtig.“, versuchte sie Alex zum Bleiben zu überreden. Auch wenn sie die Besorgnis von Alex verstehen konnte, so wusste sie doch, dass Sewarion sich um das Mädchen kümmern würde und es am Besten war, die Verhandlung so schnell wie möglich zu beenden, auch im Sinne von Tamara. Etwas widerwillig setzte sich Alex wieder hin. Sie wusste, dass es so die bessere Lösung war und Tamara nach dem Ende der Verhandlung wieder etwas ruhiger wurde, aber dennoch ließ die Sorge um ihr Kind sie nicht los. Das Ergebnis war schnell verlesen und erfreut atmeten alle durch, als der Richter nun offiziell verkündete, dass es sich bei dem Mädchen um Tamara Rietz handelte. Er fügte noch hinzu, dass das Ergebnis gerichtlich anerkannt sei und somit nun alles seinen geregelten Gang gehen würde. Den Wutausbruch von Mareike nahmen Alex und Michael nur noch am Rande war, da sie nach dem Ende der Verhandlung sich auf dem schnellsten Weg zu Tamara machten. Schnell fanden sie diese zusammen mit dem Staatsanwalt in der Cafeteria. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Alex auch gleich besorgt nach. Erstaunt schaute Tamara sie und Michael an, auch wenn sie nun schon einige Zeit hier saß, hatte sie mit den Beiden nicht so schnell gerechnet. „Ist die Verhandlung schon fertig?“, fragte sie nach, ohne Alex’ Frage zu beantworten. „Ja, nun ist es offiziell, dass du Tamara bist.“, sagte Michael glücklich. Währenddessen hatte sich Alex schon neben Tamara gesetzt. „Warum bist du vorhin raus gerannt?“, wollte Alex wissen. Die immer noch leicht geröteten Augen ihrer Tochter hatte sie bereits wahrgenommen. Erwartungsvoll schauten sie die vier Erwachsenen an. Ehe sie jedoch antworten konnte, trat ein Junge an den Tisch. Kirkitadse sah gleich, dass es der Junge aus der Verhandlung war, während Isabella Schullien, Alex und Michael ihn nur verwundert anschauten. „Glücklich?“, fragte er lediglich in einem vorwurfsvollen Ton. Nun waren die drei Erwachsenen total verwirrt. Alex schaute Tamara an und sah die Verzweiflung in ihren Augen. Liebevoll nahm sie sie in den Arm. So langsam bekam sie eine Vermutung, wer dieser Junge war. „Ich kann es nicht fassen. Ich bin heute extra mit hergekommen, weil ich nicht glauben konnte, dass du zu so etwas fähig bist. Obwohl Mama mir gesagt hat, dass du ein berechnendes Miststück bist.“ Als er sah, wie diese fremde Frau, die die Mutter seiner „Schwestern“ sein sollte, diese in den Arm nahm, wurde er richtig wütend und brachte das auch mit seinen Worten zum Ausdruck. Wütend sprang Tamara auf. „Wie ich zu so etwas fähig bin? Das willst du wissen?“ Sie schrie das förmlich heraus, ihre Enttäuschung über das Gehörte war nur zu deutlich zu hören und das Zittern, was von ihr ausging, unterstrich dies noch. „Ich war nicht diejenige, die ein fremdes Kind entführt hat und es als ihr eigenes ausgegeben hat, um es dann zu behandeln wie Dreck.“ „Also doch, du lässt dir von Fremden irgendwas versprechen und machst dafür unsere Familie kaputt. Mama hatte Recht. Sie hat gesagt, ich soll mitkommen und es mir anschauen, weil ich es sonst nicht glauben würde.“ Die Augen von Patrick waren eiskalt. Seine Wut war noch immer zu hören, aber auch die Verachtung, die er Tamara entgegen brachte. Nun war allen Anwesenden klar, um wen es sich handelte. Schnell stand Michael auf und zog ihn etwas unsanft vom Tisch weg, um zu verhindern, dass diese Situation vielleicht noch eskalierte. Er wusste, dass nicht nur Tamara sich weiter aufregen würde, sondern auch Alex. Zum Schutz seiner Familie wollte er diese Auseinandersetzung so schnell wie möglich beenden. Am Eingang zur Cafeteria hielt er erst an. „Warum du so reagierst, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Du weißt, was sie Tamara angetan hat und dass es ihr sehr schlecht geht. Aus diesem Grund ist es auch besser, du gehst jetzt.“, sagte er im ruhigen, aber dennoch sehr ernstem und bestimmendem Tonfall. Patrick wollte noch etwas sagen, aber das Auftreten und vor allem der Blick von Michael hielten ihn dann doch davon ab. Schnell wandte er sich ab und ging davon.
Als Michael zurückkam, waren die anderen Vier schon zum Aufbruch bereit. Sie hatten beschlossen so schnell wie möglich zu fahren, um ein mögliches Aufeinandertreffen mit Mareike zu verhindern. Der Auftritt von Patrick reichte schon und es war Tamara anzumerken, dass die Vorwürfe von ihm sie sehr schwer trafen. Sie hatten ausgemacht, bei Alex in der Wohnung alles weitere zu besprechen. Während der Fahrt sprach Tamara kein Wort und auch zu Hause angekommen war sie noch immer in Gedanken. Von der Unterhaltung der Erwachsenen nahm sie nichts wahr. Erst als Alex sie tröstend in den Arm nahm, schreckte sie aus ihren Grübeleien auf. Verwirrt, weil sie aus ihren Gedanken gerissen wurde, schaute sie Alex an. „Grüble nicht so viel, es bringt nichts. Er war verletzt und wütend, deswegen hat er auch so einen Mist erzählt.“, sprach Alex sie liebevoll an. „Ich weiß….“, antwortete Tamara zögerlich. „Aber wir haben immer zusammengehalten. …“ Nur leise sprach Tamara weiter. Ihre Stimme zitterte leicht. „Warum hat er sich von ihr dazu benutzen lassen? Sie hat das doch extra gemacht, weil sie weiß, dass sie mir damit wehtun kann.“ Nun konnte sie die Tränen, die sie bisher mühsam unterdrückt hatte, nicht mehr zurückhalten. Weinend lag sie in den Armen von Alex. Ihr Körper bebte und nur noch das Schluchzen war zu vernehmen. Einige Zeit später war sie vor Erschöpfung eingeschlafen. Ihr Körper forderte die Erholung, die er in der letzten Nacht nicht finden konnte, da die Angst vor der Verhandlung sie bis in den Schlaf begleitet hatte. Auf ein Zeichen von Alex nahm Michael sie vorsichtig hoch und brachte sie in das Zimmer, was seit gut zwei Wochen ihr gehörte und legte sie ins Bett. Anschließend ging er zurück zu den Anderen. „… Verstehen kann ich es nicht. Sie bekämpft Tamara fast so, als hätte sie ihr was Schlimmes angetan. Wie kann man einem Kind nur so etwas antun?“, hörte Michael Isabella sagen, als er sich neben Alex setzte. „Tami erzählt nicht viel, aber wenn, kann man sehr deutlich heraus hören, dass sie sie nie als Kind wahrgenommen hat. Eher als einen Erwachsenen. Ich habe das Gefühl, als wenn Tami die Verantwortung für sie übernehmen musste, da sie selber mit ihrem Leben nicht zu recht kommt.“, gab Alex zu Bedenken. „Trotzdem ist es unmöglich, dass sie wie ein trotziger Teenager alles versucht, um Tami zu schaden. Etwas mehr Vernunft kann man von ihr schon erwarten.“, mischte sich nun Michael in die Unterhaltung ein. Auch ihm war anzumerken, dass er empört war über das Geschehen im Gericht. „Andererseits wenn ich überlege, wie sie damals die Schwester im Krankenhaus angemacht hat, als diese ihr angeblich das falsche Frühstück gebracht hatte. Grauenhaft.“ Bei der Erinnerung daran, schüttelte er nur den Kopf. „Sie ist regelrecht zu einer Furie geworden, nur weil ihr etwas am Frühstück nicht gepasst hat. Ihr Mann, der kurz danach kam, wurde ebenfalls wegen einer Kleinigkeit noch angeschrieen. Damals habe ich nur gehofft, diese Frau niemals wieder sehen zu müssen.“ Gemeinsam sprachen sie noch darüber, wie es nun weiter gehen würde. Kirkitadse und Frau Schulien sagten, dass sie sich darum kümmern würden, die Zeugnisse von Tamara auf den richtigen Namen umschreiben zu lassen, so dass sie an einer Schule angemeldet werden könnte. Sie sprachen auch noch darüber, dass ein Umzug in eine neue Wohnung nun dringend notwendig wäre. Der Staatsanwalt und seine Freundin versprachen bei dem Umzug zu helfen, da Alex selber ja nichts mehr machen konnte. Es musste nur noch eine passende Wohnung gefunden werden.
Wer weiß was Mareike, Patrick so alles für Lügenmärchen noch erzählt hta. Zum Glück konnte sich Tami beruhigen. Da kann ja einer glücklichen Zufunkt jetzt nix mehr im Wege stehen.